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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Schumacher, Fritz: Kriegs-Gedächtnis-Male
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0349

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PROFESSOR FRITZ SCHUMACHER HAMBURG.

VORIIAI I.K ALS KR1EGS-ERINNERUNGS-MAL

KRIEGS-GEDÄCHTNIS-MALE.

VON FRITZ SCHUMACHER.

Auf dem Gebiete des Denkmals mag man
±\. die trübsten Erfahrungen gemacht haben,
trotzdem wird ein Volk, das Zeiten gewalligen
Erlebens durchmacht, von dem Streben, das
Gedächtnis dieser Zeiten in sichtbarer Gestalt
zu verewigen, nicht abzuhalten sein. Der Trieb
dazu ist zu eng mit dem innersten Wesen des
Menschen verwachsen, er ist der Urtrieb,
der zur Kunst führte, er bezeichnet die Art,
in der sich das Bedürfnis nach einer höheren
Auffassung menschlichen Geschehens äußer-
lich zusammenzufassen sucht.

Vielerlei Gründe führen uns dazu, zu hoffen,
daß dieser Trieb Formen finden wird, in denen
er zugleich lebendigen Kulturbedürfnissen Er-
füllung bringt. Wir hoffen, daß das Gedächtnis
an die Zeiten dieses gewaltigen Ringens zu-
sammengefaßt wird in der Errichtung von Volks-
hallen und allerlei Stätten geistiger oder körper-
licher Kräftigung, sodaß das Nützliche sich ver-
bindet mit dem idealen Erinnerungsgedanken.
Alles, was im einzelnen zur Förderung und Aus-
bildung solcher Absichten beitragen kann, sollte
getan werden. Trotzdem aber wird man nicht
hindern können, daß daneben auch das Denk-
mal als Selbstzweck seine Rolle weiter spielt.

Es wird in der reichen Mannigfaltigkeit ver-
schiedenartig liegender Vorbedingungen immer
Verhältnisse geben, wo der Zweck einer Anlage
die Ehrung als solche ohne weitere praktische
Nebenabsichten bleibt, wo also die Phantasie-
gestaltung, die nur sich selbst will, wie in allen
früheren Zeiten hervortreten muß und hervor-
treten wird. Nach den Erfahrungen des letzten
Menschenalters sieht man den Erscheinungen,
die dabei zu erwarten sind, mit einer gewissen,
oft schon geäußerten Besorgnis entgegen, und
von vielen Seiten ist man bemüht, durch allerlei
Vorbilder die kommende Willensrichtung in be-
stimmte Geleise zu bringen. Man empfand es
in diesem Streben zunächst wie befreiend, als
der Gedanke auftauchte, für die Symbole der
Erinnerung auf den Zufall mannigfaltiger Ein-
fälle zu verzichten und mit einem einzigen großen
Gedanken, dem Gedanken der Eichenpflanzung
in Heldenhainen, alle auftretenden Bedürf-
nisse in großzügiger Einheitlichkeit durch ganz
Deutschland hindurch zu bestreiten. — Der
immer gewaltiger werdende Maßstab des gegen-
wärtigen Geschehens hat die Form, in der dieser
Gedanke durchgeführt werden sollte, wohl schon
endgültig gesprengt; es würde in großen Städ-

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Aujust 1916. 5
 
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