Neue Porzellan-Figuren.
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»KINDER MIT TIEREN« SCHWARZBURGER WERKSTATTEN IN UNTERWEISSBACH. MODELL VON STORCH.
die in der Hauptsache doch die Porzellanplastik
immer darstellt, entsprechen dürfte.
An beide Stilarten getrennt haben sich nun
einige ganz neue Arbeiten auf diesem Gebiete
angelehnt, die nicht zum wenigsten eben dadurch
auch zu gutem Erfolge gelangt sind. Zunächst
einige in der Meißener Manufaktur ausgeführte
Werke des bekannten Zeichners, Radierers und
Plastikers Paul Scheurich, der schon durch seine
ersten Porzellanarbeiten für die Schwarzburger
Werkstätten in Unterweißbach, dann für die
Meißner Manufaktur berechtigtes Aufsehen er-
regt hat. Scheurich hat sich von Anfang an an
den alten Meißner Stil angelehnt. Er entspricht
auch ganz dem Wesen dieses so flott, launig,
graziös und auch mit Vorliebe kleinschaffenden
Künstlers, der oft wie ein Spätling des längst
sonst überwundenen Rokokos erscheint, das
uns zwar keine allzu tiefe, dafür aber um so
anmutigere Werke hinterlassen hat. Von An-
fang an hat er sich daher auch auf diesem Ge-
biete an diese Zeit angelehnt, hat ihr so manche
seiner Motive entnommen, ihren künstlerischen,
wie materiellen Stil sich möglichst zu eigen ge-
macht und sich auch von ihrer allgemeinen
Auffassung des Lebens und seiner Erschei-
nungen durchdringen lassen. Graziös, pikant,
beschwingt und flott erscheinen so seine Sachen.
Sie strahlen frischestes Leben, froheste Laune,
selbst Übermut und leichten Hohn aus, sind
fern von jeder Erdenschwere, Pedanterie und all-
zugroßer, aufdringlicher Gewissenhaftigkeit und
holen dabei doch aus dem Porzellan stofflich her-
aus, was nur irgend aus diesem durch die von
ihm erwählte Stilart zu gewinnen war. Doch ist
Scheurich keineswegs dabei ein bloßer Nach-
ahmer geworden. Dazu war seine schöpferische
Kraft viel zu bedeutend, sein künstlerischer
Eigenwille viel zu stark. Nur ganz im allge-
meinen hat er sich durch seine Vorbilder an-
regen lassen. Im übrigen erfindet er ganz neue
Motive, gestaltet die Bewegungen erregter,
durchquirlt alles mit frischerem, natürlicherem
Leben und streift auch leicht einmal dabei die
Karikatur. Und so sind seine Werke weniger
konventionell ausgefallen, als seine Vorbilder,
geben viel mehr, als jene, von ihren Naturvor-
lagen wieder, sind auch weit sorgfältiger im
einzelnen durchgebildet. Seine Hände sind
keine Rokokohände schlechtweg, seine Typen
keine Kändlertypen oder sonst etwas Ähn-
liches aus dieser Zeit, die Behandlung des Nack-
ten, sowie aller Stoffe ist gleichfalls viel naturali-
stischer erfolgt, als es die Rokokozeit je versucht
hat. Alles ist hier mehr auf wirklich neuer,
wirklich eingehender Naturbeobachtung ge-
gründet. Und so erscheinen seine Werte alle
als Erzeugnisse einer wahrhaftigeren Zeit, stehen
unserem auf Realität fußendem Empfinden weit
näher und zeigen zugleich meist auch einen
leichten Humor, der, weil mehr satyrischer Art,
auch mehr der Humor unserer spottlustigen Zeit
ist. Es ist so in allem ein Mehr, das unser an-
spruchsvolleren Zeit nur zu willkommen ist.
Von allen diesem dürften die hier abgebildeten
neuesten Arbeiten Scheurichs beredte Kunde ab-
geben (S. 48—54). Sie schließen sich seinen
früheren völlig würdig an. Auch in ihnen zeigt er
sich als Begründer einer neuen Porzellanplastik,
nach der wir so lange gestrebt haben und doch so
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»KINDER MIT TIEREN« SCHWARZBURGER WERKSTATTEN IN UNTERWEISSBACH. MODELL VON STORCH.
die in der Hauptsache doch die Porzellanplastik
immer darstellt, entsprechen dürfte.
