Vorbau mit gerauhtem Quaderputz im Erdge-
schoss wird durch Putzgesimse und Lisenen
gegliedert und u.a. durch regelmäßig ange-
brachte figürliche Konsolen geschmückt. In
jüngerer Zeit ist die mittige Eingangstür nach
vorhandenem Muster rekonstruiert worden.
Der zweigeschossige Putzbau Verdener Straße
4 ist eines der wenigen, äußerlich weitgehend
unverändert erhaltenen Wohn- und Geschäfts-
häuser, das um 1900 im zentralen Bereich am
Rande des Kirchhofes an der vom Marktplatz
nach Süden abbiegenden Ortsdurchfahrt trauf-
ständig unter schlichtem Satteldach errichtet
worden ist. Es fällt im Straßenbild aufgrund sei-
ner aufwendig dekorierten Jugendstilfassade
auf, die von Ecklisenen gerahmt und mittels des
mittigen Balkons mit schmiedeeisernem Gitter
im Obergeschoss symmetrisch gegliedert ist.
Bis auf moderne Fenstereinbauten unverändert
geblieben ist auch die auf einem Eckgrundstück
erbaute Villa Harburger Straße 10, welche der
damalige Wegebaumeister Ropeter um 1900
hinter einem Vorgarten errichten ließ. Neben der
differenzierten Gebäudegliederung tragen auch
die historisierenden Renaissanceformen des
straßenseitigen Dekors im Bereich von Giebeln,
Brüstungen und Fenstern zu ihrem repräsentati-
ven Äußeren bei. Der verputzte Massivbau wird
durch das mit Hilfe von Zwerchgiebeln voll aus-
gebaute Mansarddach und die knapp vorsprin-
genden, volutenübergiebelten Risalite und dem
Eckerker unter Glockendach zweigeschossig.
Der Eingang zum balusterartig abgegrenzten
Vorbereich des Hochparterres wird über eine
zehnstufige Treppe geführt.
Während sich in dem Kernort selbst nur anhand
weniger Gebäude die Entwicklung des Ortes
vom Bauerndorf zur Kleinstadt in denkmalpfle-
gerischer Sichtweise darstellen lässt, weisen die
Schneverdinger Ortsteile einen denkmalwerten
Gebäudebestand auf, der oftmals ganze Hof-
stellen umfasst und die aus zahlreichen Gebäu-
den bestehende Hofbebauung dieser Heidere-
gion in oftmals typischer Weise repräsentiert.
Neben einigen Hauptgebäuden und den zahlrei-
chen Speichergebäuden sind es vor allem auch
eine Reihe von Schafställen, die auf den Haupt-
erwerbszweig der Heidebauern noch bis vor
etwa 50 Jahren erinnern.
SCHNEVERDINGEN-EHRHORN
Das dünn besiedelte Gemeindegebiet grenzt im
Nordosten an die Gemeinde Bispingen. Es
nimmt einen Teil des Endmoränenzuges im Na-
turschutzgebiet Lüneburger Heide ein. Hohe Er-
hebungen wechseln hier mit wasserführenden
Einschnitten, z.B. der Wümme ab und sorgen
trotz der umfangreichen Bewaldungen für ein
abwechselungsreiches Landschaftsbild. Tat-
sächlich entspringen in dem anschließenden
noch höheren Bereich um den Wilseder Berg
jenseits der Gemeindegrenze sämtliche, der
Elbe und Aller zufließenden Bäche und Flüsse.
Ehrhorn liegt nördlich der Wümme bzw. der
Haverbeeke, die noch um 1800 die natürliche
Grenze des Amtes Rotenburg zum Amt Winsen
an der Luhe bildete. Im Zuge der Ämterreform
kam der Bispinger Kirchspielort Ehrhorn als Teil
von Winsen zum Amt Soltau, wohl als 1859
auch das Amt Schneverdingen mit Soltau ver-
eint wurde. Die zum Gebiet der ehemals selbst-
ständigen Gemeinde gehörenden Bereiche um
Ober- und Niederhaverbeck wurden bei dem
Zusammenschluss zur Gemeinde Schneverdin-
gen im Zuge der Gebietsreform von 1974 der
östlich anschließenden Gemeinde Bispingen zu-
geschlagen.
