RETHEM
Rethem ist die kleinste und zugleich auch äl-
teste Stadt des Kreises und liegt am Südwe-
strand des Landkreises. Sie ist in ihrem dicht
bebauten und von Wasser umflossenen Orts-
kern von einem regelmäßigen Straßenraster ge-
prägt, das 1704 nach einer großen Brandkatas-
trophe den mittelalterlichen Grundriss abgelöst
hatte. Die wieder errichtete Bebauung musste
aber nach einem weiteren verheerenden Feuer
ab 1834 abermals aufgebaut werden, so dass
heute nur noch in der Nähe der Aller einzelne
Gebäude aus der Zeit davor vorhanden sind.
Die vorwiegend im 19.Jh. entstandene, als
denkmalpflegerischer Interessenbereich gekenn-
zeichnete Blockrandbebauung des Stadtkerns
wird vor allem in der Nähe der Kirche durch
wenige, teilweise benachbarte trauf- und giebel-
ständige Ackerbürgerhäuser repräsentiert, die
dem detaillierten Bebauungskonzept für die ins-
gesamt 9-10 Baublöcke entsprechen. Einige
der u.a. auch als Schule und Küsterhaus ge-
nutzten Fachwerkgebäude bilden den Hauptbe-
stand an ortsgeschichtlich bedeutsamen Einzel-
denkmalen. Einige der ehemaligen Wirtschafts-
giebel zeigen zur Straße hin unveränderte Tor-
einfahrten, andere wurden schon um 1900
durch attraktiv gestaltete Geschäftseinbauten
verändert. Ein Zusammenhang zwischen der
Bebauung wird vor allem über das alte Pflaster
mehrerer Straßenzüge in diesem Bereich als
Gruppe baulicher Anlagen erreicht. Es war nach
der Neuparzellierung der Stadt im Jahre 1704
bis 1827 vervollständigt worden und so erhalten
geblieben (Mühlenstraße, Hinterstraße, Kirch-
straße, Wiedenburgstraße).
Die ehemals kleine Kirche St. Marien am Ende
der Kirchstrasse war zwar vom Feuer verschont
geblieben, wurde aber 1837 durch einen spät-
klassizistischen, weitaus größeren massiven
Neubau ersetzt, der die Stadt schon von jen-
seits der Aller ankündigt. Er weist mit den raum-
hohen Rundbogenfenstern und einer riegelarti-
gen Westfront mit dem Glockenturm typische
Elemente des Baumeisters Friedrich August
Ludwig Hellner auf und stellt ein auch überregio-
nal wichtiges sakrales Einzeldenkmal dar.
Über die unmittelbar an die Aller anschließende
Niederterrasse, auf der Rethem liegt, führte
schon im Mittelalter die wichtige Heer- und Han-
delsstraße von Minden nach Harburg (heute B
209), welche den Fluss bereits seit dem 14.Jh.
anstelle einer Furt über eine Brücke querte. Die-
se Lagegunst hatte sicherlich nicht nur zu dem
Bedeutungszuwachs der Burg geführt, die als
weit vorgeschobener Posten die Grenzen des
Fürstentums Lüneburg an der Aller sichern half
und infolgedessen als Wohnsitz zahlreiche
Adelsfamilien der Umgebung anzog, sondern
hatte auch die frühe städtische Entwicklung Re-
thems gefördert.
Mauerreste und einige jüngere Gebäude, die
noch auf der alten Parzelle der im 16.Jh. zu ei-
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1:5.000 3222/2, 3222/3 verkleinert auf 1:10.000
Vervielfältigung mit Erlaubnis der Vermessungs- und Katasterbehörde Soltau-Fallingbostel A-985/00
SCHWARMSTEDT-GRINDAU
Wie Schwarmstedt liegt auch Grindau auf einem
kräftig ansteigenden Talsandrücken am östli-
chen Rand des breiten Leinetals, in das sich der
mäandrierende Fluss mit zahlreichen Nebenar-
men eingegraben hat. Der ca. einen Kilometer
entfernte Ort wird von der am Geestrand ent-
lang führenden nord-süd-gerichteten Landes-
straße 193 durchquert.
