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stellen vervollständigen die Anzahl der Baudenk-
male des Ortes; so der älteste Brunnen von
1687 auf Hof Nr. 17, der mit 1789 datierte
Brunnen auf Nr. 3 und der von 1791 auf Nr. 12.
Westlich der geschlossenen Ortslage und auch
von anderen Bebauungseinheiten weit entfernt,
liegt die auch heute noch ausschließlich aus ei-
ner einstelligen Hofanlage bestehende Siedlung
Hartböhn 1. Der spätere herrschaftlichen Vollhof
(1680) hat schon um 1500 existiert, 1575 „up’n
Hardtboell“ oder 1774 „Hartboden“ genannt. Er
ist eingebettet in das landschaftlich abwechse-
lungsreiche Auengebiet des Hahnenbaches,
dessen angespülte Ränder nach Norden durch
Böschungen teilweise stark ansteigen. Eine ost-
west-gerichtete Wegeverbindung quert hier so-
wohl die Hofstelle als auch den Bach. Noch im
19.Jh. grenzte das Anwesen an ein nördlich an-
schließendes ausgedehntes Heidegebiet und ist
heute fast vollständig von Laubwald umgeben.
Die Gebäude des Hofes reichen jenseits des
Weges bis an das Bachbett heran. Hier stehen
die beiden im 18.Jh. aufgebauten Speicher des
Hofes. Sie stellen den noch unverändert erhalte-
nen historischen Anteil der insgesamt aus sie-
ben Gebäuden bestehenden Hofanlage dar, de-
ren um 1750 erbautes Wohnwirtschaftsgebäude
durch massive Ersatzwände und Anbauten
stark verändert worden ist. Der ältere, im Kern
wohl 1741 erbaute Getreidespeicher soll ur-
sprünglich zum Mühlenhof „Rutenmühle“ weiter
östlich gehört haben. Er war schon 1939 umge-
baut worden und stellt sich heute als ein zwei-
stöckiger, durch Fenster und Garageneinfahrt
zum Wohnen ausgebauter Fachwerkbau dar,
dessen kräftiges Gerüst von geschosshohen
Eckverstrebungen gehalten wird. Der 1785 er-
baute, ebenfalls wohl der Mühle angehörende
zweite Treppenspeicher besteht aus einem 1
1/2-geschossigen Hochrähmgerüst mit typi-
scher Verbohlung, dessen vorgezogene Rahme
im Bereich der Treppenanlage von kräftigen be-
schnitzten Kragbalken unterstützt werden. Das
Treppenpodest weist zudem zeitgenössische,
balusterförmig geschnittene Docken auf.
An dem bachbegleitenden Weg von Neuenkir-
chen in Richtung Westen nach Hartböhn liegt
der abgeschieden gelegene Mühlenhof Ruten-
mühlen. Die ehemals einstellige, nach dem na-
hen Wald „Rutenbusch“ benannte Hofstelle
(1739 ein herrschaftlicher Kothof) ist sicherlich
schon lange vor ihrer ersten Erwähnung im
Jahre 1611 entstanden. Die heute als Reiterhof
genutzte Anlage, Nr. 1, besteht aus zahlreichen
Hofgebäuden, wie dem 1964 nach einem Brand
wieder aufgebauten Wohnhaus, den Ställen,
einem Speicher und einer Scheune sowie dem
historischen Mühlengebäude. Unter den zumeist
ab Mitte des 19.Jh. errichteten Wirtschaftsge-
bäuden fällt der ältere, senkrecht zur Mühle
aufgestellte, langgestreckte Fachwerkstall durch
sein regelmäßiges, mit Kopfbändern verstärktes
Oberrähmgefüge mit teilweise geschosshoher
Verbohlung auf, der wohl schon 1802 aufgebaut
und 1902 giebelseitig erweitert worden ist.
Die gesamte Anlage liegt, eingebettet in ein
System von Fischteichen, auf einem großen,
inselartigen Gelände zwischen Hahnenbach und
Mühlenbach, welche über den Mühlenstau mit-
einander verbunden sind. Zwischen Mühle und

den Gebäuden des Hofes bzw. des Mühlen-
staus verläuft die historische Bachüberquerung
eines von Behningen nach Norden führenden
Weges über die schmale Schleusenbrücke,
heute in Richtung Kreisstraße 43 nach Broch-
dorf. Westlich schließt sich vor dem Hintergrund
des tief in den bewaldeten Dünenhang einge-
schnittenen Bachbetts des Hahnenbachs das
imposante Mühlengebäude an. Die reizvolle Si-
tuation dieser von Wald und Wasser umschlos-
senen, ehemals technisch ausgeklügelten Anla-
ge ist durch das im Laufe der Zeit gewachsene
Zusammenspiel von Natur und Technik entstan-
den.
Das heutige Mühlengebäude ist 1798 aufgrund
des sumpfigen Untergrunds auf Pfählen errichtet
worden. Trotz einiger späterer Umbauten ist
dem in Funktionsteile gegliederten Fachwerkbau
unter entsprechenden Satteldächern auch ohne
traufseitige Wasserräder seine frühere Funktion
eindeutig anzusehen. Es wurde parallel zum
Bachlauf auf einem behauenen Findlingssockel
aufgebaut, der wasserseitig eine mächtige hohe
Stützmauer bildet. Das über einem Ziegelkranz

aufgebaute, durchgängig zweigeschossige kräf-
tige Gefüge mit den fast quadratischen Gefa-
chen und den über zwei Gefache reichenden,
aussteifenden Fußstreben wurde in seinem
Inneren in drei Ebenen unterteilt. Diese können
über traufseitige Ladeluken beschickt werden.
Über den westlichen vier Gefachen ist oberhalb
des Korn- und Mehlbodens auf knapp vorste-
henden Balkenköpfen noch ein Stockwerk
aufgesetzt worden, das vollständig verbreitert
ist. Bemerkenswert erscheint der zweigeschos-
sig ausgebaute, straßenseitige Giebelbereich mit
übereinander liegenden Ladeluken, der auf
kopfbandverstärkten Holzstützen über einer Art
Terrasse vorkragt, welche wohl zum trockenen
Beladen der dahinter liegenden Mahlgangebene
geeignet war. Über der seitlichen Eingangstür ist
eine datierte Inschrifttafel aus Sandstein ange-
bracht worden.
Ursprünglich war in der Mühle nur ein von einem
Wasserrad angetriebener Mahlgang vorhanden.
Dieser war seit 1722 durch einen zweiten Mahl-
gang und seit 1736 durch eine Walkmühle
erweitert worden, in der später als gesondertes


Brochdorf, Brochdorf 3, Wohnwirtschaftsgebäude, Ende 18.Jh.

Brochdorf, Rutenmühlen 1, ehern. Wassermühle, 1798


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