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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0231
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Ein alter fast dammartiger und damit meist
hochwasserfreier Verbindungsweg führt von
Süden her im Bogen zum Gut II. Dieser etwas
weiter landeinwärts gelegene Platz war mindes-
tens seit dem 17.Jh. besiedelt, was durch die
Pferdetränke von 1676 und den Sandsteinbrun-
nen von 1683 deutlich wird. Er entwickelte sich
im Laufe des 18.Jh. unter Ludwig von Behr zu
einem imposanten Anwesen mit kleinem Ba-
rockgarten sowie einem Landschaftspark.
Die weiträumige Hofanlage selbst war ursprüng-
lich ost-west-gerichtet. Im Westen sind noch
Reste des früheren Einfahrtstores sowie einer
Umfassungsmauer erhalten. Das zentral gelege-
ne Herrenhaus wurde flankiert von den zahlrei-
chen Wirtschaftsgebäuden und bildete mit ihnen
eine Einheit. Die heutige Trennung in Wohn- und
Wirtschaftshof (in Herrenhaus mit sog. Nelken-
haus, nördlich gelegener kleinen Scheune, Stall
sowie Barockgarten, Landschaftspark und Wirt-
schaftsgebäude mit ehemaligem Verwalter-
wohnhaus) wird verdeutlicht durch die doppelte
Erschließung von Norden.
Die Einfahrt zum östlich gelegenen Wohnhof
wird markiert durch eine Fachwerkscheune mit
Querdurchfahrt unter hohem, teilweise noch
reetgedecktem Walmdach von 1786. Das aus
quadratischen Gefachen bestehende schlichte
Oberrähmgefüge mit eingehälsten Ankerbalken
wird traufseitig durch wandhohe Eckständer
gehalten.
Eine Datierung über dem heutigen Eingang des
Herrenhauses weist auf seine ursprüngliche Er-
bauungszeit im Jahre 1720 hin. Nach Bränden
in den Jahren 1793 und 1885 ist aus dem
schlichten Bau unter Walmdach, wie er in der
Verkopplungskarte von 1802 dargestellt ist,
durch Verlängerung (1901), Vorsprünge und be-
sonders durch den risalitartigen Treppenhaus-
turm unter Welscher Haube, heute ein zweige-
schossiger Bau mit massivem Erdgeschoss
sowie Fachwerkaufsatz und Anbauten mit Zier-
fachwerk entstanden.
Der kleine südöstlich gelegene schlichte Fach-
werkbau fast ohne Fenster wurde wohl um die
Mitte des 18.Jh. von dem damaligen Besitzer
Ludwig von Behr zur Zucht von Nelken errichtet,
die dann in dem südlich anschließenden Ba-
rockgarten Verwendung fanden.
Das z. Zf. weitgehend begrünte Areal des wohl
1754 angelegten Barockgartens weist auch
heute noch mit seinen Buchsbaum- und
Buchenhecken sowie den mächtigen Eiben und
der die Südostecke markierenden alten Eiche
typische Merkmale aus der Entstehungszeit auf,
einschließlich der beiden Sonnenuhren in Sand-
stein, datiert auf 1757. Bemerkenswert ist hier
der hölzerne Hochwasser-Anzeigepfahl mit Mar-
kierungen seit 1775.
Der als Windschutz im Osten des Hofes liegen-
de, ca. 20 Morgen große Landschaftspark, mit
seinen teilweise jahrhundertealten Bäumen ver-
birgt jenseits einer ausgedehnten malerischen
Rasenaue ein seit 1904 bestehendes Familien-
begräbnis. Das durch schmiedeeiserne Gitter
eingezäunte Rechteck enthält von Erde bedeck-
te Grabkammern, Findlingsgräber sowie behau-

