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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0150
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tiger, einheitlich gestalteter schlichter Rohziegel-
bau unter Flachdach u.a. mit übereinander
liegenden Aufzugsluken.
Wohl aus der Zeit der ersten Renovierung in der
Mitte des 19. Jh. oder später stammt das im
Winkel auf Granitsockel angesetzte Wohnhaus
unter Walm- bzw. Mansarddach, das sich in den
siebenachsigen Wohntrakt und einen Wirt-
schaftstrakt mit Quereinfahrt unterhalb einer
Ladeluke gliedert. Die zwei Geschosse des
Rohziegelgebäudes werden durch ein Zierzie-
gelband voneinander getrennt. Weiterer sparsa-
mer Fassadenschmuck neben der zeitgenössi-
sche Eingangstür mit ornamentiertem Oberlicht
wurde zwischen den jüngeren einscheibigen
Fenstereinbauten und einigen vermauerten
Fenstern angebracht. Er besteht aus einzelnen
Ziegelreliefs mit einer Rad- und Kornährendar-
stellung.
Entlang der geschwungenen Ortsdurchfahrt
bestimmen vor allem die reetgedeckten Fach-
werkhäuser das Ortsbild, die der abwechse-
lungsreichen Wiesenlandschaft am Fluss gegen-

über liegen. Sie stehen auf alten, mit hohen
Eichen und anderen Hofbäumen bestandenen,
noch teilweise feldsteingepflasterten Hofparzel-
len, deren Rückseiten an die Flussauen von
Luhe, Brunau und Wittenbach grenzen. Die
haufendorfartig locker verteilte Bebauung des
Ortes liegt insgesamt in einer Senke vor dem
nach Nordosten kräftig ansteigenden Talrand.
Aufgrund der niedrigen Lage wurden die
Gebäude häufig vom Hochwasser geschädigt.
Die Baudenkmale im inneren Dorfkern sind vor
allem die traufständigen Wohnwirtschaftsgebäu-
de dieser alten Höfe, Dorfstraße 7 und 12, und
Alter Postweg 1. Am südlichen Ortsausgang
steht auf einer jüngeren Stelle das kleine, um
1870 erbaute giebelständige Hallenhaus Alter
Postweg 29. Trotz des erneuerten Erschei-
nungsbildes des vollständig zum Wohnen
umgebauten Vierständerbaus u.a. mit neuen,
gemusterten Ausfachungen, blieb das Innenge-
füge und ebenso die symmetrische Gestaltung
des Wirtschaftsgiebels mit dem mittigen
Einfahrtstor erhalten.
Die im gleichen Zeitraum gegen Ende des 18.
Jh. bzw. 1778 errichteten Zweiständer-Hallen-

Hützel, Dorfstr. 12, Wohnwirtschaftsgebäude, 2. Hälfte 18. Jh., Zustand 1996


Hützel, Dorfstr. 7, Wohnwirtschaftsgebäude, 1778


häuser, Nr. 7 und Nr. 12 liegen sich gegenüber.
Ihre Wirtschaftsgiebel weisen ebenfalls eine
symmetrische Gliederung durch geschosshohe,
regelmäßige Verstrebungen zu beiden Seiten
der mittigen Einfahrten auf. Die Giebeltrapeze
kragen auf gerundeten Balkenköpfen vor und
sind unterhalb der Halbwalme teilweise verbohlt.
Der vollständig zum Wohnen ausgebaute Nord-
teil von Nr. 12 steht hochwassergeschützt hinter
einem Eichenhain auf einer warftartig erhöhten
Talsanddüne. Das Gebäude hat einen eingezo-
genen Wohntrakt mit kräftigen Fußstreben und
allenthalben neue Flügelfenster. Die untere
Gefachreihe wurde hier teilweise massiv ersetzt
während das östlich davon liegende Hallenhaus
Nr. 7 bis auf den Wirtschaftsgiebel insgesamt
massiv unterfangen ist. In der weitgehend
unverbauten Diele zeigt sich am kopfbandver-
stärkten Innengerüst eine Datierung (1778). Das
dritte Zweiständer-Hallenhaus ist erst 1849
erbaut worden (Alter Postweg 1). Das mit
Langstreben ausgesteifte Gerüst beherrscht
einen wichtigen Kreuzungspunkt des Ortes. Es
steht unter Halbwalmdach auf behauenen
Granitblöcken unmittelbar an der Straße. Unge-
wöhnlich erscheint das seitliche, schmale
Einfahrtstor, das möglicherweise im Zusammen-
hang mit dem nachträglichen Stalleinbau in der
Diele entstanden ist.
Diese stattlichen Wohnwirtschaftsgebäude
werden von mehreren schönen Speichergebäu-
den ergänzt, die trotz unterschiedlicher Erbau-
ungszeiten in der für Speichergebäude dieser
Region am häufigsten verwendeten 1 1/2-
geschossigen Hochrähmbauweise errichtet
sind. Der 1751 auf hoher Granitquader-Sockel-
zone unter steilem Reetdach aufgebaute, älteste
Treppenspeicher in der Bispinger Straße 5
steht zusammen mit dem wohl etwas jüngeren
Speicher Nr. 3 zwischen den zugehörigen
Hauptgebäuden. Das imposante, sicherlich
schon um 1600 entstandene Wohnwirtschafts-
gebäude von Nr. 3 wurde aufgrund von Wasser-
schäden in jüngster Zeit neu aufgebaut. Der
erste Speicher ist gefachweise verbohlt und
weist traufseitig einen Anklapp sowie einen
datierten, geschweiften Türsturz auf. Der zweite
ist ein Zweiraumspeicher mit einer geschossho-
hen Verbohlung sowie einer traufseitigen
Doppeltür. Der 1981 restaurierte Treppenspei-
cher von Dorfstraße 7 ist 1779 entstanden und
nach seiner Translozierung südlich des Haupt-
hauses aufgebaut worden. Profilierte Knaggen
an Traut- und Giebelseiten bestimmen sein
Äußeres. Der Speicher der Hofstelle Bispinger
Straße 9 dagegen ist erst 1902 in etwas abge-
wandelter Bauweise entstanden. Er entstand
eingeschossig in der Art der übrigen Wirt-
schaftsgebäude des Hofes in schlicht ausge-
mauerter Fachwerkbauweise mit prägenden
Langstreben und einer Giebelverbretterung
unter einem flachem Satteldach. Er ist auf einem
schon früher erhöhten Untergrund unter
Verwendung älterer Fundamentreste im einge-
tieften Kellerbereich aufgebaut worden.
BISPINGEN-VOLKWARDINGEN

Die westlich der Ortslage, im sog. Dorfwald
aufgefundenen Hügelgräber erinnern an die
frühesten Besiedlungszeiträume der gesamten
Gegend. Die ersten Siedlungsursprünge Volk-

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