An beide Stilarten getrennt haben sich nun
einige ganz neue Arbeiten auf diesem Gebiete
angelehnt, die nicht zum wenigsten eben dadurch
auch zu gutem Erfolge gelangt sind. Zunächst
einige in der Meißener Manufaktur ausgeführte
Werke des bekannten Zeichners, Radierers und
Plastikers Paul Scheurich, der schon durch seine
ersten Porzellanarbeiten für die Schwarzburger
Werkstätten in Unterweißbach, dann für die
Meißner Manufaktur berechtigtes Aufsehen er-
regt hat. Scheurich hat sich von Anfang an an
den alten Meißner Stil angelehnt. Er entspricht
auch ganz dem Wesen dieses so flott, launig,
graziös und auch mit Vorliebe kleinschaffenden
Künstlers, der oft wie ein Spätling des längst
sonst überwundenen Rokokos erscheint, das
uns zwar keine allzu tiefe, dafür aber um so
anmutigere Werke hinterlassen hat. Von An-
fang an hat er sich daher auch auf diesem Ge-
biete an diese Zeit angelehnt, hat ihr so manche
seiner Motive entnommen, ihren künstlerischen,
wie materiellen Stil sich möglichst zu eigen ge-
macht und sich auch von ihrer allgemeinen
Auffassung des Lebens und seiner Erschei-
nungen durchdringen lassen. Graziös, pikant,
beschwingt und flott erscheinen so seine Sachen.
Sie strahlen frischestes Leben, froheste Laune,
selbst Übermut und leichten Hohn aus, sind
fern von jeder Erdenschwere, Pedanterie und all-
zugroßer, aufdringlicher Gewissenhaftigkeit und
holen dabei doch aus dem Porzellan stofflich her-
aus, was nur irgend aus diesem durch die von
ihm erwählte Stilart zu gewinnen war. Doch ist
Scheurich keineswegs dabei ein bloßer Nach-
ahmer geworden. Dazu war seine schöpferische
Kraft viel zu bedeutend, sein künstlerischer
Eigenwille viel zu stark. Nur ganz im allge-
meinen hat er sich durch seine Vorbilder an-
regen lassen. Im übrigen erfindet er ganz neue
Motive, gestaltet die Bewegungen erregter,
durchquirlt alles mit frischerem, natürlicherem
Leben und streift auch leicht einmal dabei die
Karikatur. Und so sind seine Werke weniger
konventionell ausgefallen, als seine Vorbilder,
geben viel mehr, als jene, von ihren Naturvor-
lagen wieder, sind auch weit sorgfältiger im
einzelnen durchgebildet. Seine Hände sind
keine Rokokohände schlechtweg, seine Typen
keine Kändlertypen oder sonst etwas Ähn-
liches aus dieser Zeit, die Behandlung des Nack-
ten, sowie aller Stoffe ist gleichfalls viel naturali-
stischer erfolgt, als es die Rokokozeit je versucht
hat. Alles ist hier mehr auf wirklich neuer,
wirklich eingehender Naturbeobachtung ge-
gründet. Und so erscheinen seine Werte alle
als Erzeugnisse einer wahrhaftigeren Zeit, stehen
unserem auf Realität fußendem Empfinden weit
näher und zeigen zugleich meist auch einen
leichten Humor, der, weil mehr satyrischer Art,
auch mehr der Humor unserer spottlustigen Zeit
ist. Es ist so in allem ein Mehr, das unser an-
spruchsvolleren Zeit nur zu willkommen ist.
Von allen diesem dürften die hier abgebildeten
neuesten Arbeiten Scheurichs beredte Kunde ab-
geben (S. 48—54). Sie schließen sich seinen
früheren völlig würdig an. Auch in ihnen zeigt er
sich als Begründer einer neuen Porzellanplastik,
nach der wir so lange gestrebt haben und doch so