Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

DOI Artikel:
Heckel, Karl: Der Quell der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0077

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Quell der Kunst.

nach meiner Überzeugung am sichersten, wenn
wir von Henri Bergson's Lehre ausgehen,
daß die Natur nicht einmalige Schöpfung ist,
sondern allzeit lebendiger schöpferischerWille.

Diese Einsicht auf die Kunst angewandt,
dürfte uns dazu führen, was Major: Eros und
ferner Wille zur Verewigung, sowie Fähigkeit
zur Synthese nennt, nur als Voraussetzungen,
nicht aber als Quellen der Kunst zu bezeichnen.
Der Quell der Kunst ist, ebenso wie bei der
Natur, ein in uns lebender schöpferischer Wille.
In der Natur schafft dieser Wille nur aus dem
Unbewußtsein, in der Wissenschaft gestaltet er
aus dem Bewußtsein. Wo aber haben wir

diesen Quell zu suchen, wenn wir nach der
Entstehung des Kunstwerks fragen ?

Nicht im Unbewußtsein: denn das Kunstwerk
ist das „schon durch ein Subject hindurch ge-
gangene Object" (Schopenhauer); aber auch
nicht im Bewußtsein j denn mag dieses noch so
sehr bei der Ausgestaltung mitwirken, alle
künstlerische Geburt erfolgt unbewußt. Es zeigt
sich also, daß wir hier eines weiteren Begriffs
bedürfen, und dieser Begriff ist unserer Zeit
geboten in der Vorstellung des Unterbewußt-
seins. Das Unterbewußtsein nimmt Gefühle
und Gedanken, welche die Sinne unserem Be-
wußtsein übermittelten, auf, assimiliert sie un-

VOM KÜNSTLERFEST DER UNTERRICHTS-ANSTALT DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS, BERLIN.
 
Annotationen