Der Kartenausschnitt zeigt deutlich die unter-
schiedlichen Formen der beiden voneinander
getrennten, historischen Ansiedlungen, die
schon im 15./16.Jh. als Klein- und Groß Grin-
dau zusammen mit nur elf Hausstellen (Mitte
19.Jh.) erwähnt worden sind.
Während der nur aus drei Hofstellen mit bemer-
kenswerten Haupt- und Nebengebäuden beste-
hende westliche Dorfkern rundlingsartig um eine
zentrale Erschließungs-Stichstraße aufgebaut ist
(Klein-Grindau 2-6, u.a. mit ältestem Vierstän-
derhallenhaus des Ortes mit dekorativer Fassa-
de von 1793, Treppenspeicher, Dreiständer-
scheune) bilden die nordwestlichen Höfe Groß-
Grindaus ein einzeiliges Reihendorf, dessen
überwiegend nach einem Brand von 1859 auf
den schmalen, langgestreckten Parzellen ent-
standener Gebäudebestand sich entlang einer
Höhenlinie bewegt, die Sicherheit vor dem
Hochwasser bietet. Besonders zu erwähnen
sind vor allem die zurückliegenden, traufseitig
mit repräsentativen Details von Bürgerbauten
ausgestatteten Wohnwirtschaftsgebäude, die in
der Art von Vierständerhäusern in gleicher Roh-
ziegelbauweise (Groß-Grindau 6-10) wieder er-
richtet worden sind. Auf der weniger regelmäßig
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1:5.000 3323/10, 3323/11 verkleinert auf 1:10.000
Vervielfältigung mit Erlaubnis der Vermessungs- und Katasterbehörde Soltau-Fallingbostel A-985/00
nem bedeutenden Schloss ausgebauten Rethe-
mer Burg am Flussufer stehen, erinnern daran
und bilden heute ein nicht nur ortsgeschichtlich
bedeutsames denkmalwertes Ensemble. Es
wird erweitert durch das westlich angrenzende
Grundstück des früheren Amtsschreiberhofes
mit den Einzeldenkmalen eines zwar nachträg-
lich verlängerten und aufgestockten, im Kern
wohl noch aus dem 17.Jh. stammenden Fach-
werkbaus sowie dem heutigen Rathaus, das
1792 nahe dem Eingang zum ehemaligen
Schloss entstanden war (Lange Straße 2, 2a
und 4a, 4).
Die Gebäude, welche die Stadterw/eiterung des
19. und beginnenden 20.Jh. repräsentieren,
sind in jüngerer Zeit überwiegend stark verän-
dert worden. Sie werden durch wenige Einzel-
denkmale repräsentiert, wie beispielhaft durch
das von einem Zwerchhaus betonte und mit
zierenden Details ausgestattete massive Wohn-
wirtschaftsgebäude in der Rodewaldstraße 7.
Zu erwähnen ist insbesondere auch die einzige
Bockwindmühle des Landkreises, die ursprüng-
lich aus dem benachbarten Frankenfeld stammt.
Der bereits 1594 erbaute und damals voll-
ständig marode Baukörper fand 1955, nach
seiner Translozierung und Restaurierung nahe
der Aller eine neue Heimat und erinnert seither
an die alten Schiffsmühlen, die früher auch in
Rethem inmitten der Aller in Betrieb waren
(Londystraße).
parzellierten gegenüber liegenden Straßenseite
sind noch Reste eines alten Scheunenviertels
mit mehreren älteren Fachwerkgebäuden auszu-
machen, von denen das älteste, eine Dreistän-
derscheune, aus dem 18.Jh. stammt.
Die beiden, jeweils aus mehreren Hofstellen be-
stehenden Denkmalensembles mit einer Reihe
von wertvollen Einzeldenkmalen werden durch
eine zwischengeschaltete Hofgruppe ergänzt
(Marschweg 12). Diese weist u.a. in dieser süd-
lichen Region selten vorkommende, denkmal-
werte Nebengebäude auf, wie einen Treppen-
speicher aus der 2. Hälfte des 17.Jh. und einen
wohl im beginnenden 18.Jh. in Dreiständerbau-
weise errichteten Hof-Schafstall.
