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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Burger, Fritz: Carl Schwalbach - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0295

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C. SCHWALBACH-
MÜNCHEN.

TITELBLATT.
STEINZEICHNG.

CARL SCHWALBACH-MÜNCHEN.

VON FRITZ BURGER.

Schwalbach ist keiner von den vielen allzu-
vielen der jungen Generation, die in der
Gefolgschaft neuer oder alter Schlagwörter vom
Künstler zum Artisten werden und das Zauber-
spiel der Phantasie zum Gauklertum erniedrigen.
Er nimmt es bitter ernst mit seiner Kunst. Das
Schaffen geht ihm nicht so leicht von der Hand.
Es ist Arbeit des künstlerischen Geistes, die
hier geleistet wird. Das fühlt man aus allen
seinen Werken deutlich heraus. Gewiß sind sie
frei von der Qual des Suchens, von dem Proble-
matischen des jungen Genies, aber etwas von
der Schmerzlichkeit der Geburt alles Leben-
digen, von der harten Notwendigkeit und den
Nöten des Lebens haftet doch all seinen
Gestalten an. Das subjektive Verhalten des
Schaffenden ist langsam zum objektiven Problem
der Gestaltung geworden. Schwalbach will
keine bloßen Figuren oder Akte in interessanten
Posen und grandioser Bühne malen, keine
Geistesheroen in titanischer Kraftentfaltung
oder anmutige Leiber im olympischen Faulenzer-

tum. Seine Gestalten sind zeit- und gewisser-
maßen auch geschlechtlos, wie seine „Natur".
Keine Menschen im freien selbstbewußten Tun,
keine Geschichten mit rührendem oder tragischen
Inhalte, sondern die ewige Geschichte alles
Geschehens, die große Kosmogenie, die im
menschlichen Leben sich äußert! Daher sucht
er nicht das Spezifikum des Menschlichen wie
die Künstler der Renaissance, noch das Ani-
malische wie manche modernen Romantiker, die
den urweltlichen Dämmerzustand der Mensch-
heit propagieren, sondern die triebartig-instink-
tiven Äußerungen menschlicher Lebendigkeit,
das heilige Gesetz, das alles Denken und Emp-
finden beherrscht, jene große metaphysische
Lebenseinheit, in der Seele und Körper, Handeln
und Empfinden eins sind, alles Leben seelische
Empfindung, alle Empfindung zum lebendigen
Gesetze wird. Bei solchen aufs Transzenden-
tale gerichteten Absichten ist jede rationa-
listische Beschreibung empirischer Wirklich-
keit unmöglich. Die Renaissance liebte aus

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