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206

Dio Fälscherkünste.

Nur mit wenigen Worten will ich die Alabasterstatuetten
der Renaissance berühren, welche dutzendweis aus Alabaster-
staub mit Gummi geformt, gefärbt und mit Glaspapier
polirt werden, und die kleineu Marmorgruppen aus der
Zeit Ludwigs XIV., die aus gelbem Wachs fabrizirt und
durch einen Überzug von weißem Wachs Ton und Trans-
parenz des Marmors erhalten. So grob diese Betrügerei
ist, thut sie doch solange ihre Schuldigkeit, als nicht die
Wärme das ganze Kunstwerk zerstört.

Die in Wachs modellirten Bildnisse aus dem Re-
naissancezeitalter sind so gesucht, daß sich die Fälschung
auch aus deren Nachahmung verlegt hat. Ein Pariser
Künstler macht dergleichen mit großer Vollendung, und
bedarf dazu weiter keiner Behelfe, als eines Stückes Wachs,
das er über einer Spirituslampe erwärmt, und einer ge-
zähnten Spatel, mit welcher er das Wachs und die Aquarell-
farben zusammenknetet.

*

Schmiedeeiserne Schlösser, Schlüssel, Thürklopfer werden
so geschickt nachgeahmt, daß der berühmte Schlosser Moreau
sich neulich außer stande erklärte, über einen Schlüssel im

kleme Sammlmig von antikcn und Rcnaissancearbeitcn besaß;
von dicsen fcrtigtc er Kopien aus Werkstücken von Ruinen in
Jstrien und Dalmatien an, schlug ihnen irgcndein Stück ab,
bespritzte den Torso mit Säure, und stelltc ihn entweder für
cinige Wochen in den Kamin hinter dcn Feuerbock, oder ver-
senkte ihn für ein Jahr odcr länger in seincn Gondclhafen, und
setzte endlich das frühcr abgeschlagene Stück wicdcr an — so war
die rcstaurirte alte Arbeit fertig und sand bald cincn Käufer.
 
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