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Rethem ist die kleinste und zugleich auch äl-
teste Stadt des Kreises und liegt am Südwe-
strand des Landkreises. Sie ist in ihrem dicht
bebauten und von Wasser umflossenen Orts-
kern von einem regelmäßigen Straßenraster ge-
prägt, das 1704 nach einer großen Brandkatas-
trophe den mittelalterlichen Grundriss abgelöst
hatte. Die wieder errichtete Bebauung musste
aber nach einem weiteren verheerenden Feuer
ab 1834 abermals aufgebaut werden, so dass
heute nur noch in der Nähe der Aller einzelne
Gebäude aus der Zeit davor vorhanden sind.
Die vorwiegend im 19.Jh. entstandene, als
denkmalpflegerischer Interessenbereich gekenn-
zeichnete Blockrandbebauung des Stadtkerns
wird vor allem in der Nähe der Kirche durch
wenige, teilweise benachbarte trauf- und giebel-
ständige Ackerbürgerhäuser repräsentiert, die
dem detaillierten Bebauungskonzept für die ins-
gesamt 9-10 Baublöcke entsprechen. Einige
der u.a. auch als Schule und Küsterhaus ge-
nutzten Fachwerkgebäude bilden den Hauptbe-
stand an ortsgeschichtlich bedeutsamen Einzel-
denkmalen. Einige der ehemaligen Wirtschafts-
giebel zeigen zur Straße hin unveränderte Tor-
einfahrten, andere wurden schon um 1900
durch attraktiv gestaltete Geschäftseinbauten
verändert. Ein Zusammenhang zwischen der
Bebauung wird vor allem über das alte Pflaster
mehrerer Straßenzüge in diesem Bereich als
Gruppe baulicher Anlagen erreicht. Es war nach
der Neuparzellierung der Stadt im Jahre 1704
bis 1827 vervollständigt worden und so erhalten
geblieben (Mühlenstraße, Hinterstraße, Kirch-
straße, Wiedenburgstraße).
Die ehemals kleine Kirche St. Marien am Ende
der Kirchstrasse war zwar vom Feuer verschont
geblieben, wurde aber 1837 durch einen spät-
klassizistischen, weitaus größeren massiven
Neubau ersetzt, der die Stadt schon von jen-
seits der Aller ankündigt. Er weist mit den raum-
hohen Rundbogenfenstern und einer riegelarti-
gen Westfront mit dem Glockenturm typische
Elemente des Baumeisters Friedrich August
Ludwig Hellner auf und stellt ein auch überregio-
nal wichtiges sakrales Einzeldenkmal dar.
Über die unmittelbar an die Aller anschließende
Niederterrasse, auf der Rethem liegt, führte
schon im Mittelalter die wichtige Heer- und Han-
delsstraße von Minden nach Harburg (heute B
209), welche den Fluss bereits seit dem 14.Jh.
anstelle einer Furt über eine Brücke querte. Die-
se Lagegunst hatte sicherlich nicht nur zu dem
Bedeutungszuwachs der Burg geführt, die als
weit vorgeschobener Posten die Grenzen des
Fürstentums Lüneburg an der Aller sichern half
und infolgedessen als Wohnsitz zahlreiche
Adelsfamilien der Umgebung anzog, sondern
hatte auch die frühe städtische Entwicklung Re-
thems gefördert.
Mauerreste und einige jüngere Gebäude, die
noch auf der alten Parzelle der im 16.Jh. zu ei-
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1:5.000 3222/2, 3222/3 verkleinert auf 1:10.000
Vervielfältigung mit Erlaubnis der Vermessungs- und Katasterbehörde Soltau-Fallingbostel A-985/00
SCHWARMSTEDT-GRINDAU
Wie Schwarmstedt liegt auch Grindau auf einem
kräftig ansteigenden Talsandrücken am östli-
chen Rand des breiten Leinetals, in das sich der
mäandrierende Fluss mit zahlreichen Nebenar-
men eingegraben hat. Der ca. einen Kilometer
entfernte Ort wird von der am Geestrand ent-
lang führenden nord-süd-gerichteten Landes-
straße 193 durchquert.
