Große Berliner Kunstausstellung JQiß-
an die Zeiten des Symbolismus' erinnernden,
sehr großen Frauenbildnis, daß er auch als
Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur
nicht aufgehört hat, Maler zu sein.
Wie sich die Anschauungen ändern! Vor
mehreren Jahren mußte das „Bacchanale" von
Leo Putz sittlicher Bedenken wegen aus der
Ausstellung der „Scholle" im Münchner Glas-
palast verschwinden. Hier wirkt die phan-
tastische Szene mit den weißen und braunen
Bären und den Panthern, die sich in verliebter
Brunst auf üppige nackte Weiber gestürzt ha-
ben, auch nicht im geringsten mehr sensationell.
Der lustige Einfall ist am Ende doch zu sehr
auf hübsche Farbenflecke hin gemalt, als daß
der Gegenstand an sich die Aufmerksamkeit
besonders erregen könnte. Der Radierer Paul
Herrmann scheint seinen bildhauernden und
malenden Berliner Kollegen ein besonders
dankbares Objekt ihrer Kunst zu sein. Martin
Schauß hat seinen ausdruckvollen Kopf mo-
delliert und Georg Ludwig Meyn den Freund
als Kniestück gemalt, wobei ihm leider das Un-
glück passierte, daß er die Maße des Ober-
körpers völlig verfehlte. Mit Vergnügen sieht
man hier Walter Geffckens Gruppenbild „Aus
dem Kreise der Zwanglosen" wieder, sechs
Herren, die plaudernd und rauchend beim Wein
in einem Zimmerchen sitzen. Dergleichen läßt
sich kaum besser machen, und man vergißt
gegenüber einer so ernsthaften Leistung fast,
daß Geffcken zu den Malern gehört, die alles
können, es aber niemals zu einer persönlichen
Anschauung und Ausdrucksweise bringen.
Von dem Ringen der Maler um eine neue
Kunst ist hier kaum etwas zu spüren. Fritz
Burger bemüht sich, in die Fußstapfen seines
Landsmannes Hodler zu treten, kommt aber
über den starken Kontur und die erkünstelte
Farbe nicht hinaus. Und was für unmögliche
Kniee hat sein „Deutsche Hoffnung" betitelter
Junge! Der sonst so tüchtige Künstler steht
wirklich in Gefahr, sich der leidigen Modernität
halber um sein Ansehn als Porträtmaler zu
bringen. Der Düsseldorfer Ernst Hardt wandelt
mit seinem etwas unmotiviert „Künstlerfest"
getauften Bilde nicht ohne Geschick auf den
Pfaden des Franzosen Guerin, während der
Dresdener Ludwig Muhrmann und Adolph
Eckhardt sich mit ihren Stilleben klugerweise
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an die Zeiten des Symbolismus' erinnernden,
sehr großen Frauenbildnis, daß er auch als
Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur
nicht aufgehört hat, Maler zu sein.
Wie sich die Anschauungen ändern! Vor
mehreren Jahren mußte das „Bacchanale" von
Leo Putz sittlicher Bedenken wegen aus der
Ausstellung der „Scholle" im Münchner Glas-
palast verschwinden. Hier wirkt die phan-
tastische Szene mit den weißen und braunen
Bären und den Panthern, die sich in verliebter
Brunst auf üppige nackte Weiber gestürzt ha-
ben, auch nicht im geringsten mehr sensationell.
Der lustige Einfall ist am Ende doch zu sehr
auf hübsche Farbenflecke hin gemalt, als daß
der Gegenstand an sich die Aufmerksamkeit
besonders erregen könnte. Der Radierer Paul
Herrmann scheint seinen bildhauernden und
malenden Berliner Kollegen ein besonders
dankbares Objekt ihrer Kunst zu sein. Martin
Schauß hat seinen ausdruckvollen Kopf mo-
delliert und Georg Ludwig Meyn den Freund
als Kniestück gemalt, wobei ihm leider das Un-
glück passierte, daß er die Maße des Ober-
körpers völlig verfehlte. Mit Vergnügen sieht
man hier Walter Geffckens Gruppenbild „Aus
dem Kreise der Zwanglosen" wieder, sechs
Herren, die plaudernd und rauchend beim Wein
in einem Zimmerchen sitzen. Dergleichen läßt
sich kaum besser machen, und man vergißt
gegenüber einer so ernsthaften Leistung fast,
daß Geffcken zu den Malern gehört, die alles
können, es aber niemals zu einer persönlichen
Anschauung und Ausdrucksweise bringen.
Von dem Ringen der Maler um eine neue
Kunst ist hier kaum etwas zu spüren. Fritz
Burger bemüht sich, in die Fußstapfen seines
Landsmannes Hodler zu treten, kommt aber
über den starken Kontur und die erkünstelte
Farbe nicht hinaus. Und was für unmögliche
Kniee hat sein „Deutsche Hoffnung" betitelter
Junge! Der sonst so tüchtige Künstler steht
wirklich in Gefahr, sich der leidigen Modernität
halber um sein Ansehn als Porträtmaler zu
bringen. Der Düsseldorfer Ernst Hardt wandelt
mit seinem etwas unmotiviert „Künstlerfest"
getauften Bilde nicht ohne Geschick auf den
Pfaden des Franzosen Guerin, während der
Dresdener Ludwig Muhrmann und Adolph
Eckhardt sich mit ihren Stilleben klugerweise
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