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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Sommer-Ausstellung der Münchener Secession 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0388

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Sommer-Ausstellung der Münchener Secession iQiß-

dem lebensprühenden Hayekkopfe zusammen
eine von Sambergers stärksten Malerleistungen.
Die Bildnisse M. Schiestl und gar Winternitz
fallen dagegen einigermaßen ab. Den unge-
meinen Seelenkenner- und Kennzeichner, den
die Psychologenleidenschaft zuweilen auch von
den Aufgaben des Malers abdrängt, bewundert
man angesichts des kompositioneil leider nicht
ganz gelösten Bildnisses P. Aschenbrenner so-
wohl, wie angesichts des außerordentlich geist-
voll aufgefaßten E. v. Seidl-Kopfes. Töricht
die Zeit, die sich durch an sich noch so be-
rechtigte Einwände vom Entwicklungsgeschicht-
lichen her die Freude an einem derart gewal-
tigen Meister der Bildniskunst verleiden ließe.

Auch Adolf Hengeler ist einer von unseren
Alten, die man so nehmen muß, wie sie nun
einmal sind. Er hat diesmal eine gut gemeinte
Kriegsfurie und irgend einen brav beschaulichen
Heiligen, aber das echte und eigentliche Erbe
Spitzwegs, das diese sonnig unbefangene Künst-

lernatur verwaltet, funkelt doch nur in der
warmen Tonigkeit der hier abgebildetenWäsche-
humoreske. Hengeler braucht solche anekdo-
tische Anlässe, aber er mißbraucht sie nicht.

Die von auswärts gekommenen Älteren bieten
keinen Anlaß, längst feststehende Urteile um-
zustoßen, am wenigsten L. Corinth, L. v.
Kalckreuth und W.Trübner. Vor Christian
Landenbergers „Kain" wie vor seinen „Ba-
denden Buben" bedauert man die Verirrung
einmal in motivlich Abgelegenes und dann in
ein zur Leere verführendes Format. Ein re-
ligiös-elegischer Studienkopf, der in schöner
Geberde und mit eigenartigem Farbenreiz gut
im Rahmen steht, versöhnt dagegen.

Ganz überraschend kommt Ludwig Dill,
nicht mit den beiden großen Landschaften,
gute Proben des von ihm gewohnten idyllisch
feierlichen Naturdienstes, sondern mit einem
Cyklus kleinformatiger Kriegsphantasien, in
denen der alte Mitkämpfer von 1870,71 zum

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