Die im Ortsteil aufeinandertreffenden unter-
schiedlichen Landschaftsformen haben auch
unterschiedliche Baustrukturen erzeugt. So ist
das östliche, sandreiche Waldgebiet (und ehe-
malige Heide) neben vereinzelten Erholungs-
und Klinikanlagen des 20.Jh. mit historischen
Einzelhöfen besiedelt. Oftmals waren sie schon
früh geteilt worden, wie wohl die an einem klei-
nen Wasserlauf angesiedelte namengebende
Hofanlage Ehrhorn selbst. Diese war schon
1776 in drei gleichmäßig große, westlich der
alten Straße aufgereihte Parzellen unterteilt (ein
Voll- und zwei Kothöfe). Bis zur 1865/66 durch-
geführten Verkopplung war ein Hof im Norden
Schneverdingen, Harburger Str. 20, Wohnhaus, 1859/1895
hinzugekommen, der zusammen mit einem wei-
teren verschwunden ist. Sie waren schon
1874/75 in das Eigentum der damaligen preußi-
schen Forstverwaltung übergegangen, die die
größte nördliche Stelle als Forsthof nutzte.
Heute wird der 1945 abgebrannte und wieder
aufgebaute Hof vom Staatlichen Forstamt als
Revierförsterei genutzt. Unzerstört blieben die
alten anschließenden sog. Waldarbeiterhöfe, die
über eine gemeinsame mittige Zuwegung wohl
gleichzeitig in der Art einer Doppelhofanlage mit
Haupthaus und Nebengebäude entstanden wa-
ren. Im Mittelpunkt der von der Straße in einer
Waldlichtung zurückliegenden Hofstellen stehen
die prächtigen Zweiständer-Hallenhäuser. Ihr
von ähnlichen Merkmalen geprägtes äußeres
Erscheinungsbild weist insbesondere durch die
Kubatur der wuchtig wirkenden, über (mit Re-
naissancemotiven) profilierten und teilweise far-
big gefassten Knaggen vorkragenden, spitzen
reetgedeckten Vollwalmgiebel und der Stellung
und Ausprägung der Ständer neben dem fast
mittigen Einfahrtstor auf Heidebauernhäuser des
frühen oder mittleren 17.Jh. Auch der äußerlich
etwas veränderte Speicher von Nr. 3 deutet auf
diesen Bebauungszeitraum hin. Bei dem südli-
chen Gebäude, Ehrhorn 4, blieb trotz tiefgrei-
fender Gefügeänderungen aufgrund einer Er-
neuerung des gesamten Wohntrakts mit Teilun-
terkellerung im 18.Jh. und einer 1815 erfolgten
Erneuerung der Traufwände und wohl Entfer-
nung des Vorschauers sowie des 1935 einge-
bauten massiven Ersatzmauerwerks im Wohn-
giebel seine wesentliche Struktur bewahrt. Er-
halten sind in dem heute mit zwei Ferienwoh-
nungen ausgebauten Gebäude vor allem das
eichene, unterrähmverzimmerte Haupttragwerk
im Inneren mit den auskragenden Dachbalken,
sowie die teilweise kopfbandverstärkten Ständer
im giebelseitigen Bereich. Das in Teilen großfa-
chige Fachwerk wurde auf Findlingsquadern er-
baut.
Der nordöstlich der Wümme entstandene und
noch 1852 dem Amte Winsen angehörende Teil
der Siedlung Wintermoor, die sog. „Colonie Win-
termoor“, liegt im Übergangsbereich zwischen
dem hügligen Waldgebiet im Osten und dem
flachen moorigen Feuchtgebiet im Westen des
Ortsteils. Sie war ab 1794 in der bis dahin nur
als Weideland genutzten Gegend gegründet
worden, begünstigt von dem unter Napoleon
erfolgten Ausbau der „Chaussee“ als Heerstra-
ße, heute B 3, und ist 1974 nach Ehrhorn einge-
meindet worden.
Wahrscheinlich ist der zu einem Wohnhaus
umgebaute frühere Hofschafstall des Gehöfts
Ehrhorn 67, der etwas erhöht traufständig an
der B 3 steht, Teil der hier geplanten ersten
Besiedlung. Sein vermutlich um 1800 erbautes
Einkübbungsgerüst, welches wie ein Zweistän-
dergerüst mit nur einer Kübbung aufgebaut
wurde, so dass die eine Ständerreihe gleichzei-
tig die Wandständer bildet, ist typisch für viele
Schafställe in der Umgebung. Das von gefach-
großen Fenstern belichtete Gebäude trägt ein
hohes, reetgedecktes ungleichhüftiges Halb-
walmdach, das rückseitig zum steilen Volldach
wird. Zahlreiche Kopfbänder an den Trag- und
Torständern der inzwischen zugesetzten und
nur einen Hauseingang frei lassenden Längsein-
fahrten stützen das mit Ziegeln ausgefachte
Gerüst, ebenso wie die K-Streben in den Ge-
bäudeecken der hohen Traufseite.
