Professor Albin Egger-Lienz.
die sehnsuchtsvoll zu den Bergen blickt,
Sehnen und Erwartung in jeder Linie, der ist
Dichter und Seher, seien Worte oder geschaute
Formen sein Ausdrucksmittel. Und dann die
herb geschaute Frau mit den arbeitsschweren
Händen auf dem gesegneten Leib in dem groß-
zügigen Gemälde „Das Leben".
Man spricht so oft an falscher Stelle vom
Erdgeruch in der Kunst. Bei Egger-Lienz muß
ihn spüren, wer offenen Sinnes ist. Doch, daß
dem Künstler auch andere Aufgaben liegen,
wenn er sie nur in seiner Sprache ausdrücken
darf, zeigt der Wandfries für die Stadt Wien
„König Etzels Einzug in Wien". Aus künstle-
rischem Bedürfnis läßt der Meister bei einem
der Pferde zwei Beine fehlen, denn schon in
den gegebenen ist der Rhythmus des Vorwärts-
dringens stark genug ausgesprochen. Schlicht
und feierlich schreitet der Zug der Frauen, jede
Bewegung, jede Linie abgewogen. Voll innerer
PROFESSOR A. EGGER-LIENZ.
GEMÄLDE »DER BAUER«
XVIII. April 1915. 4
39
die sehnsuchtsvoll zu den Bergen blickt,
Sehnen und Erwartung in jeder Linie, der ist
Dichter und Seher, seien Worte oder geschaute
Formen sein Ausdrucksmittel. Und dann die
herb geschaute Frau mit den arbeitsschweren
Händen auf dem gesegneten Leib in dem groß-
zügigen Gemälde „Das Leben".
Man spricht so oft an falscher Stelle vom
Erdgeruch in der Kunst. Bei Egger-Lienz muß
ihn spüren, wer offenen Sinnes ist. Doch, daß
dem Künstler auch andere Aufgaben liegen,
wenn er sie nur in seiner Sprache ausdrücken
darf, zeigt der Wandfries für die Stadt Wien
„König Etzels Einzug in Wien". Aus künstle-
rischem Bedürfnis läßt der Meister bei einem
der Pferde zwei Beine fehlen, denn schon in
den gegebenen ist der Rhythmus des Vorwärts-
dringens stark genug ausgesprochen. Schlicht
und feierlich schreitet der Zug der Frauen, jede
Bewegung, jede Linie abgewogen. Voll innerer
PROFESSOR A. EGGER-LIENZ.
GEMÄLDE »DER BAUER«
XVIII. April 1915. 4
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