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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0269
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denkmal in Rethem und ihre Entwicklung zur
Schlossanlage, ist heute hauptsächlich anhand
von historischen Aufzeichnungen und Plänen
nachzuvollziehen. Vor Ort kann man anhand des
gegenüber der südlich anschließenden Land-
schaft erhöhten Platzes noch die erweiterten
Umrisse der Anlage vom Anfang des 18.Jh.
erkennen. Zu dieser Zeit war bereits der
Schlossgraben zugeschüttet und als Gartenland
in die Anlage mit einbezogen. Die drei auf dem
ehemaligen Burg- oder Schlossplatz stehenden
Gebäude enthalten teilweise Reste der
Ursprungsbebauung. Bis auf das Wohnhaus
Lange Straße Nr. 2a aus der 1. Hälfte des
19.Jh., wurden die übrigen Gebäude erst nach
dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Sie stehen auf
teilweise alten Fundamenten, z.B. des sog.
Steinhauses. Teilweise wurden die aus Findlin-
gen bestehenden Mauerreste, die mit den in der
Umgebung vorkommenden Rasensteinen
durchsetzt sind und schon früher mit Rotsteinen
in unterschiedlichen Klosterformaten ergänzt
wurden, zum Bau der heute bestehenden
Gebäude benutzt. So wurden die meterdicken
Mauerreste in der Südwestecke zu dem beste-
henden Wirtschaftsgebäude Lange Straße Nr.
2 ergänzt. Bei dem Wohnhaus Lange Straße
Nr. 2, weiter nördlich, wird die untere Westwand
aus der historischen Ziegelmauer mit zahlrei-
chen flachen Bogennischen mit einem Tordurch-
gang nach Westen gebildet. Darüber hinaus
sind hier hauptsächlich im Bereich der offenen
Veranda datierte, wieder verwendete Wappenre-
liefs in Sandstein von 1661 eingearbeitet. Diese
stammen möglicherweise von dem 1930 voll-
ständig niedergebrannten Schlossgebäude und
späteren „Amtshaus“, das in der Nähe der Aller,
parallel zu ihrem Ufer errichtet worden war.
Die Entwicklung der Burganlage hatte im 13.Jh.
mit dem Bau des „Festen oder Steinhauses“,
einem für Burgen üblichen hohen, evtl, sogar
viergeschossigen Gebäude begonnen. Sie ging
über in eine geschlossene, von mehreren
Gebäuden gebildete und von Wasser umgebe-
ne Burganlage, wie die Darstellung in den von
R. M. Mittelhäuser bearbeiteten Plänen „Conter-
fey des Hauses Rethem Ao 1552“ zeigt. Sie
musste neben dem Herzog und seiner Hofhal-
tung auch Platz für die städtischen „Beamten“
bieten und wurde in der 2. Hälfte des 17.Jh. zu
einer durch Wälle und Gräben und wohl Palisa-
den befestigten Landesfeste ausgebaut, die
auch nach den Zerstörungen durch den Dreißig-
jährigen Krieg maßgeblich durch den Drosten
Jobst Witte um 1661 teilweise prachtvoll wieder
hergerichtet wurde. Die zum Wohnen oder
Arbeiten nicht mehr nutzbaren Teile (Unterge-
schoss?) des früheren Burggebäudes selbst
wurden bis ins 18.Jh. als sog. Kornboden ge-
nutzt.
Der Bedeutungsverlust der Schlossanlage inner-
halb des Herzogtums zu Beginn des 18.Jh. ging
einher mit dem Verfall der alten Gebäude,
obwohl noch in Plänen für den „Amtshof und
Garten zu Rethem a.d. Aller von 1750“ (kopiert
von R. M. Mittelhäuser) an Stelle des ehemals
dicht bebauten Burghofes eine vollständige aber
mit Einzelgebäuden bebaute Anlage dargestellt
wird. Diese war um den unterschiedlich breiten
Streifen Gartenland auf der Fläche der 1716
zugeschütteten Befestigungsanlagen erweitert
worden. Nach einer Nutzung der Anlage als


Rethem, Lange Str. 2, ehern. Burganlage, Mauerreste


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