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balken, auf einzelnen Feldsteinen errichtet
worden und zeigt Profilierungen an den den
Dachüberstand unterstützenden Kopfbändern.
Auf dem früheren Kothof Vierde 11 ist gegen
Ende des 19.Jh. anstelle eines Vorgängerbaues
ein traufständig zur Straßenflucht stehender
Ziegelbau errichtet worden. Dieser weist eine
Grundrissgliederung in Anlehnung an ein Vier-
ständer-Hallenhaus auf. Zahnschnittartige Zie-
gelsetzungen und lisenenartige Eckbetonungen
in den Giebelbereichen sowie u.a. zeitgenössi-
sche Segmentbogenfenster und Eingangstüren
zeigen mit dem mittigen Einfahrtstor das Bild
eines seit seiner Erbauung unveränderten
Baukörpers.
Die zweistellige Hofanlage Klint ist seit ihrer
Gründung eine in diesem Landschaftsteil typi-
sche Doppelhofanlage geblieben, die unabhän-
gig von der Dorflage abseits der Verbindungs-
straßen inmitten ihrer Felder liegt. Aufgrund der
dichten Bewaldung wirkt die Bebauung inselar-
tig und liegt auf der mit ca. 76 Metern höchsten
Erhebung im Stadtgebiet, am steil ansteigenden
Nordufer der Böhme. Es wird vermutet, dass
beide Höfe erst nach dem Dreißigjährigen Krieg
als Ersatz für umliegende zerstörte Hofanlagen
entstanden ist. Sie bestehen heute aus parallel
zueinander ausgerichteten Hofgebäuden des
19. und frühen 20.Jh. Ihre Bauten liegen zu bei-
den Seiten einer Weggabelung, wie der typische
Schweinestall in Fachwerkkonstruktion aus der

Zeit um 1890. Die Gebäude der westlichen, mit
Feldsteinen gepflasterten Hofstelle mit Teichan-
lage, Nr. 8, werden von einer Einfriedung ge-
fasst. Sie ist wohl gleichzeitig mit dem zentralen
Wohnwirtschaftsgebäude von 1909 errichtet
worden. Dieses in Ziegelbauweise mit Zierset-
zungen und gliedernden Elementen errichtete
Hauptgebäude weist im hofseitigen Wirtschafts-
trakt noch deutliche Merkmale eines Vierstän-
der-Hallenhauses auf. Der Wohntrakt dagegen
zeigt Einflüsse eines städtischen Bürgerhauses
und ist als eigenständiger zweigeschossiger
Querriegel angesetzt worden. Ältester Baukör-
per des Hofes ist der 1831 in der für die Südhei-
de typischen Hochrähmbauweise errichtete
Treppenspeicher mit Doppeltüranlage und einer
vom auskragenden Dach überdeckten Treppe.
Auf der Nachbarhofanlage, Klint 9, fällt beson-
ders das 1852 erbaute, hell gestrichene Vier-
ständergerüst mit asymmetrisch angelegtem
Wirtschaftsgiebel auf, das zwischen Schweine-
stall (um 1900) und Scheune zurückliegt. Der
breite Zwerchgiebel über dem Hauseingang ist
neben zahlreichen Fenstereinbauten vermutlich
schon zu Beginn der zwanziger Jahre im
Zusammenhang mit einer Umnutzung zum
Wohngebäude entstanden.


Vierde, Klint 8, Hofanlage


FRANKENFELD

Das Dorf Frankenfeld ist namengebender Teil
der aus drei Ortsteilen bestehenden ca. 500
Einwohner großen Gemeinde Frankenfeld, die
innerhalb der Samtgemeinde Rethem liegt. Auf
der Südseite der Aller gelegen, ist es ungefähr
fünf Kilometer von der Stadt Rethem entfernt.
Eine kleine gebogene, von alten Eichen ge-
säumte Zufahrtsstraße (K 110) führt von der
Landesstraße 157 zwischen Rethem und Ahl-
den in Richtung Nordwesten in den etwa einen
Kilometer entfernten Dorfkern. Die Felder und
Wiesen zu beiden Seiten werden von kleinen
Hofanlagen oder neueren Einzelhäusern unter-
brochen. An der durch ein Gefallenendenkmal
gekennzeichneten Gabelung in der Dorfmitte
führt die linke Erschließungsstraße direkt zu der
am Deich gelegenen Hofanlage des ehemaligen
Rittergutes Nr. 1. Die Gebäude auf den übrigen,
meist zur Aller hin gelegenen alten Hofanlagen
an der Dorfstraße sind wohl aufgrund zahlrei-
cher Brände oftmals im 19.Jh. durch massive
Ziegelbauten ersetzt worden.
Die Siedlung von Gut und Dorf erfolgte auf einer
bis an die Aller heranreichenden Fläche auf
etwas erhöhten Talsanden. Der 1261 urkundlich
erwähnte Ort Frankenvelde lässt eine Gründung
zur Zeit Karls des Großen (Franken) vermuten,
der um 780 n. Chr., zur Zeit der Sachsenkriege,
durch diese Gegend zog. Das Dorf hatte 1667
und noch 1825 13 Feuerstellen, davon - neben
dem Gut - drei Vollhöfe; 1837 waren es dann
schon 21 Feuerstellen und 170 Einwohner. Es
gehörte zum Gericht Wahlingen und war nach
Kirchwahlingen eingepfarrt.
Vom ehemaligen Rittergut selbst sind die Besit-
zer mindestens seit 1360 bekannt. 1594 wurde
ihnen die Errichtung einer Bockwindmühle be-
willigt. Diese entstand südlich des Ortsteils Bos-
se auf Frankenfelder Grund und ist heute, nach-
dem sie 1953 nach Rethem transloziert wurde,
mit ihrem Mahlgang aus der Erbauungszeit ei-
nes der ältesten Beispiele ihrer Art.
Anstelle des um 1975 errichteten Deiches be-
grenzten kleine, langgezogene, den früheren Al-
lerverlauf markierende Teiche die Hofanlage
nach Norden. Die feuchten Wiesen dahinter die-
nen heute als Erweiterungsfläche für den östlich
des Gutsparks gelegenen Campingplatz für
Wassersportler.
Die fünf Gebäude des Gutshofes (Nr. 1) grup-
pieren sich locker um eine feldsteingepflasterte
Hoffläche, die zwei Zugänge hat. Von Osten
führt ein ebenfalls gepflasterter, von einer Allee
gesäumter Weg parallel zur großen Scheune
südlich am Herrenhaus vorbei; von Süden öffnet
sich, von der Straße abzweigend, eine breite
Zufahrt, die durch die um 1880 errichtete Toran-
lage über den trichterförmigen Hofplatz frontal
auf das Herrenhaus zuführt. Neben der symme-
trisch gegliederten, in aufwendigem gotisieren-
den Stil errichteten Toranlage, findet sich ein
Abschnitt einer gleich alten niedrigen Umfas-
sungsmauer. Wohl zeitgleich und in ähnlicher
Bauweise war der Querflügel des älteren
Herrenhauses errichtet worden, das nach einem
Brand von 1990 abgebrochen und durch ein
modernes Wohnhaus ersetzt worden ist.

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