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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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A. R.-R.: Zu neuen Arbeiten von Emanuel Jos. Margold
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0484

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Arbeite?i von Emanucl Jos. Margold.

gewesen, aber später so geworden. — Wäre
er eitel, so eitel, wie man es in Wien und auch
schon in Darmstadt ist, würde er, wie mancher
seiner Schulgenossen, seine künstlerische Her-
kunft zu verleugnen, zu vertuschen trachten,
um sich mit einer scheinbaren Eigenwüchsigkeit
zu brüsten. Margold tut das nicht. Er ist tra-
ditionstreu, weil er das ihm durch die Schule
Überlieferte als wertvoll erkannte. — Was es
tatsächlich ist. —• Er macht keine „originellen"
Gesten, weil ihm das zu spielerisch, zu schau-
spielerisch ist, und er bescheiden dienen, sich
einem größeren Ganzen einordnen will. Er ist
keine aufgebauschte Größe, aber ein tüchtiger,
brauchbarer Werkmeister. Er proklamiert keine
Verheißungen, Erlösungen, sondern wirkt ruhig
sein Teil Kulturbeitrag im Haushalt der Gesell-
schaft. Er experimentiert nicht, namentlich
nicht auf Kosten anderer. Das ist einer der
wichtigsten Vorzüge, die ihn vor vielen seiner
Kollegen auszeichnen. Er müht sich nicht, um
jeden Preis „modern" zu wirken. Bloß ganz
junge Leute mühen sich noch darum, oder doch
um den möglichen „Schein" der Modernität.

Sie haben noch nicht die geistige Enge ihres
Strebens erkannt, nicht den Barbarismus, der
im ungestümen Verlangen nach traditionsloser
Neuheit und nichts als nur Neuheit liegt. Für
jene unter ihnen, die nicht vertrauen können,
nicht glauben wollen, ergibt sich nach wenigen
Jahren, dann aber umso sicherer, das schreck-
hafte Erkennen, wie schnell mancherlei von
dem, das sie für lebendige Neuheit hielten, altert
und historisch wird.

Die Zeit der Kunstwirren währt noch immer,
doch mehren sich die Anzeichen des Beginnes
der endlichen Entwirrung. In verschiedenen
Orten wirken unabhängig von einander, — die
Gemeinschaft besteht nur im gleichen Verlangen
nach Läuterung — Männer mit ruhiger Kraft
gegen den epidemischen Zustand der Kunst-
gewerblerei, der der wahrhaft wertgrädigen
Gewerbekunst durch den überhandnehmen-
den Dilettantismus und die damit zusammen-
hängende Plünderung alter Stilelemente, die
neuerdings wieder beobachtet werden kann,
schädlich wird. Einer dieser Männer ist Mar-
gold. Er hat ein empfängliches und innerlich

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