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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Bredt, Ernst Wilhelm: Bernhard Pankok als Graphiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0135

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Bernhard Pankok als Graphiker.

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b. pankok—stuttgart. radierung.

»grosse eiche mit kuhherde«

Breughel) ist ja doch ebenso geistesverwandt
—■ ja faszinierend Strich um Strich, wie das
aus verschiedenen Mitteln geborene Blatt
„Große Eiche mit Kuhherde". Pankok fesselt
grade in einem solchen Blatte vielleicht gleich-
mäßig stark als Seher, Empfinder, Techniker.

Man spricht jetzt viel von absoluter Graphik
— wie man seit Whistlers Zeiten viel von ab-
soluter Malerei sprach. So lange daraus kein
Dogma der Alleinseligwerdung gepredigt wird,
das Größen, wie Dürer, ja sogar manches von
Rembrandt zerschmettern würde, hat das Pro-
blem der reinen Graphik hohe Geltung. Denn
gewiß, je weniger der Graphiker Maler sein
will, je mehr er auf Mittel verzichtet, die der
Malerei mit Pinsel und Palette angehören, um
so höher steht er in seiner Kunst, die eben
wegen der Spärlichkeit der Mittel zuletzt doch
am höchsten steht. Pankok ist in diesen Blät-
tern so ein reiner Graphiker. Er löst die Ein-
zelaufgaben, das tiefe weiche Dunkel, die lichte
Ferne, das blühende Fleisch, die sehnige rauhe
Haut auf das einfachste in die schwarze Kunst

zu übersetzen, nicht aus einem kühlen Gedächt-
heraus , sondern genialisch zupackend. Ein
Könner nicht aus Wochentagschulung — nein,
aus tiefer Einsicht, aus starker Art. Pankok
ist auch als Graphiker nicht Soldat — ist Feld-
herr: Seine „Italienische Landschaft", sein
„Carlos Grethe", seine „Große Eiche mit Kuh-
herde" sind Feste deutscher Kunstart. Wenn
ich mit wenig Namen der Gegenwart umschrei-
ben sollte, was unter bester deutscher Kunst
zu verstehen ist, ich würde Pankoks Namen
mit an erster Stelle nennen. Was uns auch
Pankok gab, war Gabe eines Starken an Auge,
Geist und Herz, eines wahrhaftigen, kernigen
Deutschen in jedem Strich...... k. w. bredt.

£

Die Wissenschaft ergoßt den Verstand, sittliche Bei-
spiele und Normen ergötjen das moralische Ge-
fühl, aber die Kunst ergötzt den ganzen Menschen
durch ein Bild der ganzen Welt und beschäftigt den
Verstand, das Gefühl, den Willen und zunächst die
Sinne. Die Universalität ihres Gebietes und die
Totalität ihrer Wirkungen machen die Kunst zum
Erziehungsmittel allerersten Ranges. Schmidt-Hamburg.
 
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