Hans Sturzenegger—Scha fj hausen.
HANS STURZENEGGER- SCHAFFHAUSEN.
STUDIE »ARBEITENDE CHINESINNEN«
Fleischpartien zu dunklen Gewandteilen. Dazu
kommt ein reiches Spiel von Bewegungen und
Gegenbewegungen. Daneben pflegt der Künst-
ler auch sehr das Porträt.
Das Kolorit Sturzeneggers ist vornehm, zu-
rückhaltend und von feiner Nuancierung. Er
vermeidet starke Kontrastwirkungen, überhaupt
starke Farben und hat eine Vorliebe für graue,
manchmal ins grauviolette spielende Töne. Die
zeichnerische Form ist immer sehr überlegt,
sehr kultiviert. Es zeigt sich ein Streben nach
dem Einfachen, dem Dekorativen, nach einer
guten Silhouettwirkung, einer geschlossenen
Gesamtform. Sehr erwogen ist auch die Kom-
position. Der Künstler arbeitet ein Motiv oft
mehrere Male um, bis ihn eine Lösung ganz be-
friedigt. So gibt es von manchen Bildern ver-
schiedene Versionen, von denen aber jede ein
selbständiges, neues Werk ist.
Ganz persönlich ausgebildet hat der Maler
das Aquarell, genauer die aquarellierte und ge-
tönte Zeichnung. Zum raschen Festhalten von
Eindrücken, vor allem auf Reisen, eignet sie
sich besonders gut. Und Sturzenegger reist viel.
Die Schweiz bietet ihm nicht Anregung genug.
Jedes Jahr unternimmt er eine längere, künstle-
risch immer bedeutsame und fruchtbare Studien-
reise ins Ausland. So weilte er 1910 inHolland.
1911 war er zum ersten Male in Indien, 1912
zog er durch Südfrankreich und das Jahr 1913
brachte den zweiten indischen Aufenthalt. Die-
ses Reisen trug zur Entwicklung des Aquarells
viel bei. Der Künstler leistet heule Meisterliches
in dieser Technik, schafft Werke von außer-
ordentlicher Feinheit, von weicher, freier
malerischer Haltung und großer Tonschönheit.
Während Sturzenegger bei seinem ersten
Indienaufenthalt nur aquarellierte, hat er wäh-
rend seines zweiten, dem die beigegebenen Ab-
bildungen entstammen, auch viel in Öl gemalt.
Indien übt seit einiger Zeit eine besondere
Anziehungskraft auf die europäischen Künstler
aus. Man denke nur an Besnard, der im Alter
von sechzig Jahren noch nach Indien ging und
dort erstaunlich viel künstlerische Anregung
empfing. Auch auf die Kunst Sturzeneggers
haben die beiden Indienreisen, besonders die
zweite, befruchtend, bereichernd gewirkt. Sie
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HANS STURZENEGGER- SCHAFFHAUSEN.
STUDIE »ARBEITENDE CHINESINNEN«
Fleischpartien zu dunklen Gewandteilen. Dazu
kommt ein reiches Spiel von Bewegungen und
Gegenbewegungen. Daneben pflegt der Künst-
ler auch sehr das Porträt.
Das Kolorit Sturzeneggers ist vornehm, zu-
rückhaltend und von feiner Nuancierung. Er
vermeidet starke Kontrastwirkungen, überhaupt
starke Farben und hat eine Vorliebe für graue,
manchmal ins grauviolette spielende Töne. Die
zeichnerische Form ist immer sehr überlegt,
sehr kultiviert. Es zeigt sich ein Streben nach
dem Einfachen, dem Dekorativen, nach einer
guten Silhouettwirkung, einer geschlossenen
Gesamtform. Sehr erwogen ist auch die Kom-
position. Der Künstler arbeitet ein Motiv oft
mehrere Male um, bis ihn eine Lösung ganz be-
friedigt. So gibt es von manchen Bildern ver-
schiedene Versionen, von denen aber jede ein
selbständiges, neues Werk ist.
Ganz persönlich ausgebildet hat der Maler
das Aquarell, genauer die aquarellierte und ge-
tönte Zeichnung. Zum raschen Festhalten von
Eindrücken, vor allem auf Reisen, eignet sie
sich besonders gut. Und Sturzenegger reist viel.
Die Schweiz bietet ihm nicht Anregung genug.
Jedes Jahr unternimmt er eine längere, künstle-
risch immer bedeutsame und fruchtbare Studien-
reise ins Ausland. So weilte er 1910 inHolland.
1911 war er zum ersten Male in Indien, 1912
zog er durch Südfrankreich und das Jahr 1913
brachte den zweiten indischen Aufenthalt. Die-
ses Reisen trug zur Entwicklung des Aquarells
viel bei. Der Künstler leistet heule Meisterliches
in dieser Technik, schafft Werke von außer-
ordentlicher Feinheit, von weicher, freier
malerischer Haltung und großer Tonschönheit.
Während Sturzenegger bei seinem ersten
Indienaufenthalt nur aquarellierte, hat er wäh-
rend seines zweiten, dem die beigegebenen Ab-
bildungen entstammen, auch viel in Öl gemalt.
Indien übt seit einiger Zeit eine besondere
Anziehungskraft auf die europäischen Künstler
aus. Man denke nur an Besnard, der im Alter
von sechzig Jahren noch nach Indien ging und
dort erstaunlich viel künstlerische Anregung
empfing. Auch auf die Kunst Sturzeneggers
haben die beiden Indienreisen, besonders die
zweite, befruchtend, bereichernd gewirkt. Sie
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