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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Born, Wolfgang: Laszlo Gabor
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0384

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Laszlo Gabor

laszlo gabor—wien

gemälde »bella vista«

Unmerklich, beim Arbeiten vor dem Motiv,
formt er das Gesehene nach seinen Vorstell-
ungen um. Dabei hält er sich eng an die Wirk-
lichkeit, wie es seinem Temperament entspricht,
das geradeaus auf die Dinge losgeht. Seine
Technik ist unkompliziert: eine gesunde Prima-
malerei, bei der die Pinselstriche in unmittel-
barer Frische stehen bleiben. Laszlo Gabor darf
als Gewinn seiner Arbeitsweise die Straffheit
und Lebendigkeit einer Wirkung buchen, die
den Betrachter ohne weiteres überzeugt.

Es liegt in seinem engen Verhältnis zum Natur-
eindruck begründet, wenn die Skala seiner Töne
von dem kühlen Blau des Himmels und dem
warmen Ockergelb der Mauern und Wege be-
stimmt wird, die er vor sich hat. Dazu treten
meist noch das Ziegelrot der Dächer und das
Saftgrün der Vegetation. Vereinheitlichend
wirkt die Atmosphäre, deren Wiedergabe der
Maler durch scharfe Beobachtung der Valeurs
erreicht. Immer fühlt man den Rauminhalt des

Bildganzen. Hinter dem scheinbar Improvi-
sierten der Handschrift steht die Disziplin der
wachen und logischen Gestaltungskraft. Gabors
Malerei ist die Auseinandersetzung eines emp-
findlichen und ehrlichen Auges mit der Welt.
Jedes Bild, das er malt, ist ein Stück eroberter
Erde. Man teilt mit dem Maler die Freude
des Daseins im Licht.

Diese gelassene Weltfreundlichkeit der Stim-
mung verbindet ihn mit der Wiener Malerei. Die
Wendung zu Ekstase und Fanatismus, die den
nachimpressionistischen Talenten in Deutsch-
land zum Schicksal wurde, ist ihm wesensfremd.
Als Mensch mit offenen Sinnen erlebt er die
Schönheit der Welt; es drängt ihn, sein Erleb-
nis mitzuteilen. So malt er. Seine starke Be-
gabung, seine persönliche Art zu sehen, sein
gründliches Wissen haben ihm die Mittel dazu
an die Hand gegeben. Nun arbeitet er an sich
weiter. Was er macht, wird von Jahr zu Jahr
intensiver und gereifter..... wolfgang born.

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