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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Michel, Wilhelm: Internationale Kunstausstellung München 1913, [2]: Schweden, Dänemark, Frankreich, Belfien, Holland, Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0202

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Internationale Kunstausstellung München igij-

HALFDAN STRÖM—BVGDÖ BEI KRISTIANIA. GEMÄLDE »IM WALDE«

fruchtbarkeit geschlagen — mit den Ausnahmen
freilich, die beispielsweise in Spaniens Falle
zu Gunsten einiger sehr isolierter Könner zu
machen sind. Auch Rumänien und teilweise
Ungarn zeigen sich recht unvorteilhaft. Da-
gegen fühlt man in der Produktion Belgiens,
eines künstlichen und noch dazu national zer-
klüfteten Staatengebildes, einen zentralen, leb-
haft wirkenden Genius; Norwegen und Däne-
mark sind in ihrer Gesamtqualität dem mit
Machtfülle gesättigten Koloß Rußland weit
überlegen. Wie sind alle diese Dinge begrün-
det? Dinge, die noch verwickelter werden
durch Zusammenhänge mit der Vergangenheit,
die uns ein Zufluten und ein Zurückebben der
künstlerischenProduktionskraft in den einzelnen
Ländern zeigt, ohne daß es möglich wäre, be-
friedigende Endursachen dafür zu finden. Das
altberühmte Beispiel für die vollkommene künst-
lerische Entgötterung eines Landes, Italien, hat
wohl schon jedem Kunstkenner zu denken ge-
geben. Eine Antwort oder ein Prinzip der Be-
antwortung haben auch wir nicht bereit. Es sind
die Erscheinungen selbst, die sich gerade bei
einer internationalen Ausstellung sehr lebhaft
aufdrängen, und die Frage ist nur die, ob hier

nicht der Stoff für eine sehr fesselnde kunst-
historische Monographie gegeben wäre? Eine
kunst- und kulturgeschichtlich ergebnisreiche
Arbeit, der durch das Vorhandensein des mo-
dernen Begriffes einer „Gesamthistorie" jeden-
falls eine unvergleichliche Unterlage geboten ist.

Österreich hat diesmal das Prinzip ein-
zelner repräsentativer Sonderausstellungen ge-
wählt. Die dekorative Aufmachung schließt, wie
angedeutet, diese Gruppe von Einzelkabinetten
wirksam zusammen; diesem lebhaft prononcier-
ten Rahmen fügen sich die einzelnen, kollek-
tiv vertretenen Meister gut ein , infolge einer
durchgehenden zeichnerischen Grundstimmung
ihrer Werke. Illustrativ, liebenswürdig, idyl-
lisch ist Jan Preisler-Prag, delikat und
geistreich gibt sich Franz Rumpler-Wien
in seinen Akten, Porträts und Blumenstücken,
vornehmlich aber in seinen Landschaften. Bei
Karl Sterrer-Wien steigert sich der zeich-
nerische Grundzug gar zur Übermodellierung,
zur Überladung mit plastischem Detail, die
schädlich wirken würde, wäre nicht, wie bei
seiner „Heiligen Familie" zugleich großes Ge-
wicht auf starke Gruppen- und Silhouetten-
wirkung gelegt. Lebhafte dekorative Tenden-

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