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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0381
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drei von ihnen (Nrn. 1, 3, 5) mit einer entspre-
chenden Bausubstanz, bestehend aus dem
zentralen Wohnwirtschaftsgebäude und ergän-
zenden Nebengebäuden. Der ursprünglich wohl
etwas abseits am Abhang gelegene sog. „Berg-
hof“, Nr. 1 (erwähnt seit 1378), wird von dem
mächtigen, 1855 neu aufgeführten nord-süd-
gerichteten Vierständerhaus unter Halbwalm-
dach beherrscht. Das regelmäßige Gefüge auf
Natursteinsockel wird im Wohntrakt durch ein-
zelne Fenstereinbauten und im Wirtschaftstrakt
durch eine zusätzliche Längseinfahrt etwas ge-
stört. Die beiden unterschiedlich großen, 1 1/2-
geschossigen Treppenspeicher in verbohlter
Hochrähmkonstruktion mit durchgesteckten An-
kerbalken sind wohl um die Mitte des 19.Jh.
entstanden; ihre teilweise erhaltenen Treppen
führen unter ausladenden Dachüberständen ins
Obergeschoss. Eine wohl etwa gleich alte, ver-
breiterte sog. Heuscheune und heutige Remise
mit traufseitigem Dachüberstand sowie ein lang-
gestreckter Schweinestall in Ziegelbauweise mit
einfachen Zahnschnittmotiven von 1873 ergän-
zen die Hofbebauung.
Die halbkreisförmig um die südliche Hoffläche
angeordneten Gebäude von Hof Nr. 3 sind
inmitten des stark bewaldeten Grundstücks nur
über die von Südwesten kommende alleeartige
feldsteingepflasterte Zufahrt zu erreichen. Eines
der ältesten Gebäude des Dorfes ist das um
1650 errichtete, ost-west-gerichtete Wohnwirt-
schaftsgebäude, das 1923 durch ein querge-
stelltes, schlichtes massives Wohngebäude mit
mittigem Zwerchhaus erweitert worden ist. Der
alte Zweiständerbau mit den wohl im 19.Jh.
nachträglich erweiterten Kübbungen und den
teilweise massiv erneuerten Wandteilen sowie
vergrößerten Fenstereinbauten weist am
symmetrisch gegliederten Wirtschaftsgiebel eine
für die Erbauungszeit typische Vorkragung auf
von profilierten und beschnitzten Knaggen
unterstützten Balkenköpfen auf. Ältestes
Nebengebäude ist der 1 1/2-geschossige, 1822
in üblicher Hochrähmkonstruktion erbaute, mit
Holzbohlen verkleidete Treppenspeicher, der im
Bereich der giebelseitigen Treppe durch ein brei-
tes Schauer verlängert worden ist. Neben weite-
ren kleinen Nebengebäuden (früheres Häus-
lingshaus im Kern 2. Hälfte des 18.Jh., ehemali-
ges Backhaus von 1855, Schweinestall von
1899) fällt die große, auf teilweise einzelnen
Natursteinquadern errichtete Querdurchfahrts-
scheune mit drei Einfahrten auf, deren weitge-
hend unverändertes, regelmäßiges Gerüst mit
Ziegelgefachen von 1852 stammt sowie die
wohl etwas ältere kleine, vollkommen verbohlte
Scheune mit offenen Ein- und Durchfahrten, die
heute als Remise benutzt wird.
Seit dem beginnenden 19.Jh., als die Landwirt-
schaft durch zahlreiche Strukturveränderungen
einen Aufschwung nahm, ersetzten auf den
meisten Hofanlagen neue Wohnwirtschaftsge-
bäude, aber auch Nebengebäude die Vorgän-
gerbebauung. Auf der Hofstelle Nr. 5 deutet
lediglich ein Ziehbrunnen von 1731 darauf hin.
Der langerstreckte, wohl am Ende des Wirt-
schaftstrakts nachträglich verlängerte Vierstän-
derbau mit mittiger Toreinfahrt ist 1822 aufge-
führt worden. Erst in jüngerer Zeit wurde sein
kräftiges regelmäßiges Gefüge durch eine zweite
Längseinfahrt am Wirtschaftsgiebel gestört,
ebenso wie durch einige Fenstereinbauten vor

allem am Wohngiebel. Wenig später, 1834, ist
die von drei Einfahrten gekennzeichnete Quer-
durchfahrtsscheune errichtet worden und
bereits 1842 der Schweinestall in Fachwerkkon-
struktion. Seine in Ziegelbauweise erstellte Ver-
längerung stammt von 1950 und dient als Kar-
toffelküche.
Auch auf der seit 1500 bewirtschafteten Kotstel-
le Nr. 12 ist das alte Wohnwirtschaftsgebäude
1843 durch den schlichten Vierständerbau auf
hohem Findlingssockel ersetzt worden.
Die Abbauerstellen Nr. 15/15A und 21 weisen
neben älteren Gebäuden einige gut erhaltene
Nebengebäude des 19.Jh. auf, wie den Trep-
penspeicher mit knappem Kniestock in Hoch-
rähmbauweise und eingezapften Ankerbalken
von 1848 sowie einen interessanten Erdkeller
aus dem beginnenden 20.Jh. in Ziegelbauweise,
beide Nr. 15/15A und ein ebenfalls halbstöckig
erbautes Backhaus in Fachwerkkonstruktion mit
Ziegelsteinofen aus dem letzten Viertel des
19.Jh. (Nr. 21).

WIETZENDORF

Diese kleinste und dünn besiedelte Gemeinde
des Landkreises mit ihren ungefähr 2.700 über-
wiegend im Kernort selbst lebenden Einwoh-
nern, liegt im südlichen Bereich der Lüneburger
Heide östlich von Dorfmark/Fallingbostel in ei-
nem Korridor zwischen den beiden großen, na-
hezu unbesiedelten Flächen der Truppen-
übungsplätze Bergen und Munster.
Der zentrale Kirchort Wietzendorf, der 15 Kilo-
meter nördlich von Bergen (Landkreis Celle)
liegt, bildet mit den ca. zwölf Kilometer entfern-
ten Städten Soltau im Nordwesten und Munster
im Nordosten ein etwa gleichschenkliges Drei-
eck. Seine Verkehrsanbindung erfolgt indirekt
über ost-west- und nord-süd-gerichtete Kreis-
straßen (K 10, 11, 12), die Wietzendorf über die
B 3 und die B 71 an die Region und schließlich
an die Autobahn im Bereich Soltau überregional
anschließen. Zusätzlich berührt die Kleinbahnli-
nie Celle-Bergen-Soltau seit 1910 den östlichen
Ortsrand. Der gleichzeitig errichtete Haltepunkt
der heute noch zeitweise für den Güter- oder


Wietzendorf, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1778 (Landesvermessung u. Geobasisinf. Niedersachsen)

Wietzendorf, Über der Brücke 1, Bauerngarten (Aufnahme 1996)


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