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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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A. R.-R.: Zu neuen Arbeiten von Emanuel Jos. Margold
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0483

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ARCHITEKT EM. J. MARGOLD — DARMSTADT.

»FRUHSTUCKS-ECKE IM SPEISEZIMMER«

ZU NEUEN ARBEITEN VON EMANUEL JOS. MARGOLD.

In diesem Hefte sind neue Arbeiten des Archi-
tekten E. J. Margold abgebildet. Wohnräume,
repräsentative Interieurs, Ladeneinrichtungen,
Stoffmuster, Glasmalereien, Titelblätter. Ge-
schmackvolle, klare, verständliche Arbeiten,
die der Erläuterung nicht bedürfen. Es mag
daher erlaubt sein, sie als Anlaß wahrzunehmen,
um ein wenig „daneben zu reden".

Margold kam aus Wien nach Darmstadt.
Wien ist eine merkwürdige Stadt. Künstle-
rische Gewissenhaftigkeit und Tüchtigkeit haben
keine besondere Geltung in ihr, dafür aber
Manieren und Manien. Gewichtigkeit jeder
Art wird als zu schwer empfunden. Menschen
und Werke, die sich groß und wichtig auftun,
hat der Wiener nie geliebt und liebt sie auch
heute noch nicht; er möchte gern alles „herzig"
finden können und estimiert das Gefällige,
Kokette, Elegante, Schmeichlerische. Die
Putzsucht ist weit verbreitet. Man verlangt
und macht Komplimente, in Redensarten und

Taten. Wien ist keine stolze, aber eine eitle
Stadt. Auch die Kunst, die anderswo herbe,
ernste Männerarbeit und manchmal gar reiner
Gottesdienst ist, muß in Wien der Gefallsucht
willfährig sein, wenn sie Erfolg haben will. Des-
halb nähert das sich oft der Bonboniere, was
die Wiener Kunst hervorbringt. Den Wiener
Verlockungen zu widerstehen, ist sicherlich
kein Leichtes, zumal man dafür gelobt, bezahlt
und betitelt wird. Viele Begabte sehen wir
unterliegen, sich fügen und die begehrte Galan-
terieware liefern. Nur wenige widerstehen,
aber immerhin doch einige, und diese sind es,
die den ernsthafter Gearteten das Leben in Wien
möglich machen. Denn es wäre zum Verzagen,
wenn in dieser laulich-süßlichen Atmosphäre
ein paar widerspenstige Geister nicht ihre dem
Kitsch feindliche Art bewahrt hätten. E. J. Mar-
gold gehört zu diesen. Früher in Wien und jetzt
unter ähnlichen Umständen in Darmstadt. Er
ist uneitel. — Vielleicht nicht vom Anfang so

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