Julius Hüther-München.
JULIUS HÜTHER—MÜNCHEN.
GEMÄLDE »SOMALI-NEGER«
werke so begleiten und kommentieren, wie
reizvolle Anmerkungen einen Text.
Ihre Genesis ist nicht ganz einfach. Hüther
hatte, da er fast immer alle seine Gemälde
verkaufte, öfter das natürliche Bedürfnis, eine
kleine Erinnerung an das Geschaffene für sich
zu behalten. Die einfarbige Photographie tat
dem gerade seine Farben über alles liebenden
Künstler nicht Genüge. Eine kleine Farben-
skizze mit Ölfarben, früher auch mit Wasser-
farben, auf ein kleines Stück Papier geworfen,
erfüllte ihm diesen Zweck besser. Die so ent-
standenen Bildchen, knapp und flüchtig wie sie
waren, hatten einen eigenen Reiz. Bald begann
der Künstler auch das, was ihm einfiel, auf
diese Weise zu notieren: Projekte zu künftigen
Bildern, Keime, die sich vielleicht einmal ent-
wickeln würden. Und damit nicht genug, fing
fr an, kleine Skizzen und Studien vor der
rjatur ebenso zu machen, manchmal nur ein
|?auch, eine Stimmung, dann aber auch wirk-
lche Kompositionsentwürfe.
In der letzten Zeit hat Hüther diese seine
Kleinkunst mit vollem Bewußtsein gepflegt.
ts erscheinen nicht mehr nur Skizzen, Erinne-
rungen, Studien und Notizen, sondern wirkliche
kleine Bilder von einem Reiz, der an gewisse
alte Miniaturen erinnert, etwa an die der
flämischen Schulen seit Brueghel bis zu den
Schülern des Rubens.
Natürlich zeigen auch diese Blätter alle
Merkmale von Hüthers malerischer Entwicklung.
Früher überwogen die pathetischen Konzeptio-
nen : Bilder aus der heiligen Geschichte, feier-
liche Erscheinungen, viele senkrechte Linien.
Es finden sich aber in ihnen auch neben den
stillen Gruppen viele stürmisch bewegte Szenen
und Kämpfe, Dinge, die dem Temperament des
Künstlers fraglos sehr liegen, aber in seinen
großen Werken erst in letzter Zeit aufzu-
tauchen beginnen. Wieder finden sich, wie
früher, vielfach Frauen im Bade und weibliche
Einzelakte, doch jetzt ganz und gar in die Um-
welt einbezogen. Der Dunst und die grauen
Schleier des Wassers spielen fast traumhaft
schön um die nackten Leiber. Andere in der
Luft der Berghöhen stehen inmitten einer be-
lebten Luftatmosphäre, und das weiche Fleisch
spielt reflektierend den ganzen Reichtum eines
buntbewegten Himmels. Die Blätter wirken
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JULIUS HÜTHER—MÜNCHEN.
GEMÄLDE »SOMALI-NEGER«
werke so begleiten und kommentieren, wie
reizvolle Anmerkungen einen Text.
Ihre Genesis ist nicht ganz einfach. Hüther
hatte, da er fast immer alle seine Gemälde
verkaufte, öfter das natürliche Bedürfnis, eine
kleine Erinnerung an das Geschaffene für sich
zu behalten. Die einfarbige Photographie tat
dem gerade seine Farben über alles liebenden
Künstler nicht Genüge. Eine kleine Farben-
skizze mit Ölfarben, früher auch mit Wasser-
farben, auf ein kleines Stück Papier geworfen,
erfüllte ihm diesen Zweck besser. Die so ent-
standenen Bildchen, knapp und flüchtig wie sie
waren, hatten einen eigenen Reiz. Bald begann
der Künstler auch das, was ihm einfiel, auf
diese Weise zu notieren: Projekte zu künftigen
Bildern, Keime, die sich vielleicht einmal ent-
wickeln würden. Und damit nicht genug, fing
fr an, kleine Skizzen und Studien vor der
rjatur ebenso zu machen, manchmal nur ein
|?auch, eine Stimmung, dann aber auch wirk-
lche Kompositionsentwürfe.
In der letzten Zeit hat Hüther diese seine
Kleinkunst mit vollem Bewußtsein gepflegt.
ts erscheinen nicht mehr nur Skizzen, Erinne-
rungen, Studien und Notizen, sondern wirkliche
kleine Bilder von einem Reiz, der an gewisse
alte Miniaturen erinnert, etwa an die der
flämischen Schulen seit Brueghel bis zu den
Schülern des Rubens.
Natürlich zeigen auch diese Blätter alle
Merkmale von Hüthers malerischer Entwicklung.
Früher überwogen die pathetischen Konzeptio-
nen : Bilder aus der heiligen Geschichte, feier-
liche Erscheinungen, viele senkrechte Linien.
Es finden sich aber in ihnen auch neben den
stillen Gruppen viele stürmisch bewegte Szenen
und Kämpfe, Dinge, die dem Temperament des
Künstlers fraglos sehr liegen, aber in seinen
großen Werken erst in letzter Zeit aufzu-
tauchen beginnen. Wieder finden sich, wie
früher, vielfach Frauen im Bade und weibliche
Einzelakte, doch jetzt ganz und gar in die Um-
welt einbezogen. Der Dunst und die grauen
Schleier des Wassers spielen fast traumhaft
schön um die nackten Leiber. Andere in der
Luft der Berghöhen stehen inmitten einer be-
lebten Luftatmosphäre, und das weiche Fleisch
spielt reflektierend den ganzen Reichtum eines
buntbewegten Himmels. Die Blätter wirken
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