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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 46.1920

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Schnack, Anton: Deutscher Expressionismus Darmstadt 1920: (10. Juni bis 30. September 1920)
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https://doi.org/10.11588/diglit.7200#0223

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KARL HOFER—GENF. »GRÜNE LANDSCHAFT«

I

DEUTSCHER EXPRESSIONISMUS DARMSTADT 1920.

([O.JUNI BIS 30. SEPTEMBER I920.)

Das malerische, graphische und plastische
Material dieser Ausstellung voll Sorgfalt
und Vielschichtung ist als künstlerisches und
zeitliches Bekenntnis durchaus in Form und
voll Fortissimo, voll von blühender Gegenwart
und pochendem Rhythmus, als Wertfaktor in
vielen Linien jedoch ohne letzte Notwendigkeit
und Plan. VielfältigeVerzweigung, Einbeziehung,
der weite und ausgespannte Kreis der Einheit-
lichkeit im Stilistischen, die überall bewahrte
Bewußtheit zur Persönlichkeit und zum Ver-
schwisterten machen sie zu einer Tat künst-
lerischer Stärke und Reinheit. Für Darmstadt
ist sie durchaus ein Faktum neuen kräftigen
Kunstwillens, Aufreißung von fruchtbarem Neu-
land, ist sie ein Begeben mitten in die großen
und fruchtbaren Strömungen der Epoche.

Ihre Stärke liegt nicht in der ausschließlichen
Qualität des Materials, sondern in der umfas-
senden Linie, womit sie die zahlreichen Er-

scheinungen derMitte einschließt und vordrängt,
sie erstreckt sich mit konsequenter Neigung
mehr in das Ausmaß der Breite als ein einziges
Juwel voll Schönheit und Süße zu sein. Ihr
Charakter wird geprägt und angezeigt durch die
scharfe Aufzeichnung desMit-undNachwuchses.

Sie leidet trotz der Betonung zur Schärfe an
der letzten eisigen Klarheit. Sie ist durchblitzt
von Sonnen, Sternen und Edelsteinen einiger
Großen und Führenden, aber ihr großes Ange-
sicht wird von den matten Abendlichtern der
Schwankenden, Tastenden, Angelehnten, Brü-
tenden und Unausgeglichenen komponiert.

Ein Rhythmus durchgeht sie jedoch. Der
große und morgendliche Rhythmus des Kampfes
und des neuen Kunstwillens. Hier ist Luft und
Musik aus der Zeit. Hier sind die Rätsel der
Epoche, die Sünden, die Beschränkungen, die
unendlichen und tragischen Irrgärten, hier sind
die Schönheiten, die Freiheiten, die göttlichen

XXIII. August 1920. 1
 
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