FRIEDRICH REHBERG.
BILDNIS PROF. C. PH. MORITZ.
ALT-BERLINER PORTRÄTS.
VON MAX OSBORN.
■M
ich dünkt immer, die Gestalt eines Men-
schen ist der beste Text zu allem, was
sich über ihn empfinden und sagen läßt", meint
Goethes Stella — : es gibt keinen schöneren und
ausdrucksvolleren Kulturspiegel einer Zeit als
eine erlesene Bildnisgalerie. Und jeder großen
Porträtausstellung wird es so ergehen, daß sie
mehr als nur ein kunstgeschichtliches Doku-
ment darstellt.
So war es auch um die Frühjahrsveranstal-
tung der Berliner Akademie der Künste bestellt.
Sie sollte nach dem ursprünglichen Plan eine
umfassende Vorstellung von der deutschen Bild-
niskunst seit dem Ausgang des achtzehnten
Jahrhunderts bis an die Schwelle der Gegen-
wart geben. Da kamen die Tage des Kapp-
Putsches und der folgenden Unruhen dazwi-
schen, bei denen auch das Akademiegebäude
eine Anzahl Infanterietreffer abbekam. Die
privaten Besitzer, auf die man vor allem rech-
nete, wurden zurückhaltend. Die Versicherungs-
quoten stiegen ins Ungeheure. Die chronischen
Transportschwierigkeiten erwiesen sich als so
herrisch, daß man auf pünktliches Eintreffen aus-
XXIII. Juli 1920. 1
BILDNIS PROF. C. PH. MORITZ.
ALT-BERLINER PORTRÄTS.
VON MAX OSBORN.
■M
ich dünkt immer, die Gestalt eines Men-
schen ist der beste Text zu allem, was
sich über ihn empfinden und sagen läßt", meint
Goethes Stella — : es gibt keinen schöneren und
ausdrucksvolleren Kulturspiegel einer Zeit als
eine erlesene Bildnisgalerie. Und jeder großen
Porträtausstellung wird es so ergehen, daß sie
mehr als nur ein kunstgeschichtliches Doku-
ment darstellt.
So war es auch um die Frühjahrsveranstal-
tung der Berliner Akademie der Künste bestellt.
Sie sollte nach dem ursprünglichen Plan eine
umfassende Vorstellung von der deutschen Bild-
niskunst seit dem Ausgang des achtzehnten
Jahrhunderts bis an die Schwelle der Gegen-
wart geben. Da kamen die Tage des Kapp-
Putsches und der folgenden Unruhen dazwi-
schen, bei denen auch das Akademiegebäude
eine Anzahl Infanterietreffer abbekam. Die
privaten Besitzer, auf die man vor allem rech-
nete, wurden zurückhaltend. Die Versicherungs-
quoten stiegen ins Ungeheure. Die chronischen
Transportschwierigkeiten erwiesen sich als so
herrisch, daß man auf pünktliches Eintreffen aus-
XXIII. Juli 1920. 1