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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Schürer, Oskar: Bilder von Hans Feibusch
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0388

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BILDER VON HANS FEIBUSCH

Vor diesen Bildern möchte man zunächst an
einen Künstlertypus denken, der leicht
und unbeschwert schon von Natur aus in der
Kunst unbesorgt sich ausgibt. Eine so flott er-
scheinende Malweise, eine gelöste Farbigkeit,
ein fast schon forsches Hinstreichen der For-
men, — all dies läßt hier ein spontanes Malen
vermuten. Ganz überrascht ist man, vom Künst-
ler selbst ein sehr anderes Wort über sein Schaf-
fen zu hören. Er sagt: „Von klein auf menschen-
scheu und mit Minderwertigkeitsgefühlen be-
lastet, flüchtete ich in die Malerei, als einzige
Möglichkeit, mich frei zu äußern. Auch hier
ist es mir nicht gegeben, leicht zu schaffen, da
mangelnde manuelle Begabung — vielleicht
Folge zu späten Beginnens (Feibusch studierte
zuerst Medizin!), vielleicht Folge der jüdischen
Abstammung — mich zu zäher, immer wieder
beginnender Arbeit nötigt. Fortschritte sind nur
das Ergebnis ermüdend langer Anstrengung."

Man sieht auf solche Geständnisse des Malers
hin die Bilder anders. Das flott Ausfahrende

der Form — eben noch Anlaß zu einiger Be-
sorgnis ob zu leichter Begabung des Malers —,
jetzt schätzt man es anders ein: sieht darin
Befreiung von dumpf drängenden, zerstörungs-
süchtigen Mächten, zunächst vielleicht bis zur
Überbetonung, aber doch bewußte Arbeit. Und
man hört beruhigt den Maler sagen: „Ich habe
kein eigentliches Programm; bin weder Form-
zertrümmerer — da zu bürgerlich —, noch er-
strebe ich neue Sachlichkeit. Nur immer größere
Auflockerung meines Innern, freies Ausströmen
meiner Wunsch- und Traumwelt. Einstweilen
noch ziemlich konventionell in der Wahl meiner
Motive und Formen, aber allmählich Übergang,
nach Maßgabe des erreichten Könnens, in die
Sphäre des heraufdrängenden Unterbewußten".
Gern läßt der Betrachter nach solcher Selbst-
aussage des Schaffenden alle theoretische Ein-
teilung fahren, freut sich nur, daß hier ein ehr-
licher Wille nach Selbsterfüllung strebt, und daß
er in solchem Streben die angeborene Natur in
freierer Äußerung führt. . . dr. oska.r schürer.
 
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