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schoss wird durch Putzgesimse und Lisenen
gegliedert und u.a. durch regelmäßig ange-
brachte figürliche Konsolen geschmückt. In
jüngerer Zeit ist die mittige Eingangstür nach
vorhandenem Muster rekonstruiert worden.
Der zweigeschossige Putzbau Verdener Straße
4 ist eines der wenigen, äußerlich weitgehend
unverändert erhaltenen Wohn- und Geschäfts-
häuser, das um 1900 im zentralen Bereich am
Rande des Kirchhofes an der vom Marktplatz
nach Süden abbiegenden Ortsdurchfahrt trauf-
ständig unter schlichtem Satteldach errichtet
worden ist. Es fällt im Straßenbild aufgrund sei-
ner aufwendig dekorierten Jugendstilfassade
auf, die von Ecklisenen gerahmt und mittels des
mittigen Balkons mit schmiedeeisernem Gitter
im Obergeschoss symmetrisch gegliedert ist.
Bis auf moderne Fenstereinbauten unverändert
geblieben ist auch die auf einem Eckgrundstück
erbaute Villa Harburger Straße 10, welche der
damalige Wegebaumeister Ropeter um 1900
hinter einem Vorgarten errichten ließ. Neben der
differenzierten Gebäudegliederung tragen auch
die historisierenden Renaissanceformen des
straßenseitigen Dekors im Bereich von Giebeln,
Brüstungen und Fenstern zu ihrem repräsentati-
ven Äußeren bei. Der verputzte Massivbau wird
durch das mit Hilfe von Zwerchgiebeln voll aus-
gebaute Mansarddach und die knapp vorsprin-
genden, volutenübergiebelten Risalite und dem
Eckerker unter Glockendach zweigeschossig.
Der Eingang zum balusterartig abgegrenzten
Vorbereich des Hochparterres wird über eine
zehnstufige Treppe geführt.
Während sich in dem Kernort selbst nur anhand
weniger Gebäude die Entwicklung des Ortes
vom Bauerndorf zur Kleinstadt in denkmalpfle-
gerischer Sichtweise darstellen lässt, weisen die
Schneverdinger Ortsteile einen denkmalwerten
Gebäudebestand auf, der oftmals ganze Hof-
stellen umfasst und die aus zahlreichen Gebäu-
den bestehende Hofbebauung dieser Heidere-
gion in oftmals typischer Weise repräsentiert.
Neben einigen Hauptgebäuden und den zahlrei-
chen Speichergebäuden sind es vor allem auch
eine Reihe von Schafställen, die auf den Haupt-
erwerbszweig der Heidebauern noch bis vor
etwa 50 Jahren erinnern.
SCHNEVERDINGEN-EHRHORN
Das dünn besiedelte Gemeindegebiet grenzt im
Nordosten an die Gemeinde Bispingen. Es
nimmt einen Teil des Endmoränenzuges im Na-
turschutzgebiet Lüneburger Heide ein. Hohe Er-
hebungen wechseln hier mit wasserführenden
Einschnitten, z.B. der Wümme ab und sorgen
trotz der umfangreichen Bewaldungen für ein
abwechselungsreiches Landschaftsbild. Tat-
sächlich entspringen in dem anschließenden
noch höheren Bereich um den Wilseder Berg
jenseits der Gemeindegrenze sämtliche, der
Elbe und Aller zufließenden Bäche und Flüsse.
Ehrhorn liegt nördlich der Wümme bzw. der
Haverbeeke, die noch um 1800 die natürliche
Grenze des Amtes Rotenburg zum Amt Winsen
an der Luhe bildete. Im Zuge der Ämterreform
kam der Bispinger Kirchspielort Ehrhorn als Teil
von Winsen zum Amt Soltau, wohl als 1859
auch das Amt Schneverdingen mit Soltau ver-
eint wurde. Die zum Gebiet der ehemals selbst-
ständigen Gemeinde gehörenden Bereiche um
Ober- und Niederhaverbeck wurden bei dem
Zusammenschluss zur Gemeinde Schneverdin-
gen im Zuge der Gebietsreform von 1974 der
östlich anschließenden Gemeinde Bispingen zu-
geschlagen.
