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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Duve, Helmuth: Geschmacks- und Werturteile: Grundsätzliches zur Kunstkritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0192

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Geschmacks- und Werturteile.

WILHELM KOHLHOFF.

»FRAUENBILDNIS« ues. qukutt.

bei der Synthese des kulturellen Lebens; an-
dernfalls fördert sie den Zersetzungsprozeß.

Nur die Ehrfurcht vor allem schöpferischen
Leben kann jenes tiefste Ergriffensein vermit-
teln, das wir Liebe, Begeisterung oder Erlebnis
nennen, einen Zustand andächtiger Hingabe an
das göttlich Unbegreifliche, der allein die Grund-
lage wahrer Kunstwertung sein kann. Im Wert-
urteil spiegelt sich das Kunstwerk als ein Stück
Ewigkeit, es möchte die Brücke bilden zwischen
Zeit und Ewigkeit, von dem Schöpfer hin zu den
Schauenden, vom Willen zur Tatsächlichkeit.

Opferfeuer glühen auf den Altären der Kunst.
Es ist ein weiter Weg zum Ziel. Der Kritik ob-

liegt das Suchen, das Finden bleibt der Kunst
vorbehalten. — Beide können ihre Mission nur
dann erfüllen, wenn sie ihre Aufgabe klar erfaßt
haben. Beide ergänzen sich. Nur wo das Be-
grenzte dem Unerschöpflichen, das Zeitliche
dem Ewigen, das Zweckmäßige dem Geistnot-
wendigen, das Erwägende dem Aktivistischen
sich freudig unterordnet, da entfesseln sich
Kräfte, aus denen lebendiges künstlerisches
Leben und wahre Kultur sich entwickeln. Nur
so ist die Kritik berechtigt, innerhalb ihres Macht-
bereiches selbst, bewußt und entschieden auf-
zutreten ; nur so ist sie fähig, ihre Aufgabe, Weg-
weiser und Brücke zu sein, zu lösen, hici.m. ih;ve.
 
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