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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0331
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geht auf einen kleinen einschiffigen gotischen
Ursprungsbau mit abgesetztem polygonalen
Chor aus dem 14.Jh. zurück, der schon im
19.Jh. aufgrund wachsender Einwohnerzahlen
im Westen verlängert worden ist, bis er schließ-
lich 1925 unter Leitung des Regierungsbau-
meisters Oskar Kiecker durch eine Verbreiterung
der nördlichen Längsseite seine heutige Form
erhielt. Sie ist 1953 sowie um 1975 instand ge-
setzt worden.
Wesentliche Bauteile haben ihr Aussehen durch
eine Erneuerung im 19.Jh. erhalten, wie insbe-
sondere der umlaufende, gut einen Meter hohe
Findlingssockel. Die alten (vermauerten) Fenster
und das Portal in der Südwand und im Chor
sind damals durch regelmäßig angeordnete,
neugotische Fenster und ein neues Portal im
Westgiebel ersetzt worden, das, in Anlehnung
an das ursprüngliche, flachbogig innerhalb einer
profilierten Spitzbogennische liegt. Als älteres
Fenster ist in der östlichen Chorwand das flach-
bogige Doppelfenster mit Rundstabprofilen er-
halten geblieben. Der Erweiterungsbau mit dem
Doppelgiebel und den entsprechenden, zu dem
Ursprungsdach quergestellten Satteldächern
wird von gerade abschließenden sowie spitz-
winkligen Fenstern belichtet.
Das Kircheninnere besticht durch die weitge-
hend einheitliche Ausstattung aus der Zeit der
Erweiterung. Das weiß verputzte Mauerwerk
wird im Innenraum im Bereich der alten und
neuen bleiverglasten Fenster durch zahlreiche
flachbogige Nischen entlastet. 1925 ist die
verbreiterte Decke in den Dachraum hochgezo-
gen und mit Gemälden von Ebeling auf den seit-
lichen Schrägflächen ausgestattet worden. Das
mit modern interpretierten gotischen Elementen
ausgestattete Gestühl unterstreicht den Gestal-
tungswillen ebenso wie die Balkenköpfe mit
geschnitzten Masken unterhalb der hölzernen
Empore. Die Orgel ist unter Verwendung des
Prospektes aus der 2. Hälfte des 19.Jh. in die
Südwestecke der Empore versetzt worden.
Auch der 1891 entstandene Kanzelaltar ist 1925
einem schlichteren, aus unterschiedlichen, teil-
weise sehr alten Schnitzfiguren zusammenge-
fügten flügelartigen Altaraufsatz gewichen
(Mittelgruppe von 1470 mit einem mittigen
Kruzifix aus der 2. Hälfte des 13.Jh.). Die Kanzel
wurde ebenfalls 1925 umgebaut und steht auf
der Südseite des Chors. Von der Ursprungskir-
che sind außer der inzwischen in ein hannover-
sches Museum ausgelagerten Sakramentnische
aus dem 15.Jh. (vergleiche „Ole kerk“ in Bispin-
gen) noch das auf drei Tragefiguren stehende
und mit zahlreichen figürlichen Darstellungen
und Medaillons geschmückte Bronzetaufbecken
erhalten geblieben. Es ist eine wohl in der
2. Hälfte des 14.Jh. in Lüneburg entstandene
Arbeit.
Der straßenseitig schräg zur Kirche frei gestellte,
hölzerne Glockenturm unter dem schieferge-
deckten Pyramidendach ist evtl, in der 2. Hälfte
des 19.Jh. erneuert und in jüngster Zeit neu
verkleidet worden. Die älteste Glocke darin
stammt noch aus der Zeit um 1350, die andere
von 1587.
Diese Gruppe von Baudenkmalen wird ergänzt
durch die ehemalige Zehntscheune, die auf dem
nördlich anschließenden ehemaligen Pfarrhof er-

halten geblieben ist (Wolterdinger Dorfstraße
2). Ihr schlichtes, vertikal verbohltes Äußeres un-
ter steilem Halbwalmdach verbirgt ein wohl in
der 1. Hälfte des 19.Jh. errichtetes Oberrähm-
gerüst mit kräftigen eingehälsten Ankerbalken.
Im Norden des Grundstücks ist 1945 ein Krie-
gerdenkmal für die Gefallenen des Ersten und
Zweiten Weltkrieges aufgestellt worden (Wolter-
dinger Dorfstraße 2).
Dem Kirchengrundstück gegenüber steht das
vermutlich 1892 erbaute stattliche Vierständer-
Hallenhaus unter Halbwalmdach, das Bestand-
teil des um 1930 vielfach erneuerten Hofes Wie-
heholzer Straße 2 ist. Im Gegensatz zu den in
jüngster Zeit veränderten Gebäuden der meisten
Wolterdinger Hofanlagen ist es trotz Umnutzung
zum Wohnen in seiner wesentlichen Ausprä-
gung erhalten geblieben.

WALSRODE

Das ausgedehnte Stadtgebiet Walsrodes um-
fasst seit der Gebietsreform von 1974 neben
dem historischen Stadtzentrum Walsrode 22
Ortschaften. Die Stadt bildet seitdem die zweit-
größte Flächengemeinde Niedersachsens und
ist mit insgesamt etwa 25.270 Einwohnern (im
Stadtkern derzeit ca. 15.350 Einwohner) seit
1984 eine eigenständige Gemeinde.
Das Stadtgebiet liegt im südlichen Kreisgebiet
und reicht von der Autobahn A 7 im Osten bis
zur Kreisgrenze mit dem Landkreis Verden im
Nordwesten, umgeben von den Gemeinden
Bomlitz und Fallingbostel im Nordosten und den
Samtgemeinden Rethem und Ahlden im Süden.
Durch die Anschlüsse an die Autobahnen der
A 7 von Hannover nach Hamburg und den
Abzweig der A 27 nach Bremen, durch die von
Südwesten nach Nordosten das Stadtgebiet
querende Bundesstraße 209, die Landesstraße
190 sowie den Eisenbahnanschluss an die
Nebenstrecke von Hamburg nach Hannover ist

Walsrode, Ansicht von Südost, (Matthaeus Merian, 1690)



Walsrode, Kurhannoversche Landesaufnahme 1778 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)

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