Kriegergrabmalentwürfe der Wiesbadener Gesellschaft für Grabmalkunst.
entwürfe: ernst haiger—München. »krieger-grabmale in Kalkstein«
das begeistert und ehr-
furchtsvoll Geschaffene
dem kommenden Ge-
schlecht zum Gespötte
werden könnte, wie es
nach 1870 so oft ge-
schehen ist. Lieber gar-
nichts, keinen Stein,
kein Kreuz, sagte mir ein
Schwerverwundeter, als
ein Denkmal, das man
einst als Gegenbeispiel
abbilden wird. Nir-
gends in der Welt ist
der seichte, weibische
Tand verächtlicher als
hier, all das sentimen-
tale Drum und Dran,
mit dem der Spießbürger
und sein Helfer, der
künstlerisch gewissen-
lose Fabrikant, selbst
das ernsteste aller Grä-
ber verunzieren möch-
ten. Ichhabe erprobt,daß
diese Erwägung, richtig
vorgetragen, leicht Ge-
hör findet auch bei sol-
ernst haiger. »krieger-grabmal in kalkstein«
chen Angehörigen, die
mit einem Feuerwerk
von Sinnbildern und
Zierformen im Kopfe an
die Bestellung heran-
traten. Sie gaben eines
nach dem andern auf, als
der Berater sie fragte,
was wohl der gefallene
junge Held zu dem kun-
terbunten Gedanken-
spiel sagen werde, er,
der als ein Muster
schlichter,knapperSach-
lichkeit gelebt hatte und
gestorben war. Nun
hatte der Künstler für
seine gediegenen Vor-
schläge endlich freie
Bahn. Ich höre gern,
daß der Sinn für sachge-
mäße Lösung dieser Auf-
gaben sichtlich wächst.
Es wäre zu verwundern,
wenn die geduldige Vor-
arbeit, die jetzt über ein
Jahrzehnt mit Hingabe
geleistet worden ist,
269
entwürfe: ernst haiger—München. »krieger-grabmale in Kalkstein«
das begeistert und ehr-
furchtsvoll Geschaffene
dem kommenden Ge-
schlecht zum Gespötte
werden könnte, wie es
nach 1870 so oft ge-
schehen ist. Lieber gar-
nichts, keinen Stein,
kein Kreuz, sagte mir ein
Schwerverwundeter, als
ein Denkmal, das man
einst als Gegenbeispiel
abbilden wird. Nir-
gends in der Welt ist
der seichte, weibische
Tand verächtlicher als
hier, all das sentimen-
tale Drum und Dran,
mit dem der Spießbürger
und sein Helfer, der
künstlerisch gewissen-
lose Fabrikant, selbst
das ernsteste aller Grä-
ber verunzieren möch-
ten. Ichhabe erprobt,daß
diese Erwägung, richtig
vorgetragen, leicht Ge-
hör findet auch bei sol-
ernst haiger. »krieger-grabmal in kalkstein«
chen Angehörigen, die
mit einem Feuerwerk
von Sinnbildern und
Zierformen im Kopfe an
die Bestellung heran-
traten. Sie gaben eines
nach dem andern auf, als
der Berater sie fragte,
was wohl der gefallene
junge Held zu dem kun-
terbunten Gedanken-
spiel sagen werde, er,
der als ein Muster
schlichter,knapperSach-
lichkeit gelebt hatte und
gestorben war. Nun
hatte der Künstler für
seine gediegenen Vor-
schläge endlich freie
Bahn. Ich höre gern,
daß der Sinn für sachge-
mäße Lösung dieser Auf-
gaben sichtlich wächst.
Es wäre zu verwundern,
wenn die geduldige Vor-
arbeit, die jetzt über ein
Jahrzehnt mit Hingabe
geleistet worden ist,
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