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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Osborn, Max: Hugo Krayn
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0114

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Hugo Krayn f.

hugo krayn f—berlin.

»strasse in davos« 1914.

Auch hier stand Daumier Pate. Doch alles
sproß aus tiefer innerer Erregung. Oft in wilde,
groteske Gebilde, die die unselige Qual der
gepeinigten Kreatur hinausschrieen.

Immer mehr sog er an sich. Und während
er sein Handwerk weiter gewissenhaft schulte
und bis zur meisterlichen Feinarbeit seiner
Venus kultivierte, suchte er immer tiefer in die
Geheimnisse menschlicher Beziehungen, in die
Rätsel des Körperdaseins einzudringen, in die
mitschwingenden gespenstischenNebenregionen
der Erscheinungen, daß man fast an Wirkungen
von Münch erinnert wird...............

Das alles brodelte in Hugo Krayn. Suchte
sich auszugleichen, zu mischen, zusammenzu-
klingen, strebte einer abrundenden Harmonie
zu. Er gehörte nicht zu denen, die rasch zum
Gipfel stürmen, sondern zu denen, die Zeit
brauchen, ihre Keime ausreifen zu lassen. Und
gerade ihn, den solche Eigenschaften vielleicht
zu Großem ausersahen, mußte früh die Werk-
statt schließen. Gerade das Unfertige, Wider-
spruchsvolle, Ungleiche der Erbschaft, die er
uns hinterlassen, spiegelt sein Ringen, erhöht
unsere Trauer um das Unglück, das ihn und uns
um die Früchte gebracht............ m. o.
 
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