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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0140
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BISPINGEN

Die 1974 gegründete Einheitsgemeinde liegt
ganz im Nordosten des Kreisgebietes und
grenzt hier an die Landkreise Harburg und
Lüneburg. Nach Süden und Westen stößt sie
auf die Gemeindegebiete von Munster, Soltau
und Schneverdingen. Bispingen wird von der
nord-süd-gerichteten Autobahn A 7 durchquert.
Durch die Anbindung an die Bundesautobahn
sind günstige Voraussetzungen für den wach-
senden Fremdenverkehr in der Region aber
auch für die Gewerbeentwicklung gegeben.
Weitere überregionale Straßenverbindungen
verlaufen außerhalb bzw. im Grenzbereich des
Einzugsgebietes von Bispingen (im Süden die B
209 von Soltau nach Lüneburg), während die
heute noch für den Güterverkehr bzw. den
Fremdenverkehr wichtige Kleinbahnlinie von
Soltau nach Buchholz bzw. Lüneburg das
Gemeindegebiet von Südwesten nach Nordos-
ten durchquert.
Bispingen liegt auf der Ostseite der Autobahn
und wird von den acht zugehörigen Ortsteilen in
sechs bis zehn Kilometern Entfernung fächerför-
mig umgeben. Es leben in der unterschiedlich
stark besiedelten, innerhalb des Landkreises
vergleichsweise kleinen Gemeinde etwa 6.000
Einwohner, davon gut ein Drittel in Bispingen
selbst.
Seit Jahrhunderten ist der Kirchort Bispingen
Sitz eines gleichnamigen Kirchspiels. Dieses
gehörte bis 1854 zu dem im alten Bardengau
gelegene Amt Winsen a.d. Luhe und bildete u.a.
zusammen mit dem Kirchspiel Amelinghausen
die Amtsvogtei Amelinghausen im Fürstentum
Lüneburg. 1794/95 gehörten zum Bispinger
Kirchspiel 13 Dörfer und ein einständiger Hof. Im
Zuge der Amtsreformen kam es 1859 zum Amt
und später zum Kreis Soltau.

Zahlreiche Funde und Gräber aus allen Entwick-
lungsperioden legen einen vorgeschichtlichen
Besiedelungszeitraum seit der Altsteinzeit nahe.
Leider sind die ehemaligen Großsteingräber
über Jahrhunderte für Häuserfundamente, Stra-
ßen u.a. genutzt worden. Ehemals von Erdhü-
geln überdeckte Reste wurden vielerorts offen
aufgeschichtet.
Die geografische Lage der Gemeinde zwischen
dem Naturraum Hohe Heide im Norden, mit den
sich bis in das Uelzener Becken hinziehenden
Endmoränenzügen und höchsten Erhebungen
Nordwestdeutschlands (Wilseder Berg mit 169
Metern) sowie dem Naturraum Südheide mit der
sog. Schneverdinger Endmoräne begründet die
konturen- und abwechselungsreiche Landschaft
im gesamten Gemeindegebiet. Der nördliche
Raum, in dem sich um Wilsede und Haverbeck
die größte zusammenhängende Heidefläche
Europas als ein breiter Streifen dahinzieht, bildet
das Herzstück des 1909 gegründeten Natur-
schutzgebietes Lüneburger Heide. Er wird von
den Urstromtälern zahlreicher Heideflüsse mit
ihren Zulaufbächen, die hier ihren Ursprung
haben, kleinteilig gegliedert sowie von eiszeit-
lichen Trockentälern wie dem sog. Totengrund.
Die ursprünglich viel weitläufigere Heideland-
schaft ist von der sich ausdehnenden Nadel-
waldkultur zurückgedrängt worden, welche im
Laufe des 19. Jh. planmäßig gepflanzt wurde
und heute den größten Anteil der Bodennutzung
in der Gemeinde einnimmt. Dadurch sind auch
die im 18. Jh. noch zutage tretenden, für Heide-
flächen typischen offenen Sandflächen bis auf
wenige zurückgedrängt worden. Größere zu-
sammenhängende Ackerflächen haben sich vor
allem zwischen den ehemals mit Bruchwald
bewachsenen Flusstälern der Brunau und Aue
und der Luhe angesiedelt. An ihren erhöhten
Rändern entstanden hier die kettenartig aufge-

reihten Siedlungen, deren Einwohner auch vom
Fischfang lebten, wie vor allem entlang der Luhe
in Bispingen, Hützel und Steinbeck. Wohl erst
im Mittelalter hatte die langsame Versteppung
der Landschaft durch das Abholzen der Wald-
bestände u.a. für Schiffe, den Städteausbau
und für die Saline in Lüneburg begonnen und
die Armut der Bevölkerung nahm zu. Diese
ernährte sich bis zum Ende des 19. Jh. fast
ausschließlich von den landwirtschaftlichen
Erzeugnissen, die vor allem von der Schnucken-
haltung herrührten, wie z.B. von der Verarbei-
tung der Wolle. Daraus entwickelte sich später
ein bescheidener Handel. Eine langsame
Verbesserung der ärmlichen Heidewirtschaft trat
erst im 19. Jh. infolge der strukturellen Verände-
rung der gesamten Landwirtschaft ein (Befrei-
ung, Ablösung, Verkopplung) und der damit
einhergehenden, durch die Erfindung von
Kunstdünger erst möglichen Umwandlung von
Heideflächen in Äcker und Wälder. Heute bilden
neben dem Handel das Handwerk und insbe-
sondere der Fremdenverkehr die Haupterwerbs-
grundlage im Gemeindegebiet von Bispingen.
Gegen Ende des 19. Jh. war aber auch u.a.
durch Künstler die Schönheit und Einmaligkeit
der Heidelandschaft entdeckt worden und
schon 1909 hatte der soeben in Süddeutsch-
land gegründete Verein Naturschutzpark
erkannt, dass die verbliebenen Flächen insbe-
sondere auch vor Aufkäufen von benachbarten
Städtern gerettet werden mussten. Wesentliche
Teile dieses Naturparks gehören zum Gemein-
degebiet von Bispingen und der heutige Luftkur-
ort bildete von Anfang an einen der wichtigen
Hauptausgangspunkte für den in die Umgebung
ausstrahlenden Fremdenverkehr. Der Gedanke
der Naturerhaltung schloss von Anfang an auch
die Siedlungsflächen ein. Diese bestehen in der
Regel aus Einzelhöfen und vor allem aus den

Bispingen, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1776 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


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