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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Sommer-Ausstellung der Münchener Secession 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0387

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PROF. W. KLEMM -WEIMAR. GEMÄLDE »FRÜHLING«

AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER SECESSION 1915.

Angesichts der Schwierigkeiten der gegen-
_ wärtigen Zeitlage hätte man der Münchener
Secession selbst für eine mittelmäßige Aus-
stellung als für eine beredte Offenbarung unserer
ungebrochenen Fähigkeit zu edlen Friedens-
werken zu danken gehabt. Um wieviel mehr
besteht diese Dankespflicht angesichts einer
reich beschickten Darbietung, der kaum etwas
von den ungewöhnlichen Umständen anzu-
merken ist, unter denen sie zustande kam, die
allenfalls um ein geringes, nur Kennern wahr-
nehmbares Maß hinter der Gesamtqualität
früherer Ausstellung zurückgeblieben ist.

Die ältere Führerschaft ist vollzählig und mit
kennzeichnenden Werken vertreten, die zu-
meist weit stärkere Ansprüche erheben und
sich dem Urteil gegenüber nachhaltiger be-
haupten, als die farbig zum Teil ganz amüsanten
Kleinigkeiten Franz von Stucks. Just dort,
wo der Farbeneffekt und der Illustratoreneinfall

am wenigsten mitsprechen, bei der als Huldi-
gung vor dem Zeitgeiste gedachten Kampfszene
„Feinde ringsum" fühlt man sich dem alten nai-
ven Zeichnungsvirtuosen Stuck verhältnismäßig
noch am nächsten. Albert von Keller und
Hugo von Habermann, dieser letztere be-
sonders mit seinem liebenswürdig klaren Selbst-
porträt, stellen sich der Farbenauffassung und
den Handgriffen nach wiederum ermutigend an
die Seite der strebenden Jugend, in diesen
Tagen, da sich schon mancher Orten deutliche
Spuren kunstreaktionärer Regungen gezeigt
haben, ein besonders zu würdigendes Verdienst.

Vor Leo Sambergers Porträtdarbietungen
brauchen wir nicht über das mächtig vor Augen
stehende Werk hinaus zu denken, um allen
Anlaß zu freudigster Anerkennung, ja zur Be-
wunderung zu haben. Das Bildnis des Königs
von Bayern in seiner so unbefangenen als wuch-
tigen Drastik ist ganz außerordentlich und mit

XVIII. September 1915. I

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