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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Raphael, Max: Die Deutsche Landschaft als malerisches Sujet, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0152

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Die deutsche Landschaft als malerisches Sujet.

atJosph? -dCr Luft' der fühlbare Wechsel aller
still- d a"schen Schwankungen gerinnt, steht
den' unS ge findet sich Plötzlich vor hängen-
stets yandelbaren Wolken, wo es eben noch
Sensible ende Dünste gewohnt war. Das
^ebens^ Nervosität des atmosphärischen
der den R aufgehört- zugleich der Reichtum
demselb ?m konstituierenden Elemente. In
Anscha 6n ^enD'ick. in dem die synthetische
als Raun)1 jg des Auges die Einheit des Raumes
Werte H tv d'e s'cn vor<lrängenden Eigen-
die analr inge imRaum bedrängt sieht, stellt
tischen c fle eine starke Abnahme der op-
an die s.e"sationen fest. Unvermerklich tritt
eine gan 6 der Auffassung durch das Auge
rhein stet ande.rs geartete und schon am Nieder-
Die d e° Wir vor einer sentimentalen Natur.
beschriebUtSC'le ^an(lschaft, wie ich sie eben
e'n Wah ' ^are in ihrer optischen Zerrissenheit
^anz and6S geheuer, erwüchse ihr nicht von
Uns nür erer Seite eine Einheit. Wir brauchen
AÜSschaltUnbefangen d. h. unmalerhaft, unter
Auges v 'e(ler aktiven Energie unseres

drUck in°g Sie mnzustellen, um unter dem Ein-
gusses s fS ^esundenden, segnenden Ein-
^ründ '° °^ Zu Bühlen, daß diese Einheit ihren
lm Gefühl, im Gemüt hat. Je größer

auf der einen Seite die optische Zerrissenheit
war, desto zwingender ist auf der anderen die
gefühlsmäßige Einheit. Indem der äußere Sinn
nicht an den Dingen des Raumes haften kann,
wird die Realität für den Betrachter entmate-
rialisiert und der innere Sinn zum Klingen ge-
bracht. Jeder Eindruck einer deutschen Land-
schaft , der weit genug davon entfernt ist, uns
ein optisches Bild von auch nur geringer Ge-
schlossenheit und Einheit in der Vorstellung zu
erzeugen, wird ganz stark und deutlich ein
Sentiment in uns auslösen. Das Wohltuende
desselben empfinden auch die Maler, wenn sie
aus einer südlichen Landschaft in die deutsche
Heimat zurückkehren, deren Natur ihre allge-
meine Lebensintensität ernährt, während dort
mehr ihre Tätigkeitsorgane in Anspruch genom-
men waren. Wollen sie denn aber dieses Sen-
timent in optische Anschauung umsetzen, so
haben sie zwei Wege. Sie können es an dem
erregenden Gegenstand selbst oder indirekt an
ganz anderen Objekten, menschlichen Körpern,
Stilleben, Historien etc. tun; denn die mensch-
liche Phantasie ist j a nicht an dieVerknüpf ung des
erregenden Gegenstandes mit dem erregten Ge-
fühl gebunden, sie kann dieses trennen und be-
liebig mit ihm walten. Im ersten Fall, der reinen

P. SCHEURICH.
»ANBETER«
MEISSENER
PORZELLAN.

XIX.

April

1916. |

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