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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Frühjahrs-Ausstellung der neuen Münchner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0094

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Frühjahrs-Ausstellung der Neuen Münchner Secession.

dem Vorbehalte, daß sie über das Richtung-
hafte noch nicht hinausgekommen sind.

Frei und selbständig steht dagegen Adolf
Schinnerer vor . uns mit seiner rasch und
geistvoll hingewor'enen Badeszene, die gleich-
wohl mehr spezifisches Gewicht hat als die
geistreiche Illustratoren-Manier Otto Kopps.
Begabungen, die sich schon mit einiger Freiheit
jenseits der Programmforderungen und der
Einflüsse von fremden Formen her zu bewegen
beginnen, fand ich ferner in Hermann Lis-
mann—Frankfurt, in Oskar Coester, der
in einem außerordentlich stark erlebten Bildnis
sein bestes bot, und in Adolf Erbslöh, dessen
hier abgebildeter farbenschöner Akt gut gemalte
Partien aufwies, gegen Stellen, die vor dem
Originale störend auffielen. J. W. Schülein,
der mir auf früheren Ausstellungen besser ver-
treten schien, dürfte sich in einer Zeit des
Suchens und Vorbereitens befinden, ähnlich
wie Hans Barthelmess, dessen liegender Akt
bei gelungenen Einzelheiten im ganzen verfehlt
war. Gustav Jagerspacher behandelte
einen ähnlichen Vorwurf im Sinne des schön-

heitsuchenden, von einem erlesenen Farben-
geschmack getragenen Realismus. Karl Hof er-
Berlin brachte zwei unnötig vergrößerte Aus-
drucksstudien. Nicht weit von seinen Bildern
hing eine starke Leistung Konrad Wester-
mayrs, eine Szene bei Lampenlicht, die ähnlich
wie die Arbeiten G. Nymanns und D. Nückes
eine günstige Entwicklung trefflicher Ansätze
erwarten ließ. Um die Malerei großen Stiles
zeigte sich Moriz Melzer — Berlin ernsthaft
und mit höchst ansprechendem Geschmack be-
müht. Die Farbenklänge des hier abgebildeten
Werkes waren von seltener Schönheit. Ein
zweites Bild, ein Frauenraub, war noch reicher
an innerlich notwendigen, aus dem Geiste der
Sache entstandenen Raum- u. Linieneindrücken.
In dieser Beziehung fehlt es noch einigermaßen
dem farbenfrohen Stuttgarter Joseph Eberz,
dessen Kreuzigungskomposition über den Sche-
matismus geschmackvoller Flächengliederung
nicht hinaus kam. Verfehlte er so die Tiefe
seiner religiösen Darstellung , so hat er doch
auch ihre Verzerrung ins Groteske vermieden,
die Melz er bei einem dritten Bilde betätigte.

■So
 
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