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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Brinckmann, Albert E.: Neue Läuger-Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0161

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NEUE LÄUGER-KERAMIK.

VON PROFESSOR DR. A. E. BR1NCKMANN ROSTOCK.

Man kennt den Karlsruher Hochschulprofes-
sor Max Läuger, seit er den Mut hatte,
in Kandern - Südbaden eine Bauerngeschirr -
werkstätte zu übernehmen und deren Erzeug-
nisse unter Vervollkommnung der alten Technik
auf eine künstlerisch hohe Stufe zu heben. Man
findet den Läugertopf in jedem Kunstgewerbe-
geschäft, dekorative Läugerkeramik als Belag
von Wänden oder Architekturgliedern ist bis
nach Holland und der Schweiz gedrungen.

Die bevorzugte Technik war der Auftrag ge-
färbter Tonschlickermassen auf die Wandungen
des Gefäßes oder der Fliese, sodaß in sehr
kräftigen Farben die dekorative Zeichnung als
leichtes Relief entstand. Bleiglasuren steigerten
dann die Farben zu höchster Leuchtkraft, wäh-
rend durch das leichte Relief die Lichtreflexe
nicht hart auf der Oberfläche stehen blieben,
sondern sich gewissermaßen zersetzten, auf-
lösten und irrationale Spiegelungen formten.

Bei diesen hohen Leistungen, die einen nach-
haltigen Einfluß auch auf andere keramische
Werkstätten ausgeübt haben, ist Läuger nicht
stehen geblieben. Keramisches Arbeiten, so-
lange es nicht in der Art der fabrikmäßig pro-
duzierenden Manufakturen geschieht, erlaubt
beim Tonbereiten, Farbenmischen, Brennen so-
viel persönliches Eingreifen und läßt dem per-
sönlichen Entschluß soviel Freiheit, damit stets

XXIII. Juni 1920. 7

neue und teilweise rätselhaft überraschende
Resultate erzielend, daß der Keramiker von
selbst zum Experimentator wird. Die klugen
Untersuchungen v. Falkes über Rheinische
Keramik lassen immer wieder durchscheinen,
wieviel experimentelle Liebe die Entwicklungs-
geschichte umfaßt; die von Anatole France
herausgegebenen Memoiren Bernard Palissy's
(1510—90), die ich allen modernen Keramikern
als Brevier empfehlen möchte, zeigen, mit wel-
cher Inbrunst dieser große Hugenotte sich der
Alchemie keramischer Probleme hingab, wie
denn auch innerlichste Zusammenhänge bloß-
gelegt werden, wenn umgekehrt ein Alchemist
und Goldsucher Entdecker und Erfinder des
Porzellans wird. Und so hat es auch Läuger
in diesem keramischer Tätigkeit innewohnenden
Zwang zum Experimentieren getrieben, nicht
bei den erreichten schönen Resultaten stehen
zu bleiben, sondern die Techniken seines Mate-
rials zu verfeinern, sie schmiegsam seinen höch-
sten Ansprüchen zu machen.

In langen und stillen Versuchen, in stets
neuem Wiederholen nicht gelungener Experi-
mente, im Kampf mit durch Brand veränderten
Farben und den Eigenwilligkeiten der schmel-
zenden Glasur hat Läuger diesen Ausbau der
Technik betrieben und er darf jetzt mit den
neuen Ergebnissen hervortreten.
 
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