ene Grabsteine. Nordwestlich davon steht in-
mitten einer wohl gleich alten Buchengruppe ein
1820 hier errichteter Grabstein in Form einer
roten Sandsteinvase auf dreistufigem Sockel.
Auf dem 1971 abgeteilten Wirtschaftshof stehen
heute Fachwerk- oder massive Gebäude des
frühen 19. und 20.Jh., bis auf ein abgängiges
Gebäude (mit Backhaus oder Schmiede?) des
18.Jh. nahe des ursprünglichen Eingangstores.
Von diesen Gebäuden ist der mächtige, langge-
streckte Pferdestall in Fachwerk aus der Zeit um
1800 zu erwähnen sowie das wohl etwa gleich
alte ehemalige Verwalterwohnhaus, dessen
Fachwerkgerüst auf hohem Sockel errichtet
wurde und ein Dachhäuschen mit Uhr und Glo-
cke aufweist. Halbwalmdächer, ein kräftiges,
großmaschiges Gerüst mit wandhohen Eckstän-
dern sowie knapp vorkragende Dachbalken
kennzeichnen die Gebäude.
Das massive Landarbeiterhaus mit zwei Eingän-
gen wurde erst Ende des 19.Jh. im Norden der
Hofanlage errichtet.
Auf der selbstständigen Hofanlage IV nördlich
von Gut II ist noch ein ehemaliges Backhaus zu
finden, das im 18 .Jh. in einiger Entfernung zu
den übrigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden
errichtet wurde.

HODENHAGEN

Hodenhagen ist seit 1974 als größte Mitglieds-
gemeinde mit ca. 2.600 Einwohnern Sitz der
Samtgemeinde Ahlden, die sich im Süden des
Landkreises zu beiden Seiten der Aller erstreckt.
Die Gemeinde wurde 1936 aus den drei
benachbarten selbstständigen Gemeinden
Hudemühlen-Flecken, Hudemühlen-Burg und
Riethagen gebildet und liegt am Ostufer der Aller
nahe am Zufluss der zweiarmigen Meiße. Sie
wurde benannt nach ihrem vermutlichen Sied-
lungsursprung, der etwa zwei Kilometer entfernt
gelegenen ehemaligen „Veste Hodenhagen“, die
dort durch die aus dem Hoyaschen vertriebenen
Hodenberger Herren wohl um 1200 errichtet
und bereits 1289, nach Überlassung an den

Herzog zu Lüneburg zerstört worden war. 1856
wurde von dieser Familie am ehemaligen Stand-
ort der Burg ein Gedenkstein aus fünf Sand-
steinblöcken aufgestellt, der heute inmitten
eines kleinen Wäldchens südlich der Kreuzung
der Meiße mit der Straße Am Safaripark steht.
Seit 1360 wird im Zusammenhang mit einer
Mühle ein Hof in „Hodenmolen“ erwähnt und
1448 eine befestigte Burg, die als Ersatz für die
zerstörte Veste weiter westlich in Hudemühlen
errichtet worden war. Historische Darstellungen
des 17.-19.Jh. zeigen eine im Quadrat befestig-
te Anlage in der Südostecke der Insel, die durch
einen Verbindungsstich zwischen den Meiße-
Armen gebildeten wird. Es wird vermutet, dass
die Burg am Anfang des 16.Jh. die stattliche
Form eines Schlosses bekam, wie sie in der
1648 entstandenen Darstellung und Beschrei-
bung Merians zu erkennen ist. Wann und unter
welchen Umständen es zerstört wurde ist nicht
bekannt, aber bereits in den Verkopplungskar-
ten von 1817 ist es nicht mehr verzeichnet und
heute zeugt davon nur noch ein Hügel am Ende
der Straße An der Burg.
Etwa gleichzeitig mit der Umsetzung der alten
Burg ist auch die bedeutende Handels- und
spätere Heerstraße (von Bremen nach Hanno-
ver) die heutige Landesstraße 190, nach Westen
verlegt worden. Sie führt nun auf einem Damm
über die Meißeniederung, vorbei an dem zu
Anfang des 15.Jh. so genannten „Flecken zum
Damm oder zur Hude“, dessen Besiedlung wohl
etwa gleichzeitig mit der benachbarten Burg
entstanden war. Der Flecken besaß nur wenige
Rechte, von denen das Marktrecht schon 1618
nicht mehr bestand. 1858 wurden für Hude-
mühlen 38 pflichtige Hausstellen und drei adlig
freie landtagsfähige Höfe bezeugt. Die beiden
erwähnten Mühlen sind nicht mehr vorhanden.
War damals die verkehrsgünstige Lage der alten
Burgen am Flussübergang und an der alten
Handelsstraße für die Entwicklung Hodenha-
gens entscheidend, so ist es heute die Lage am
Schnittpunkt der Landesstraßen 190 und 191
sowie die direkte Anbindung an zwei Bundesau-
tobahnen (A 7 von Hamburg nach Hannover

Hodenhagen, Auf der Burg 3, Wohnwirtschaftsgebäude, um 1550


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