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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Rochowanski, Leopold W.: Wiener Wohnukunst und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0425

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ARCHITEKT ALFRED SOULEK

».WOHNRAUM MIT RUHEBETT«

WIENER WOHNUNGSKUNST UND KUNSTGEWERBE

Die seit Jahren übliche „Weihnachtsschau"
im Künstlerhaus und eine unter dem Titel
„Wiener Raumkünstler" gebotene, von Direk-
tor Hofrat Schestag geleitete Ausstellung im
Österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie haben neue Arbeiten von Architekten und
Kunstgewerblern gebracht. Bezeichnend ist,
daß jene Klärungen sich als bleibend erhalten
zeigen, die aus dem großen geistigen Prozeß
der letzten zwei Jahrzehnte gewonnen wurden.

Es ist begreiflich, daß man die räumliche
Not, die sich noch immer fühlbar macht, durch
die Verwendung luxuriöser Mittel beschönigen
will. Es ist dagegen nichts einzuwenden, wenn
Bedürfnis und Gesinnung ehrlich sind. Ein
Skihaus steht gewiß mit an der Spitze von Auf-
gaben der Einfachheit und doch kann man ihm
Angenehmes geben und jenes Gefühl hinein-
legen, das sonst nur Dauerwohnungen eigen
ist (Professor Clemens Holzmeister). Welche
Kraft ein einheitlicher Gedankenstil zu vermit-
teln vermag, beweist der Wohnraum von Frank
und Wlach („Haus und Garten"). Sitzgelegen-
heiten, Fußbelag, Tische, Lampen, Gebrauchs-

geschirr, Gefäße, Kamin: sie alle kommen aus
ein und demselben Wollen, geben diesem Nütz-
lichkeitsraum das Vornehme. Professor E. J.
Wimmer operiert mit zwei Räumen, Kristall-
glas und Mahagoni sind seine Gehilfen.

Professor Ernst Lichtblau denkt an weit un-
beschränktere Mittel und baut einen großen
Wintergarten, einen südlichen Traum.

Den Eindruck stärkster Konzentration ver-
mittelt das Musikzimmer von Professor Josef
Hoffmann. Man muß es wirklich einen klingen-
den Raum auch ohne Musik nennen, oder einen
Raum, in dem Musik sichtbar gemacht ist. Er-
reicht durch die überlegene Beherrschung ein-
fachster Mittel, ein Tönen in Blau von den be-
rührenden Fußsohlen bis hinauf an die Grenzen
des aufschwingenden Blickes. Ein Raum für
festliche Gefühle, ein Raum schöpferischer Stun-
den, über die Klimts blaue Toga gebreitet ist.

Die Räume von Alfred Soulek wollen mit
Augen gefühlt werden, die die Fähigkeit be-
sitzen, die Verständigung der Farben zu er-
fassen. In dem großen Gesellschaftsraum (Künst-
lerhaus) findet sich das Rosa der Wände, das

XXXm. März 1930. 7
 
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