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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Zuckerkandl, Berta: Professor Anton Hanak - Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0047

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Es erübrigt sich schon des knapp bemesse-
nen Textraumes halber den Werdegang
des größten österreichischen Bildhauers näher
zu beleuchten. Deutschlands Kunstkreise ken-
^n — besser als das gegen seine schöpferischen
Menschen immer reaktionär sich verschließende
Wien — die in Dresden, in Köln, in Mannheim
vor dem Krieg ausgestellten Werke, welche
bereits in ihrer Frühepoche eine geniale Syn-
these von tieferschauter Naturoffenbarung und
Wesens-verklärter Symbolik ergaben. Die hier
zu>" Abbildung gelangten Skulpturen entstam-
men durchweg Hanaks letzter Schaffensperiode.
^ie sind sozusagen das zur Form kristallisierte
Erlebnis, welches in fünf furchtbaren Kriegs-
iahren seine heiße Seele erbeben ließ. Fernab
von realistischer Gestaltung jener Wirklichkeit,
y dem echten Künstler immer als das Unwirk-
ichste erscheinen wird, lauschte er wissend

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PROFESSOR ANTON HANAK-WIEN.

VON BERTA ZUCKERKANDL.

und schmerzensreich dem tiefsten Sinn der Ent-
wicklung und des Hasses. Nichts blieb Hanak
fremd. Und aus den Konvulsionen der Mensch-
heit erkannte er einer neuen Menschheit künst-
lerische Rhythmen. Zu allen Zeiten wahrte so
die Kunst ihr Erleben von Kampf, Blut, Rausch
und Tod. Geheimnisvoll verschlossen in der
Werkstatt ihres Geistes. Bis in einer ihrer
besten Diener, in eines echten wahren Künst-
lers Seele das Werk der Klage, der Sehnsucht,
das hohe Werk der Verwandlung ward. Bis
gelebte Wirklichkeit als scheues Geständnis
verklärten Sehertums, im Symbol Reinigung
erfährt. So ist Hanaks grandioser Zyklus von
neun Bildwerken eine einheitliche untrennbare
Vision von durchseelter Körperlichkeit.

Das Geheimnis der Gestaltung ist, seitdem
die Akademie die Werkstatt verdrängte, also
seit der Epoche Ludwigs XIV. der Bildhauer-
 
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