Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

DOI Artikel:
Born, Wolfgang: Laszlo Gabor
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0383

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
T.ASZLO GABOR—WIEN

GEMÄLDE »CROS UE CAGNKS«

LASZLO GABOR

Wenn ein Wiener Maler Impressionist ist,
so bedeutet das eine gewisse Selbstän-
digkeit gegenüber dem Kunstgeist der Stadt,
der von je durch Architektur und Kunstgewerbe
bestimmt wird. Die Gefahr der österreichischen
Malerei liegt im Dekorativen, und so tut es stets
gut, wenn gegensätzliche Einflüsse die Kom-
pensation bringen. Bei Laszlo Gabor spricht
das ungarische Blut seiner Herkunft mit: eine
gewisse Beweglichkeit und Leichtflüssigkeit des
Ausdruckes darf man auf dieses Konto setzen.
Andrerseitsistesbemerkenswert, daß derKünst-
ler die entscheidenden Studienjahre in Deutsch-
land zugebracht hat, und zwar in Berlin. Die
Helligkeit und Klarheit seiner Bilder, die Ent-
schiedenheit seines Vortrages hat er vom Nor-
den. Daran ist weniger die Berliner Akademie
beteiligt, die er besucht hat; eher spürt man ein
Echo der Korrekturen Corinths, bei dem er eine
Zeitlang Akt gezeichnet hat. Aber das Wesent-
lichste ist, daß Gabor damals die geistige Atmo-
sphäre des Impressionismus eingesogen hat.

Das Erbe Manets wurde von Liebermann und
seinem Kreise produktiv verwaltet, und wer
Augen hatte, zu sehen, der konnte in Berlin
etwas lernen.

Gabor ist Jahre hindurch als Theatermaler
tätig gewesen. Das hat sein Handgelenk ge-
schult und ihm die Sicherheit im Realisieren
gegeben. Vom Figürlichen ist er seither fast
ganz losgekommen; meist malt er Landschaften.
Besonders gern im Süden, in Italien oder der
Provence. Die Themen sind einfach: eine
Straße, die zwischen den schlichten, block-
artig geschlossenen Häusern nach hinten führt,
oder die sanfte Kurve einer Bucht. Das Raum-
erlebnis reizt ihn. Die Berge, die immer wieder
als Abschluß der Fernsicht auftauchen, geben
der Komposition erwünschten Halt. Gabor
strebt sichtlich und mit Erfolg danach, den
Naturausschnitt kubisch zu gliedern. Damit
aber wächst er über die rein impressionistische
Problemstellung des 19. Jahrhunderts hinaus
in die Geistesrichtung der Gegenwart.
 
Annotationen