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Der verfluchte Fiaker.

Ihnen, heut' Nacht träumte mir so deutlich, so schön, i kann's
Ihnen gar nit sagen: i werd' von einem jungen noblen Herrn
aufgeweckt und bei der Hand g'nommen, der mir was in's
Ohr 'nein sagt. Wissen's, kei' solcher Traum war gar noch
nit da. „Frau Huberin", sagt' er, — wissen's ganz deutlich
— „Frau Hubcrin", sagt' er, „stehen's dock auf, Sie ver-
schlafen sonst Ihr ganzes Glück. Stehen's auf, nehmen's einen
Bleistift und ein Papier und schrciben's Ihnen die Nummer
deutlich auf von dem Fiaker, der Ihnen zum ersten begegnet,
und setzen sie's in d'Lotterie, Sie werden sehen, er kommt am
ersten Zug." — No, ich wach' auf voll Freud, zieh' mich an
und geh' halt gleich fort und schau', ob ich kein' Fiaker seh'-
Endlich, wie ich so schau', kommt schon einer daherg'sahr'n,
die Freud' von mir können's Ihnen denken. Ich lauf' gleich
hin und schau', was er für ein' Nummer hat. — Wissen's,
ich Hab' g'meint, es trifft mich der Schlag, ich zittre noch an
Hand' und Füß' — hat der Lump nit den 91ger!!? Möch-
ten's jetzt so 'n Lumpen nit glei' verreißen!"

Kindliche Auffassung.

Papa (liest aus der Zeitung vor): „Eine eben so

ausgewählte als zahlreiche Gesellschaft versammelte sich zu Ehren
des heutigen Tages in den Appartements des französischen
Gesandten, wo —"

Fritzchen: „Herr je! hat denn der mehr als ein's?"

Papa: „Das kannst Du Dir wohl denken, eine ganze

Reihe hintereinander, wunderschön gemalt, mit Gas beleuchtet
und —"

Fritzchen: „Papa, Papa, mach keine Lügen, das ist
ja gar nicht möglich! hatte denn die ganze große Gesellschaft
etwa zu viel Stachelbeeren gegessen und Wasser daraus ge-
trunken?"

Proben aus der demnächst erscheinenden popu-
lären Volks- und Bauern-Naturwissenschast

von Johann Helfgott Gimplmann, Schulmeister zu Asting.
l. Hon den Karometer».

Der Barometer ist dasjenige Ding, welches man mit einem
fremden Ausdrucke auch Lustschweremesser nennt, und was ins-
besondere dann in genaue Betrachtung gezogen zu werden pflegt,
wenn man eine Landpartie oder Heu machen will. Er hat,
so zu sagen, sei» Gutes und sein Schlechtes, weil er in der
Landwirthschast bald als Hoffnungsanker, bald als Unglücksprophet
für die Gutsbesitzer und Bauern dient, je nachdem nämlich eine
Anfeuchtung nothwendig ist oder nicht. Man muß vor Allem
die Barometer in die natürlichen oder lebendige», und in die
künstlichen oder leblosen eintheilen. Zu den erstcren zählt man >
den Hund und den grüne» Laubfrosch. Denn cs sagt schon
ein altes Sprichwort mit Recht: Wen» der Hund ins Gras

beißt, so regnet es; und die Frösche schreien vor Freude, wenn
ein Rege» kommt. Ferner muß man zu den Hunden und zu
den Fröschen auch noch den Regenwurm hinzurcchncn, welcher
bei herankommender Feuchtigkeit aus der Erde hervorkriecht, um
sich vom Staube zu reinigen; jedoch darf man sich in Beziehung
auf die Gewitter auf den Regenwurm nicht verlassen, weil er
wegen seiner Langsamkeit immer erst ankommt, wenn dasselbe
schon beendigt worden ist. Aus der genauen Untersuchung
der natürlichen Barometer wird aber auch ersichtlich, daß sie
insbesondere nur aus dem Lande brauchbar sind, weil die Huude
in der Stadt kein Gras finden, welches sie fressen könnten und
weil die Regenwürmcr durch das Straßenpflaster nicht hervor-
zudringen im Stande sind; was aber die Laubfrösche betrifft,
so wohnen dieselben nur selten in den Städten, höchstens näm-
lich bei einigen Professoren der Naturgeschichte und andern
Sonderlingen. Auch mit den Hühneraugen oder Leichdornen
mag man sick nicht zufrieden stellen, welche gcwissermasscn zu
den künstliche» Barometern gehören, weil sie durch den Schuster
erzeugt werden; daher hat man den eigentlichen künstlichen Baro- '
meter erfunden, der zwar nicht lebendig, aber doch beweglich ist.
Derselbe wird am Besten mit einer langen Tabakspfeife verglichen,
von welcher er sich nur dadurch unterscheidet, daß er oben kein Loch
hat und aus purem Glase verfertigt ist, weßhalb man ihn leider
nicht nebenher als Pfeife benützen kann. Zu seiner Brauchbarkeit muß
man ihn nickt etwa nur im Kopfe, sonder» auch in der Röhre
mit Quecksilber füllen, welches eine sehr hinterlistige Flüssigkeit
ist, die sich accurat auf- und abbewegt, wenn es trocken bleiben
oder regnen will; man glaube aber nicht, daß das Quecksilber
ausrinnt, sondern die Luft drückt cs so stark hinein, daß cs
mit bestem Willen nicht Herausrinnen kann. Auch wird diese
Pfeife auf einem Lineale befestiget und einige Striche daraus
gemacht, bei welchen schon geschrieben steht, wie sich die Tem-
peratur und der Sonnenschein benehmen werden. Wegen der
Nützlichkeit dieses Instrumentes sollte man in jedem Dorfe ein
Eremplar davon auf dem Kirchthurmc anbringen, damit auch
das Bauernvolk die Feinheit desselben verstehen lerne.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der verfluchte Fiaker"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fiaker
Wut <Motiv>
Glücksspiel
Ältere Frau <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Traum
Zahl
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 630, S. 30

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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