Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (65.1929-1930)

Josef Dobrowsky- Wien

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»gasse in
ybbs « 1!)29

stehen, in denen die menschliche Erscheinung
wie aus traumhafter Erinnerung auftaucht,
stumm und berückend. Ein Mädchen lehnt
sich nackt an den Tisch; sie schaut in den
Spiegel. Der Raum schwimmt in Dämmerung.

Unter seinen Landschaften finden sich nun
so unvergeßliche Stücke, wie der kürzlich von
der Wiener Secession erworbene „Föhn" und
das Winterbild, wo über einem nassen Tal die
schwarze Silhouette eines Raben vor der grauen
Luft steht — Visionen von dichterischer Kraft.

Oder er malt Dorfwinkel in Niederösterreich,
die sich ihm unter den Händen geheimnisvoll
verwandeln. Legenden könnten in diesen ver-
lorenen Gassen spielen. Es sind Veduten eines
heimlichen Romantikers. Die milde Schwermut
des Abends liegt darüber.

Der künstlerische Prozeß äußerster Vergei-
stigung alles Materiellen durch die Farbe, der
sich in der malerischen Entwickelung Dobrows-

kys vollzogen hat, führt ins Unwegsame. Es gilt,
die am tiefsten vergrabenen Seelenkräfte zu
mobilisieren. Eine derartig radikale Leistung
macht einsam. Wenige Freunde folgen dem
Künstler. Seine Existenz ist von innen, wie
von außen bedroht. Der Beginn praktischer
Anerkennung — Ankauf zweier Bilder und Ver-
leihung eines Preises durch den österreichischen
Staat — hat die Hemmungen noch nicht besei-
tigt, die der Entfaltung seiner schöpferischen
Kräfte entgegenstehen. Sache der Welt ist es,

hier einzugreifen. Es lohnt....... w. born.

*

Oft hört man die Ansicht, daß Mensch und
Künstler, daß Kunst und Moral wenig
oder nichts miteinander zu tun haben. Echtes
Künstlertum ruht aber immer im Charakter.
Der Künstler nähert sich dem Genie in dem
Maße, wie sein Charakter sich der moralischen
Vollkommenheit nähert....... fritznemiiz.