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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0341
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hauses Nr. 18 an der Ecke Lange Straße/Die
Worth. Möglicherweise war hier auf einer hoch-
wasserfreien Anhöhe (Worth) bereits das mittel-
alterliche Rathaus angesiedelt, das im Dreißig-
jährigen Krieg zerstört und in traufständiger
Lage neu entstanden war (wohl Darstellung auf
dem Merian-Stich von 1654). Der heutige, zur
Langen Straße orientierte Baukörper ist auf-
grund der Straßenbegradigung nach 1757 in
etwas veränderter Lage im Stil des sog. Kauf-
mannshauses ebenfalls traufständig wiederauf-
gebaut worden. Er beherbergte für lange Zeit
Rat und Gericht. Auch nach deren inhaltlicher
Trennung im Zuge der Amtsreform 1852 blieben
das Rathaus sowie das neu geschaffene Amts-
gericht Walsrode hier untergebracht. (Zuvor
hatte die Stadt die Gerichtsbarkeit ausgeübt).
Seit dem Rathausneubau von 1904 bis zum
Ausbau der Gebäudegruppe, Nm. 29-33, 1988
war in dem Fachwerkbau ausschließlich das
Gericht untergebracht. Er liegt entsprechend der
Planung Vick’s ohne besonderen Vorbereich in
der Bauflucht und tritt im Straßenbild nur durch
den mittig auf dem Walmdach aufgebauten,
zierlichen oktogonalen Dachreiter mit ge-
schwungenem Helm aus der Erbauungszeit her-
vor. Sieben gleichmäßig gesetzte Fensterachsen
sowie ein stockwerktrennendes Gesimsband
gliedern die leicht vorkragende, einfach gehalte-
ne Putzfassade. Auch der in massiver Bauweise
errichtete, zweigeschossige Flügel an der Quer-
straße, der 1852-60 angefügt worden ist, passt
sich dieser Gestaltung an. Das zeitweise mit
einem mittigem Zwerchhaus ausgestattete
historische Rathaus wird gegenwärtig umgebaut
und restauriert.
Das sog. „neue“ Rathaus, Nr. 20, bildet mit dem
modernen Rathausbau eine platzartige Aufwei-
tung. Es ist 1903/04 an Stelle eines Vorgänger-
baus durch den hannoverschen Architekten
Ziegenborn auf dem Eckgrundstück zu Die
Worth aufgeführt worden. Trotz seines vielglie-
drigen, mit neugotischen Zierelementen gekenn-
zeichneten Stils mit einem aus der übrigen
Dachlandschaft heraustretenden quadratischen,
dreigeschossigen Eckturm unter hohem Pyrami-
dendach, nimmt der Rohziegelbau in seiner
Zweigeschossigkeit die Dimensionen der Umge-

bung auf. Die mit Formsteinen gefassten, spitz-
bogigen Fenster im Erdgeschoss mit ihren kreis-
runden Oberlichtern werden im Bereich des stil-
gerecht ausgestatteten Sitzungssaals mit Blei-
verglasung und figürlichen Darstellungen ausge-
füllt.
Etwa baugleich mit dem ältesten Rathausbau ist
die danebenliegende, schon 1659 gegründete
und heute noch so genutzte „Rats Apotheke“,
Nr. 16. Ihre Straßenfassade mit den etwas ver-
größerten Schaufenstern im Erdgeschoss wurde
in jüngerer Zeit glatt verputzt. Das Fachwerkge-
rüst ist von regelmäßig angeordneten Eck- und
Fußstreben in beiden Geschossen geprägt.
Wohl wenig später ist rückseitig ein zweige-
schossiger Fachwerktrakt mit heute massivem
Erdgeschoss angesetzt worden.
Schmale öffentliche Durchgänge zu den
rückwärtigen Amtsgebäuden bzw. in dem Ful-
de-Park trennen die teilweise restaurierten Ba-
rockbauten Nrn. 25, 27, 29 auf der gegenüber-
liegenden Straßenseite voneinander. Ihr Erschei-
nungsbild entspricht bis heute im wesentlichem

der von Vick projektierten und kurz nach 1760
ausgeführten Bauweise. Störend wirken nur die
nachhaltig vergrößerten Ladenfenster im Erdge-
schoss des glatt verputzten Baukörpers von Nr.
25, dessen regelmäßiges Doppelständergerüst
auf der Rückseitige im Obergeschoss Reste
einer alten vertikalen Verbretterung aufweist. Im
Laufe der Zeit sind die ursprünglich großzügigen
Grundrisse der Häuser, die auf einer durchge-
henden Mitteldiele mit eingestellter Treppe ba-
sieren, den jeweiligen Nutzungsanforderungen
angepasst worden. Meist wurden ihre Treppen-
anlagen beibehalten, so in dem wiederherge-
stellten, sog. „Kastendieck’schen Haus“ (seit
1863), Nr. 27, mit sieben etwas versetzt ange-
ordneten Fensterachsen. Das umlaufende, profi-
lierte Stockwerkgesims im Bereich der schwa-
chen Vorkragung ist zusammen mit dem hölzer-
nen Behang erneuert worden. Das stattliche
Kaufmannshaus Nr. 29 steht auf der breiten
Parzelle eines ehemaligen sog. Stern'schen Frei-
hofes und ist mit zwei Erweiterungsbauten der
Zeit um 1900 seit 1988 Teil des Amtsgericht-
Komplexes (Nr. 29-33), der 1988 durch Er-
weiterungsbauten zur Fulde hin diesem Zweck

Walsrode, Lange Str. 37, 35 ff, Übersicht



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