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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Aus der Gartenstadt Margarethen-Höhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0147

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AUS DER GARTENSTADT MARGARETHEN-HÖHE.

Professor Georg Metzendorf, 1909 zum Bau
der Gartenstadt Margarethen-Höhe berufen,
sah sich damit vor eine der bedeutsamsten Auf-
gaben gestellt, die unsere Zeit zu vergeben hat.
Vielen tausend Insassen des Industriebezirks
^eitab vom Qualm und Lärm der Werkstätten
Irn Schatten des Waldes, im Grün von Gärten
eine Heimat zu schaffen, ihre Siedelungen zum
Organismus einer ganzen Stadt zusammenzu-
fassen, welche Aufgabe könnte schöner und
fruchtbarer sein? Die vier Kriegs]ahre, die den
Baumeister seiner Tätigkeit fern hielten, haben
ln sein Werk eine Pause gebracht, aber die
Baustube der Gartenstadt, in der sein Geist
lebendig blieb, ist doch niemals ganz geschlossen
worden, auch während des Kriegs hat sich Mar-
garethen-Höhe um etliche Straßen vermehrt.

Von den fast sechshundert Häusern der Sied-
ls11!? enthält ein Drittel Etagenwohnungen, zwei
drittel sind Einfamilienhäuser. Wohnungen, die
Weniger wie drei, mehr wie fünf Räume haben,
sind selten. Das häusliche Dasein ihrer in be-
scheidenen Verhältnissen lebenden Insassen hat
^urn Mittelpunkt die geräumige Küche, die als
Wohnküche gedacht ist und der darum in allen

Fällen eine Spülküche beigegeben ist, mit Wasch-
kessel und Badewanne versehen und bestimmt,
die Spülgerüche und den Wäschedunst dem
Hause fern zu halten. Der Küchenherd gibt im
Winter seine überschüssige Wärme an die be-
nachbarte Wohnstube und die in den Einfami-
lienhäusern obenliegenden Schlafzimmer ab, sie
bei nicht zu strenger Kälte ausreichend erwär-
mend. Aus diesen Einrichtungen, vor allem der
Spülküche, denen der mit jeder Wohnung ver-
bundene kleine Gemüsegarten hinzuzuzählen
ist, spricht ein hohes soziales Gefühl, welch
ungeheuerer Fortschritt doch gegen das übliche
Muster der Kleinwohnung, wie es die Etagen-
häuser der großen Städte aufweisen! Wer die
Welt dieser von zufriedenen Menschen be-
wohnten Häuschen vor seinem geistigen Auge
auftauchen sieht, den mag leicht bedünken, als
wären sie fast alle nach einem einzigen Plan
entstanden. In Wahrheit sind auf Margarethen-
Höhe der Typen gar viele, wenngleich die Ab-
sicht des Baumeisters, seine Häuser auf eine
ganz strenge, sachliche Kastenform zu bringen,
immer deutlicher hervortritt. Von unseren deut-
schen Gartenstädten, in denen im allgemeinen

■ J»ni 1020. 5
 
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