Alt-Berliner Porträts.
K. BLECHEX.
ZEICHNUNG
PROFESSOR
V. KLOEBER.
Rokoko mit seinem kultivierten Geschmack,
seiner Freude an schimmernder Zierlichkeit,
seinem erwachenden Realismus und seiner
bürgerlichen Solidität. Der Vater dieser Schule
war Antoine Pesne, der selbst als geborener
Franzose auf der Ausstellung fehlte, bei der
man sich auf deutsche Künstler beschränken
wollte. Das war wohl ein bißchen doktrinär;
denn Pesne war in jahrzehntelangem Aufent-
halt an der Spree ein rechter Berliner ge-
worden, und es hätten sich von seinen Ar-
beiten namentlich aus den jetzt zum National-
eigentum gewordenen Schlössern zahlreiche
wichtige Stücke herbeischaffen lassen (wie etwa,
um nur ein Beispiel zu nennen, das wundervolle
Bildnis Knobeisdorffs, des Opernhaus-Erbauers).
Doch Pesnes Schüler waren zur Stelle, und
man verfolgte deutlich, wie sich in der nord-
deutsch-preußischen Luft die feine koloristische
Zucht der Pariser Watteau-Lehre mit einem
schlichteren Naturgefühl verband. Wichtig wa-
ren damals in Berlin eine Anzahl polnischer
Künstler, die eine glänzende Tätigkeit entfalte-
ten, an ihrer Spitze G. F. R. Liszewski und
seine noch berühmtere und auch bedeutendere
Tochter Friederike Julie Liszewska. Der
Herrscher in diesen Rokokoräumen aber war
natürlich Anton Graff, der mit seiner treuen,
aus einfachem Handwerkssinn zu höchster Lei-
stung aufsteigenden Kunst die Führer des gei-
stigen Berlin konterfeite. Völlig unbekannt war
bisher Grafts Porträt von Andreas Riem, einem
K. BLECHEX.
ZEICHNUNG
PROFESSOR
V. KLOEBER.
Rokoko mit seinem kultivierten Geschmack,
seiner Freude an schimmernder Zierlichkeit,
seinem erwachenden Realismus und seiner
bürgerlichen Solidität. Der Vater dieser Schule
war Antoine Pesne, der selbst als geborener
Franzose auf der Ausstellung fehlte, bei der
man sich auf deutsche Künstler beschränken
wollte. Das war wohl ein bißchen doktrinär;
denn Pesne war in jahrzehntelangem Aufent-
halt an der Spree ein rechter Berliner ge-
worden, und es hätten sich von seinen Ar-
beiten namentlich aus den jetzt zum National-
eigentum gewordenen Schlössern zahlreiche
wichtige Stücke herbeischaffen lassen (wie etwa,
um nur ein Beispiel zu nennen, das wundervolle
Bildnis Knobeisdorffs, des Opernhaus-Erbauers).
Doch Pesnes Schüler waren zur Stelle, und
man verfolgte deutlich, wie sich in der nord-
deutsch-preußischen Luft die feine koloristische
Zucht der Pariser Watteau-Lehre mit einem
schlichteren Naturgefühl verband. Wichtig wa-
ren damals in Berlin eine Anzahl polnischer
Künstler, die eine glänzende Tätigkeit entfalte-
ten, an ihrer Spitze G. F. R. Liszewski und
seine noch berühmtere und auch bedeutendere
Tochter Friederike Julie Liszewska. Der
Herrscher in diesen Rokokoräumen aber war
natürlich Anton Graff, der mit seiner treuen,
aus einfachem Handwerkssinn zu höchster Lei-
stung aufsteigenden Kunst die Führer des gei-
stigen Berlin konterfeite. Völlig unbekannt war
bisher Grafts Porträt von Andreas Riem, einem