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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Born, W.: Josef Dobrowsky - Wien
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DOHROWSKY.
GEMÄLDE
»II ÄDCHEN
MIT TUCH«

JOSEF DOBROWSKY-WIEN

Je entschiedener das Leben sich mechanisiert,
desto bedeutender ist die Wirkung der Mu-
seen auf die Künstler, die das Gesetz des Ge-
staltens suchen. Auf einem solchen Umweg
über die Kunstgeschichte fand der Maler Josef
Dobrowsky sich selbst.

1889 in Karlsbad geboren, hatte er an der
Wiener Kunstgewerbeschule begonnen, wie es
für ihn nahe lag; sein Vater war Goldschmied,
und der Sohn zeichnete gut. Aber schon nach
einem Jahr ging er zur Akademie über und fand
in dem alten Klassizisten Griepenkerl einen
Lehrer, der ihm gab, was er brauchte: die tech-
nischen Überlieferungen der vorimpressionisti-
schen Ateliers. Hier lernte er, auf brauner
Grundierung durch Decken und Lasieren, ein
Bild nach allen Regeln aufzubauen. An der
eingeschlagenen Bahn änderte auch die Folge-
zeit wenig, die der junge Maler in der Klasse
Rudolf Bachers verbrachte. Eher fühlte er sich
dem Zeitgeschmack zur Gefolgschaft verpflich-

tet. Seine ersten Kompositionen, eine Pietä von
1912 und eine Allegorie „Die Armen im Geiste"
aus dem Jahre 1913, sind linear und dekorativ
gefaßt. Aus diesem Studium riß ihn der Krieg.

Als er 1916 in einem Schlachtenbild — es
hängt jetzt im österreichischen Heeresmuseum
— Zeugnis von seinem Erlebnis gab, ließ die
Unbefangenheit des Vortrages aufhorchen. Man
spürte etwas von der merkwürdigen Fähigkeit
der alten Meister, den grausamsten Martyrien
kostbare und geradezu erfreuliche Wirkungen
abzugewinnen. Die Synthese derartig polarer
Kräfte fand Dobrowsky in den Werken des
älteren Pieter Brueghel, die in der Wiener Gale-
rie hängen, mit überzeugender Macht realisiert.

Anlage wie Umstände hatten in gleicherweise
den neuen Maler reif gemacht, die Botschaft
des Niederländers aus dem 16. Jahrhundert zu
empfangen. Die Persönlichkeit des verspäteten
Gotikers, der einer rationalen Epoche (es war
die Renaissance) seine magische Weltanschau-

XXXIII. Februar 1930. 3
 
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