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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0320
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der Bahn liegt. In der 1. Hälfte des 20.Jh. ist
möglicherweise aufgrund der abgelegenen Lage
lediglich eine kleine Hofstelle im Westen hinzu-
gekommen.
Die drei Höfe Leitzingen 9, 12, 16 sind in der
1848 angefertigten Karte zur „Specialteilung“
mit heute vergleichbaren Gebäudestellungen
verzeichnet.
Der alte „Theeshof“ bzw. die ab 1747 Winkel-
mannhof genannte Hofstelle Nr. 9 liegt hinter
Waldflächen von der östlichen Erschließungs-
straße zurück und ist über mehrere Zufahrten zu
erreichen. Sie wurde erst 1600 durch die Über-
nahme eines wüsten Hofes zum Vollhof und ist
1914 als der größte des Dorfes beschrieben
worden. Die meisten der zahlreichen, von zwei
kleinen Teichen umgebenen Hofgebäude der
großzügigen und noch teilweise mit Feldsteinen
gepflasterten Anlage sind im Laufe des 19.Jh.
entstanden.
Aus älterer Zeit stammen der ehemalige Hof-
schafstall, der Brunnen und der Treppenspei-

cher. Ersterer ist mit einem Gerüstkern von 1704
das älteste Gebäude. Er liegt am nördlichen
Zugang neben dem Wohnwirtschaftsgebäude
und ist durch eine neue Stallnutzung mit einer
Reihe von Fensteröffnungen versehen worden.
Das hohe Dreiviertelwalmdach mit Dachhäus-
chen und Ladeluke beherrscht den mit einer
geschossweisen Verbohlung versehenen Fach-
werkbau, dessen Oberrähmgerüst auf einem
sicherlich nachträglich ersetzten Ziegelsockel
ruht. Der 1731 errichtete doppelte Treppenspei-
cher mit zwei inzwischen fehlenden bzw. verfal-
lenen, jeweils giebelseitig angeordneten Treppen
und traufseitigen Eingangstüren steht auf freilie-
genden, einzelnen großen Feldsteinen. Sein
1 1/2-geschossiges Hochrähmgerüst mit dem
giebelseitig durchgesteckten und im übrigen
eingezapften Ankerbalken und profilierten Krag-
bändern ist sorgfältig gefachweise verbohlt wor-
den. Unverändert ist der 1719 datierte, aus fünf
Sandsteinringen bestehende und von einem
Eisenring gehaltene Brunnen, der zwischen dem
Flett des Wohnwirtschaftsgebäudes und dem
vermutlich in der 1. Hälfte des 19.Jh. erbauten
Felsenkeller steht. Dessen verbreiterter Fach-


Leitzingen, Leitzingen 9, Felsenkeller, 1. Hälfte 19.Jh.

Leitzingen, Leitzingen 9, Hofanlage


werkaufsatz unter Satteldach ist auf einem in
den Erdboden eingetieften und dadurch ge-
schosshohen Findlingsmauerwerk aufgebaut
worden.
Im Zentrum des Hofes steht das 1824 an Stelle
eines Vorgängerbaus errichtete, teilweise reet-
gedeckte Vierständer-Hallenhaus in Unterrähm-
konstruktion mit einem symmetrisch geglieder-
ten, aber durch Umnutzung veränderten Wirt-
schaftsgiebel. Der Wohntrakt ist vermutlich um
1920 verlängert oder ersetzt worden und weist
heute durch den zweigeschossigen Dachaus-
bau zusätzliche Fenster auf. Im Winkel dazu und
parallel zu der zu Beginn des 20.Jh. entstande-
nen Querdurchfahrtsscheune steht der mit
Rundbogenfenstern und Zierziegelsetzungen
gestaltete Rohziegelbau des halbwalmgedeck-
ten, bereits 1865 erbauten Schweinestalls. Sei-
ne ehemaligen Koben und die Kartoffelküche
sind inzwischen umgebaut worden.
Auf der südlich anschließenden ungepflasterten
Hofanlage Nr. 12, deren Gebäude ebenfalls im
Wald eingebettet liegen, sind die zu beiden Sei-
ten des 1817 erbauten, veränderten Wohnwirt-
schaftsgebäudes stehenden Nebengebäude
von denkmalpflegerischem Interesse. Das von
Gestrüpp eingewachsene kleine Backhaus von
1819 in Fachwerkkonstruktion mit vertikaler
Verbohlung ist seit langem ungenutzt. In der gie-
belseitigen Verlängerung lässt sich ein aus
Lehmziegeln gesetzter Ofen erkennen, dessen
Satteldachabdeckung jedoch eingestürzt ist.
Der 1825 erbaute Treppenspeicher ist wie üblich
1 1/2-geschossig in Hochrähmkonstruktion er-
richtet, mit einem durchgesteckten und anson-
sten eingezapften Ankerbalken. Er weist typi-
sche Merkmale, wie eine vertikale Verbohlung
und drei traufseitige Türöffnungen auf. Profilie-
rungen zeigen sich an den Krag- oder Kopfbän-
dern des Dachüberstandes sowie am Treppen-
podest. Der in seiner Konstruktion fast identi-
sche, 1826 erbaute Treppenspeicher auf Hof Nr.
16 wird durch einen abgeschleppten traufseiti-
gen Anbau erweitert.
SOLTAU-MARBOSTEL

Im südlichen Stadtgebiet gelegen, grenzt Mar-
bostel an den Ortsteil Jettebruch in der Stadt
Fallingbostel an. Zu den dortigen Fuhrhoper
Hofanlagen bildet die Böhme die natürliche
Grenze. Der Ortsteil selbst umfasst seit jeher die
beiden kleinen, aus ursprünglich drei und vier
Hausstellen bestehenden, haufendorfähnlichen
Siedlungen Meßhausen und Marbostel und die
später eingemeindeten alten Einzelhofanlagen
Neuhaus im Süden und Breck im Westen. Er-
weitert wurde er durch die im 19. und 20.Jh.
entstandene Siedlung Dannhorn und das Jagd-
haus Weiß aus den zwanziger Jahren. Die
meisten Höfe waren um 1500 wohl dem Kloster
Walsrode verpflichtet. Auf vielen der 1519 im
Zehntregister des Propstes namentlich aufge-
führten und später herrschaftlichen Vollhöfe las-
sen sich zahlreiche Gebäude aus dem 18.Jh.
finden.
Seit 1858 sind in Marbostel nur noch drei der
ursprünglich vier Anwesen erwähnt worden
(1337 urkundlich „Erpesborstolde“, 1520 „Mar-
keborstel“). Diese liegen zu beiden Seiten der

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