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Fremdenverkehr genutzten Ergänzungsstrecke
von Hannover nach Harburg führte schon früh
zu einer besseren regionalen Erschließung des
Bereiches. Die Bahn hatte die für Wietzendorf
wichtige Postroute abgelöst (die alte Heerstraße
von Celle nach Harburg, in Teilen heute die
nord-süd-gerichtete Kreisstraße 10/12 von Ber-
gen bis Bispingen), für die seit 1675 hier eine
Zollstelle und eine Station zum Pferdewechsel
eingerichtet war. Diese hatte bis zur Verlegung
der Strecke nach Soltau (heute B 3), veranlasst
von Napoleon zu Beginn des 19.Jh., nicht nur
die vorhandenen Gasthäuser in Wietzendorf gut
versorgt sondern auch die zahlreichen Fracht-
fahrer.
Die nord-süd-gerichtete, von dem Fluss Aue
und der abknickenden Wietze im Norden und
dem Suhrbach im Süden gebildete fruchtbare
Senke, in der Wietzendorf gelegen ist, wird
heute umgeben von ausgedehnten Waldflächen.
Diese beherrschen die eiszeitlich geprägte Hü-
gellandschaft mit einigen um die 100 Meter ho-
hen Anhöhen im Osten und Westen, deren frü-
here Heide- und Moorlandschaft seit dem

19.Jh. größtenteils von den Bauern urbar ge-
macht und aufgeforstet worden ist. Das sog.
Große Moor, das sich erst seit 1955 im Rahmen
einer umfangreichen Kultivierung teilweise zu
Wiesenflächen gewandelt hat, schiebt sich auch
heute noch von Bergen aus fast bis in den
zentralen Ort Wietzendorf vor. Es wird von der
wichtigen westlichen Ortszufahrtsstraße, der
K 12, durchschnitten und setzt sich im Norden
als Bruchwaldgelände „Wietzenbruch“ fast bis
an die Autobahn A 7 fort.
Die Auen der Flüsse boten vergleichsweise
günstige Siedlungsbedingungen in der ehemals
weiten, kargen Heidelandschaft. Die deshalb si-
cherlich schon früh erreichte Grenze der Besied-
lungsdichte stagnierte demzufolge jahrhunderte-
lang. In dem 1255 erstmals erwähnten „Wincen-
thorpe“ sind 1438 laut Celler Schatzregister be-
reits 20 Familien eingetragen. 1563 waren es
neun Vollhöfe und ein Halbhof (mit zwei adligen
Gütern) sowie bereits 17 Kotstellen mit Hand-
werksberufen im Haupterwerb. Mehr als zwei
Jahrhunderte später, 1778, wurden immer noch
27 „Feuerstellen“ verzeichnet und Mitte des

19.Jh. 27 „pflichtige Hausstellen“ zuzüglich drei
adlige freie Höfe und ein sattelfreier Hof sowie
Pfarr-, Pfarrwitwen- und Küsterhaus.
Das Kirchspiel Wietzendorf erschien schon im
14.Jh. als selbstständiger Einnahmedistrikt der
Vogtei Celle, als es noch mit dem Kirchspiel
Bergen einen gemeinsamen Go bildete. Im
18.Jh. war es als Vogtei und Kirchspiel mit Sülze
und Bergen in der Amtsvogtei Bergen zu-
sammengefasst, als eine der zwölf Amtsvog-
teien innerhalb der Großvogtei Celle. Im Zuge
der Amtsreform kam Wietzendorf 1859 zum
Amt Soltau und wurde 1885 in den neu gegrün-
deten Kreis Soltau integriert. Nach einer kurzen
Phase als Samtgemeinde wurde Wietzendorf
schließlich 1974 aufgrund seiner geringen Größe
mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden
Bockei, Marbostel, Meinholz, Reddingen und
Suroide zu einer Einheitsgemeinde zusammen-
gefasst.
Das Kirchdorf selbst hat sich zu einem länd-
lichen Zentrum für die umliegenden, zumeist aus
Einzelhofanlagen bestehenden Ortsteile entwi-
ckelt. Aus diesem Grund ist die Landwirtschaft
im Ortskern weitgehend verdrängt worden. Ne-
ben Kirche und Verwaltungseinrichtungen haben
sich zahlreiche Gewerbe- und Dienstleistungs-
betriebe auch für den Fremdenverkehr angesie-
delt, welcher in dieser im südlichen Bereich der
Lüneburger Heide angesiedelten Landschaft ei-
ne zunehmende Rolle spielt. Den wirtschaftli-
chen Aufschwung verdankt die Gemeinde, wie
einige ihrer Nachbargemeinden auch, zum Teil
der Einrichtung des Truppenübungsplatzes
Munster, welcher bereits seit 1891 durch den
Verkauf der Flächen an die damalige preußische
Militärregierung entstanden war und während
des Ersten und Zweiten Weltkrieges erweitert
und entsprechend genutzt wurde und noch

Wietzendorf, Über der Brücke 1, Göpel, 2. H. 19.Jh



Wietzendorf, Über der Brücke 1, Hofanlage

Wietzendorf, Über der Brücke 1, Hofanlage

Wietzendorf, Über der Brücke 1, Bienenzaun


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