Die im Ortsteil aufeinandertreffenden unter-
schiedlichen Landschaftsformen haben auch
unterschiedliche Baustrukturen erzeugt. So ist
das östliche, sandreiche Waldgebiet (und ehe-
malige Heide) neben vereinzelten Erholungs-
und Klinikanlagen des 20.Jh. mit historischen
Einzelhöfen besiedelt. Oftmals waren sie schon
früh geteilt worden, wie wohl die an einem klei-
nen Wasserlauf angesiedelte namengebende
Hofanlage Ehrhorn selbst. Diese war schon
1776 in drei gleichmäßig große, westlich der
alten Straße aufgereihte Parzellen unterteilt (ein
Voll- und zwei Kothöfe). Bis zur 1865/66 durch-
geführten Verkopplung war ein Hof im Norden
Schneverdingen, Harburger Str. 20, Wohnhaus, 1859/1895
hinzugekommen, der zusammen mit einem wei-
teren verschwunden ist. Sie waren schon
1874/75 in das Eigentum der damaligen preußi-
schen Forstverwaltung übergegangen, die die
größte nördliche Stelle als Forsthof nutzte.
Heute wird der 1945 abgebrannte und wieder
aufgebaute Hof vom Staatlichen Forstamt als
Revierförsterei genutzt. Unzerstört blieben die
alten anschließenden sog. Waldarbeiterhöfe, die
über eine gemeinsame mittige Zuwegung wohl
gleichzeitig in der Art einer Doppelhofanlage mit
Haupthaus und Nebengebäude entstanden wa-
ren. Im Mittelpunkt der von der Straße in einer
Waldlichtung zurückliegenden Hofstellen stehen
die prächtigen Zweiständer-Hallenhäuser. Ihr
von ähnlichen Merkmalen geprägtes äußeres
Erscheinungsbild weist insbesondere durch die
Kubatur der wuchtig wirkenden, über (mit Re-
naissancemotiven) profilierten und teilweise far-
big gefassten Knaggen vorkragenden, spitzen
reetgedeckten Vollwalmgiebel und der Stellung
und Ausprägung der Ständer neben dem fast
mittigen Einfahrtstor auf Heidebauernhäuser des
frühen oder mittleren 17.Jh. Auch der äußerlich
etwas veränderte Speicher von Nr. 3 deutet auf
diesen Bebauungszeitraum hin. Bei dem südli-
chen Gebäude, Ehrhorn 4, blieb trotz tiefgrei-
fender Gefügeänderungen aufgrund einer Er-
neuerung des gesamten Wohntrakts mit Teilun-
terkellerung im 18.Jh. und einer 1815 erfolgten
Erneuerung der Traufwände und wohl Entfer-
nung des Vorschauers sowie des 1935 einge-
bauten massiven Ersatzmauerwerks im Wohn-
giebel seine wesentliche Struktur bewahrt. Er-
halten sind in dem heute mit zwei Ferienwoh-
nungen ausgebauten Gebäude vor allem das
eichene, unterrähmverzimmerte Haupttragwerk
im Inneren mit den auskragenden Dachbalken,
sowie die teilweise kopfbandverstärkten Ständer
im giebelseitigen Bereich. Das in Teilen großfa-
chige Fachwerk wurde auf Findlingsquadern er-
baut.
Der nordöstlich der Wümme entstandene und
noch 1852 dem Amte Winsen angehörende Teil
der Siedlung Wintermoor, die sog. „Colonie Win-
termoor“, liegt im Übergangsbereich zwischen
dem hügligen Waldgebiet im Osten und dem
flachen moorigen Feuchtgebiet im Westen des
Ortsteils. Sie war ab 1794 in der bis dahin nur
als Weideland genutzten Gegend gegründet
worden, begünstigt von dem unter Napoleon
erfolgten Ausbau der „Chaussee“ als Heerstra-
ße, heute B 3, und ist 1974 nach Ehrhorn einge-
meindet worden.
Wahrscheinlich ist der zu einem Wohnhaus
umgebaute frühere Hofschafstall des Gehöfts
Ehrhorn 67, der etwas erhöht traufständig an
der B 3 steht, Teil der hier geplanten ersten
Besiedlung. Sein vermutlich um 1800 erbautes
Einkübbungsgerüst, welches wie ein Zweistän-
dergerüst mit nur einer Kübbung aufgebaut
wurde, so dass die eine Ständerreihe gleichzei-
tig die Wandständer bildet, ist typisch für viele
Schafställe in der Umgebung. Das von gefach-
großen Fenstern belichtete Gebäude trägt ein
hohes, reetgedecktes ungleichhüftiges Halb-
walmdach, das rückseitig zum steilen Volldach
wird. Zahlreiche Kopfbänder an den Trag- und
Torständern der inzwischen zugesetzten und
nur einen Hauseingang frei lassenden Längsein-
fahrten stützen das mit Ziegeln ausgefachte
Gerüst, ebenso wie die K-Streben in den Ge-
bäudeecken der hohen Traufseite.
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