Der Kartenausschnitt zeigt deutlich die unter-
schiedlichen Formen der beiden voneinander
getrennten, historischen Ansiedlungen, die
schon im 15./16.Jh. als Klein- und Groß Grin-
dau zusammen mit nur elf Hausstellen (Mitte
19.Jh.) erwähnt worden sind.
Während der nur aus drei Hofstellen mit bemer-
kenswerten Haupt- und Nebengebäuden beste-
hende westliche Dorfkern rundlingsartig um eine
zentrale Erschließungs-Stichstraße aufgebaut ist
(Klein-Grindau 2-6, u.a. mit ältestem Vierstän-
derhallenhaus des Ortes mit dekorativer Fassa-
de von 1793, Treppenspeicher, Dreiständer-
scheune) bilden die nordwestlichen Höfe Groß-
Grindaus ein einzeiliges Reihendorf, dessen
überwiegend nach einem Brand von 1859 auf
den schmalen, langgestreckten Parzellen ent-
standener Gebäudebestand sich entlang einer
Höhenlinie bewegt, die Sicherheit vor dem
Hochwasser bietet. Besonders zu erwähnen
sind vor allem die zurückliegenden, traufseitig
mit repräsentativen Details von Bürgerbauten
ausgestatteten Wohnwirtschaftsgebäude, die in
der Art von Vierständerhäusern in gleicher Roh-
ziegelbauweise (Groß-Grindau 6-10) wieder er-
richtet worden sind. Auf der weniger regelmäßig
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1:5.000 3323/10, 3323/11 verkleinert auf 1:10.000
Vervielfältigung mit Erlaubnis der Vermessungs- und Katasterbehörde Soltau-Fallingbostel A-985/00
nem bedeutenden Schloss ausgebauten Rethe-
mer Burg am Flussufer stehen, erinnern daran
und bilden heute ein nicht nur ortsgeschichtlich
bedeutsames denkmalwertes Ensemble. Es
wird erweitert durch das westlich angrenzende
Grundstück des früheren Amtsschreiberhofes
mit den Einzeldenkmalen eines zwar nachträg-
lich verlängerten und aufgestockten, im Kern
wohl noch aus dem 17.Jh. stammenden Fach-
werkbaus sowie dem heutigen Rathaus, das
1792 nahe dem Eingang zum ehemaligen
Schloss entstanden war (Lange Straße 2, 2a
und 4a, 4).
Die Gebäude, welche die Stadterw/eiterung des
19. und beginnenden 20.Jh. repräsentieren,
sind in jüngerer Zeit überwiegend stark verän-
dert worden. Sie werden durch wenige Einzel-
denkmale repräsentiert, wie beispielhaft durch
das von einem Zwerchhaus betonte und mit
zierenden Details ausgestattete massive Wohn-
wirtschaftsgebäude in der Rodewaldstraße 7.
Zu erwähnen ist insbesondere auch die einzige
Bockwindmühle des Landkreises, die ursprüng-
lich aus dem benachbarten Frankenfeld stammt.
Der bereits 1594 erbaute und damals voll-
ständig marode Baukörper fand 1955, nach
seiner Translozierung und Restaurierung nahe
der Aller eine neue Heimat und erinnert seither
an die alten Schiffsmühlen, die früher auch in
Rethem inmitten der Aller in Betrieb waren
(Londystraße).
parzellierten gegenüber liegenden Straßenseite
sind noch Reste eines alten Scheunenviertels
mit mehreren älteren Fachwerkgebäuden auszu-
machen, von denen das älteste, eine Dreistän-
derscheune, aus dem 18.Jh. stammt.
Die beiden, jeweils aus mehreren Hofstellen be-
stehenden Denkmalensembles mit einer Reihe
von wertvollen Einzeldenkmalen werden durch
eine zwischengeschaltete Hofgruppe ergänzt
(Marschweg 12). Diese weist u.a. in dieser süd-
lichen Region selten vorkommende, denkmal-
werte Nebengebäude auf, wie einen Treppen-
speicher aus der 2. Hälfte des 17.Jh. und einen
wohl im beginnenden 18.Jh. in Dreiständerbau-
weise errichteten Hof-Schafstall.
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