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Pfister, Kurt: Bildnisse von S. Carvallo-Schülein
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0176
Bildnisse von S. Carvallo-Scliülein
s. carvallo-schulein. »kinderbildnis«
Kubismus, Futurismus, Surrealismus
— ohne daß mit dieser Feststellung
Pro und Contra ihrer künstlerischen
Existenz diskutiert werden soll — keine
geeignete Basis für in diesem Sinn be-
griffene Lösungen darboten. Aber auch
die kargen Formeln der „Neuen Sach-
lichkeit" führen meist zu einer allzu
summarischen, allzu vereinfachenden
Umrißgestalt und es ist ebenso offen-
sichtlich, daß viele Bildnisschöpfungen
der impressionistischen Generation, die
dank ihrergenialenKonzeption aisgroße
malerische Dokumente bestehen, auf
individuelle Charakteristik, auf die phy-
siognomische Deutung der Persönlich-
keit verzichtet haben. — Es ist kein
Zufall, daß in der ersten Reihe der nicht
sehr zahlreichen Künstler, die heute
das Porträt als künstlerische und zu-
gleich stoffliche Aufgabe zu bewältigen
wissen, eine gebürtige Pariserin steht,
die allerdings seit nahezu zwei Jahr-
zehnten in Deutschland lebt und ar-
beitet. Es ist nicht zu verkennen, daß
Suzanne Carvallo-Schülein dem schil-
lernden Pigment, dem funkelnden Email
der Tafeln des französischen Impressio-
nismus , zumal der farbigen Vision Re-
noirs, entscheidende Anregungen dankt.
Wenn aber die Impressionisten, zumal in
ihren Bildnisschöpfungen, oft genug an
dem rauschenden Farbklang des voll be-
setzten instrumentalen Körpers ein Ge-
nüge fanden, über der schillernden Ober-
fläche die lineare Kontrapunktik des Ge-
rüstes und des Zellenkerns gering achte-
ten, liegt das Besondere der Bildnisse
dieser Malerin in dem Bemühen um
eine eindringliche, fast psycho-analytische
Wesensdeutung. — Lenbach, der ein
großer Psychologe gewesen ist, hat ge-
legentlich gesagt: „Jeder Mensch ist ein
Unikum. Jeder hat etwas in sich, was
kein anderer hat." Und Wilhelm Leibi
hat den Sinn seines Werkes mit diesem
Wort definiert: „Wenn ich die Menschen
so male, wie sie sind, ist ohnehin die Seele
mit dabei." Es kennzeichnet die Arbeiten
von S. Carvallo-Schülein, daß hinter der
malerisch kultivierten Oberfläche — sei
es in der Bewegung einer Hand, im Blick
eines Auges — die Umrisse von Men-
schen, ihren Schicksalen und Begeg-
nungen sichtbar werden..... dr. k. p.
suzanne carvallo-schülein. »kinderbildnis«
s. carvallo-schulein. »kinderbildnis«
Kubismus, Futurismus, Surrealismus
— ohne daß mit dieser Feststellung
Pro und Contra ihrer künstlerischen
Existenz diskutiert werden soll — keine
geeignete Basis für in diesem Sinn be-
griffene Lösungen darboten. Aber auch
die kargen Formeln der „Neuen Sach-
lichkeit" führen meist zu einer allzu
summarischen, allzu vereinfachenden
Umrißgestalt und es ist ebenso offen-
sichtlich, daß viele Bildnisschöpfungen
der impressionistischen Generation, die
dank ihrergenialenKonzeption aisgroße
malerische Dokumente bestehen, auf
individuelle Charakteristik, auf die phy-
siognomische Deutung der Persönlich-
keit verzichtet haben. — Es ist kein
Zufall, daß in der ersten Reihe der nicht
sehr zahlreichen Künstler, die heute
das Porträt als künstlerische und zu-
gleich stoffliche Aufgabe zu bewältigen
wissen, eine gebürtige Pariserin steht,
die allerdings seit nahezu zwei Jahr-
zehnten in Deutschland lebt und ar-
beitet. Es ist nicht zu verkennen, daß
Suzanne Carvallo-Schülein dem schil-
lernden Pigment, dem funkelnden Email
der Tafeln des französischen Impressio-
nismus , zumal der farbigen Vision Re-
noirs, entscheidende Anregungen dankt.
Wenn aber die Impressionisten, zumal in
ihren Bildnisschöpfungen, oft genug an
dem rauschenden Farbklang des voll be-
setzten instrumentalen Körpers ein Ge-
nüge fanden, über der schillernden Ober-
fläche die lineare Kontrapunktik des Ge-
rüstes und des Zellenkerns gering achte-
ten, liegt das Besondere der Bildnisse
dieser Malerin in dem Bemühen um
eine eindringliche, fast psycho-analytische
Wesensdeutung. — Lenbach, der ein
großer Psychologe gewesen ist, hat ge-
legentlich gesagt: „Jeder Mensch ist ein
Unikum. Jeder hat etwas in sich, was
kein anderer hat." Und Wilhelm Leibi
hat den Sinn seines Werkes mit diesem
Wort definiert: „Wenn ich die Menschen
so male, wie sie sind, ist ohnehin die Seele
mit dabei." Es kennzeichnet die Arbeiten
von S. Carvallo-Schülein, daß hinter der
malerisch kultivierten Oberfläche — sei
es in der Bewegung einer Hand, im Blick
eines Auges — die Umrisse von Men-
schen, ihren Schicksalen und Begeg-
nungen sichtbar werden..... dr. k. p.
suzanne carvallo-schülein. »kinderbildnis«