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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Osborn, Max: Elisabeth Wolff - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0184

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Elisabeth Wolff-Berlin

ELISABETH WOLFF—BERLIN

»ZEITUNGSVERKAUFERINc

Als Verwandte der Zeitungsverkäuferin tritt das
arme Weib auf, das mit seinem Kinde den Ver-
zweiflungsweg ins Wasser geht, fortstürmt. In
der Zusammenpressung der Körper, der ergrei-
fend kontrastierten Köpfe, in der jähen Diago-
nale der Bewegung lebt eine Innigkeit der Emp-
findung, der sich niemand entziehen wird. Diese
Bewegung gibt, noch freier und reifer angelegt,
auch der Gruppe des „Kusses" seine Prägung.
Denkt man an die genießerische Zartheit Rodins,
so wird das animalische Zusammenstreben und
Verschmelzen der beiden Körper, mit ihr das
ursprünglichere Gefühl, das heutige Kunst zu
bekunden wagt, doppelt deutlich. Aber Elisa-

beth Wolff hütet sich, eine „Spezialität" aus-
zubilden. Mit offenem Blick hielt sie Umschau,
um von verschiedenartigsten Motiven, die sie
anregten, das Gesetz der bildnerischen Behand-
lung zu empfangen. Für die resolute und groß-
zügige Beherztheit, mit der sie auch den Ge-
gebenheiten der Wirklichkeitserscheinung selbst
nachzugehen weiß, legen die beiden Porträt-
büsten in diesem Heft Zeugnis ab. Hier nach
innen gerichtete Versonnenheit, dort aktive
Offenheit eines Künstlerkopfes, doch beide Male
eine beachtenswerte Fähigkeit, formale Tat-
sächlichkeit festzuhalten und in ihr das Geheim-
nis des Persönlichen gleichnishaft aufzufangen.
 
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