Porzellane von Paul Scheurich.
von den farbig girrenden und flötenden, bellen-
den und quietschenden Grotesken des Paul
Scheurich. Nur, daß in vielen seiner Blätter
zugleich ein leises Erinnern an Spitzweg, an
diesen melancholischen Provisor und Pillen-
dreher, lebendig ist. Paul Scheurich ist die
graphische Apotheose der harmlosen Unmoral,
die in den intellektuell kokettierenden Kaba-
retts, bei den Marionetten und dem Ballett
lächelnd gedeiht. Die Figuren der russischen
Tänzer, die Scheurich für die Meißner Porzel-
lanmanufaktur modelliert hat, zeigen, daß er
auch beim plastischen Gestalten den Ernst der
kalten Welt überwinden und den Sinnen die
Freiheit Arkadiens auftun möchte.
Scheurichs Porzellane sind übermütig und
verlockend; man spürt an ihnen den hellen
Florettklang des harten Scherbens und das
Feuer, das ihn erglühte. Die Püppchen freuen
sich ihrer Nacktheit; wenn sie nach den Regeln
einer gewitzten Mode bekleidet sind, scheinen
sie erst recht Adam und Eva zu sein. Es ist
ihnen nichts verborgen geblieben; sie aber ver-
bergen temperierte Wallungen hinter einer
Maske des kühlen Unbeteiligtseins. Sie be-
wahren Distance; dadurch kommen sie uns nahe.
Sie haben einen Schimmer des Rätselhaften,
besonders dann, wenn ein plötzliches Er-
schrecken durch das Glück ihres gleißenden,
mit Farben geschmückten Daseins züngelt. Da-
bei sind sie immer schmerzhaft verliebt wie
Bajazzo und haben auf ihren Lippen stets einen
Vers von Oskar Wilde oder ein leichtfertiges
Bekenntnis zu Wedekind.....robert Breuer.
von den farbig girrenden und flötenden, bellen-
den und quietschenden Grotesken des Paul
Scheurich. Nur, daß in vielen seiner Blätter
zugleich ein leises Erinnern an Spitzweg, an
diesen melancholischen Provisor und Pillen-
dreher, lebendig ist. Paul Scheurich ist die
graphische Apotheose der harmlosen Unmoral,
die in den intellektuell kokettierenden Kaba-
retts, bei den Marionetten und dem Ballett
lächelnd gedeiht. Die Figuren der russischen
Tänzer, die Scheurich für die Meißner Porzel-
lanmanufaktur modelliert hat, zeigen, daß er
auch beim plastischen Gestalten den Ernst der
kalten Welt überwinden und den Sinnen die
Freiheit Arkadiens auftun möchte.
Scheurichs Porzellane sind übermütig und
verlockend; man spürt an ihnen den hellen
Florettklang des harten Scherbens und das
Feuer, das ihn erglühte. Die Püppchen freuen
sich ihrer Nacktheit; wenn sie nach den Regeln
einer gewitzten Mode bekleidet sind, scheinen
sie erst recht Adam und Eva zu sein. Es ist
ihnen nichts verborgen geblieben; sie aber ver-
bergen temperierte Wallungen hinter einer
Maske des kühlen Unbeteiligtseins. Sie be-
wahren Distance; dadurch kommen sie uns nahe.
Sie haben einen Schimmer des Rätselhaften,
besonders dann, wenn ein plötzliches Er-
schrecken durch das Glück ihres gleißenden,
mit Farben geschmückten Daseins züngelt. Da-
bei sind sie immer schmerzhaft verliebt wie
Bajazzo und haben auf ihren Lippen stets einen
Vers von Oskar Wilde oder ein leichtfertiges
Bekenntnis zu Wedekind.....robert Breuer.