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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Hallema, Anne: Der Radierer W. O. J. Nieuwenkamp
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0284

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W. O.J. Nieuwenkamp.

Turme gesehen" kann gleiches gesagt werden.
Wie schön scheint die Sonne auf die alten
Giebel. „Hafen von Enkhuizen"; prachtvoll
schimmert der Hintergrund durch die typisch-
holländische Brücke. Als Komposition verdient
diese Radierung unsere Andacht. Das künst-
lerische Gleichgewicht, sprossend aus des Künst-
lers Natur, hält auch unsere Phantasie in
Ruhe, während doch Jubel über den herr-
lichen Tag voller Sonne klingt. Die Radie-
rung „Holzfäller" ist ein sehr großes Bild:
56,5 X 77 cm. Welche Landschaft dort im
Hintergrunde, hinter dem Stadtwall mit den
ehrwürdigen Bäumen. „Im Garten des Sul-
tans, Jogjakarta", gibt eine von den vielen In-
sulinde-Radierungen, die Nieuwenkamp machte
und wodurch er der erste europäische Künstler
ist, der die tropischen Niederlande zum Gegen-
stande der Kunst machte. Von Java gab er 17
Radierungen und 2 Holzschnitte, von Bali 18
Radierungen und 6 Holzschnitte. Dieser mäch-
tige Java-Waringin zeigt uns, wie derBaumeister
in Nieuwenkamp durch den Wuchs dieses mäch-
tigen Baumes gepackt wurde und wie ihm
der indische Feigenbaum erschien gleich einer
Kathedrale, die uns zur Bewunderung nötigt.

Dann noch einige Worte zu der Radierung
„Die Schleuse in Edam", deren Wiedergabe als
Beilage voran gestellt ist. Vielleicht besteht
kein Bild, worin Nieuwenkamps typische Per-
sönlichkeit sich so vollkommen offenbart, wie
in dieser Radierung. Mit seiner ganzen Liebe

hat er sich darin gegeben. Im September 1901
machte er die Zeichnung, wonach später, im
August 1903, die Radierung begonnen wurde.
Im Jahre 1904 wurden 25 Abdrucke von der
Platte genommen, die damals den zweiten Zu-
stand erreicht hatte. Sechs Jahre später, im
Oktober 1910, bringt der Künstler die Platte
in den dritten Zustand. Im August 1912 gab
eine Amsterdamsche Firma 25 numerierte Ab-
züge heraus, dann ward die Platte unbrauchbar
gemacht. Jedoch schon am 30. September 1913
fängt Nieuwenkamp aufs Neue an. Der Gegen-
stand hält ihn gefesselt. Im Laufe des folgenden
Monats ist die Arbeit fertig und so druckt er
im November 1913 zwölf, im Juni 1914 wieder
zwölf und im Oktober 1915, auf japanischem
Papier, vierundzwanzig Abzüge dieser Platte.

Welcher herrliche, ruhige Tag ist hier wieder
gegeben. Wie köstlich ist die Spiegelung der
Häuschen im Edamer Kanal. Man sieht das
Bild und meint die rufende Stimme zu hören,
welche die schnell laufende kleine Volandam-
merin warnt. Stille sonst überall. Wie segnend
streckt der Nußbaum seine Zweige über sie
aus .... Zurückgezogen, im Frieden seines
häuslichen Lebens, wohnt der „fahrende Künst-
ler" im stillen Edam, um glücklich und zufrie-
den seine Phantasien in Kupfer und Holz zu
graben, welche nicht mehr übereinstimmen mit
dem Gesehenen, aber leuchten wie der Kristall
im Schoß der Erde, das mysterische einer ver-
borgenen Künstlerseele..... anne hallema.

w. o.j. nieuwenkamp - edam. radierung *im garten des sultans, jogjakarta, java«
 
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